Aktien von Technologieriesen auf Rekordjagd
Technologie. Die Papiere von Google, Microsoft, Facebook oder Apple notieren nahe ihren Allzeithochs. Doch mehren sich die Anzeichen, dass sich das Wachstum nicht bei allen Technologiegiganten in der gleichen Stärke fortsetzen wird.
Wien. Die Trump-Rallye ist vorbei, an der Wall Street stellt sich langsam ein wenig Ernüchterung ein. Eine Branche scheint aber noch immer kein Halten zu kennen: der Technologiesektor. Der Nasdaq Composite, der mehr als 2500 Firmen aus dem Technologiesektor umfasst, hat seit Jahresbeginn um 13 Prozent zugelegt und kürzlich erstmals die Marke von 6000 Punkten überschritten. Auch Branchenriesen tragen zu dem Anstieg bei: Die Google-Mutter Alpha- bet, der Onlinehändler Amazon, das soziale Netzwerk Facebook, der iPhone-Hersteller Apple, der Windows-Konzern Microsoft, der Streaming-Dienst Netflix oder der Zahlungsdienstleister Paypal – sie alle haben kürzlich neue Allzeithochs erreicht, nachdem sie in den zwölf Monaten davor zweistellige Kursanstiege verzeichnet hatten.
Und im Gegensatz zur Jahrtausendwende, als eine Blase bei Technologieaktien platzte und die Kurse ins Bodenlose sausen ließ, sind die Unternehmen jetzt tatsächlich gut aufgestellt: „Aktien aus dem Technolo- giebereich haben ihre Gewinne stärker gesteigert als alle anderen Sektoren in den vergangenen beiden Jahrzehnten“, schreibt Michael Wang von ETF Securities. „Der Gewinn pro Aktie stieg seit 1995 um mehr als 500 Prozent, der breite Markt schaffte nicht einmal die Hälfte davon.“
Doch trüben ein paar Regenwolken das schöne Bild: Als Facebook vergangene Woche die jüngsten Quartalszahlen bekannt gab, entfernte sich die Aktie wieder ein wenig von ihrem Allzeithoch. Zwar waren Umsatz und Gewinn deutlich gestiegen, doch warnte das Unternehmen seine Aktionäre, dass das Wachstum wohl nicht in diesem Tempo weitergehen könne: Noch mehr Werbung auf Smartphones sei den Nutzern nicht zumutbar. Bei Apple sind trotz Umsatz- und Gewinnplus die iPhone-Verkäufe im Jahresvergleich gesunken.
Der Online-Bezahldienst Paypal wartete ebenfalls mit guten Quartalszahlen auf und sorgte mit der Ankündigung von Aktienrückkäufen für zusätzliche Freude bei den Aktionären. Doch steht das Unternehmen in einem harten Wettbewerbskampf und muss kräftig investieren, um seine Position halten zu können.
Am vergangenen Donnerstag erschreckte Starinvestor Warren Buffett die Märkte mit der Bekanntgabe, dass er sich von einem Drittel seiner IBM-Aktien getrennt hat, die er vor sechs Jahren erworben hatte. Zuvor hatte sich Buffett überhaupt geweigert, bei Technologiefirmen einzusteigen, bevor er sich für eine Beteiligung an dem schwächelnden, aber günstig bewerteten IT-Konzern entschied. Die Aktie hat seit Februar (in diesem Monat dürfte Buffett ausgestiegen sein) 13 Prozent verloren.
Sind das Anzeichen für ein Ende der Technologie-Rallye? Zumal die Aktien im Nasdaq Composite mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33 nicht gerade billig sind. „Einige Aktien sind sicher überteuert“, meint Jakob Frauenschuh, Direktor des Asset-Managements der Q‘elle: Bloomãerg (Stand: 5. Mai 2017) · Grafik: „Die Presse“· GK Schoellerbank. Bei vielen rechtfertige aber das starke Wachstum die hohe Bewertung. Etwa bei Google. Das Kerngeschäft mit Werbung sei zuletzt um 20 Prozent gewachsen, zudem habe das Unternehmen andere Geschäftsfelder, mit denen es noch nichts verdiene, die aber künftig auch zum Geschäft beitragen können (etwa selbstfahrende Autos). Ganz risikofrei ist ein Investment in die Google-Mutter Alphabet aber auch nicht. Der Werbemarkt sei extrem zyklisch. Sollte es mit der Konjunktur nach unten gehen, werde dort zuerst gekürzt.
Größe ist hilfreich
Auch alte Technologiefirmen wie Microsoft oder Oracle hält Frauenschuh für attraktiv: Diese wachsen stark im Cloud-Geschäft (Bereitstellung von IT-Infrastruktur im Internet) und seien auch groß genug, um in diesem Geschäft sinnvoll Fuß fassen zu können.
Von Amazon lässt man hingegen lieber die Finger. „Wir glauben zwar, dass es ein großartiges Unternehmen ist, es ist uns aber zu teuer.“Apple hingegen sei nicht teuer, doch stört den Schoellerbank-Experten hier die starke Abhängigkeit von einem einzigen Produkt: dem Geschäft mit dem iPhone. Auch von IBM ist er nicht so begeistert: Das Unternehmen sei gut aufgestellt im Bereich künstlicher Intelligenz, doch schrumpfe das Kerngeschäft seit Jahren.
Bei IBM scheiden sich die Geister. Ethenea-Fondsmanager Peter Steffen meinte kürzlich in einem Interview mit der „Presse“, dass er IBM – neben Oracle, Intel und Cisco – für sehr attraktiv halte, weil diese Unternehmen zwar in der allgemeinen Einschätzung einer sterbenden Branche angehörten, diese sterbenden Geschäftsfelder aber sukzessive durch neue ersetzen.