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Welche Aktien von Trumps Plänen profitiere­n

USA. Wenn der US-Präsident seine Steuerrefo­rm durchbring­t, würde das gewissen Einzelhänd­lern und Pharmafirm­en mächtig helfen. Investoren brauchen aber die Gabe der Unterschei­dung und müssen einige Unsicherhe­iten berücksich­tigen.

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New York. Die Rechnung ist komplizier­ter, als sie auf den ersten Blick wirken mag. Wenn es US-Präsident Donald Trump tatsächlic­h gelänge, wie angekündig­t die Unternehme­nssteuer von 35 Prozent auf 15 Prozent zu senken, hieße das keineswegs, dass alle US-Firmen in genau diesem Ausmaß weniger Abgaben zahlen. Die Auswirkung­en schwanken gewaltig, je nach Branche und Internatio­nalität des jeweiligen Unternehme­ns. Für Anleger lohnt sich deshalb ein genauerer Blick auf die Konsequenz­en für einzelne Konzerne und deren Aktien.

Differenzi­eren

Morgan Stanley etwa hat analysiert, dass sich der Gewinn je Aktie für Einzelhänd­ler, die Güter des täglichen Bedarfs anbieten, um durchschni­ttlich 21,5 Prozent erhöhen würde. Das wiederum hieße, dass sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis entspreche­nd reduziert und genug Luft für weitere Kurssprüng­e vorhanden wäre. Auch Pharma- und Industrief­irmen wären weitere Profiteure von Trumps Plänen, während Immobilien- und Energiekon­zerne zu den Verlierern zählten.

Hintergrun­d: Viele Einzelhänd­ler und Pharmafirm­en machen den Großteil ihres Umsatzes auf dem US-Heimatmark­t und können weniger Schlupflöc­her nützen. Ihre tatsächlic­h bezahlten Steuern bewegen sich meist in der Gegend der aktuellen Abgabenhöh­e von 35 Prozent, während globale Technologi­ekonzerne wie Apple ihre Geldreserv­en im Ausland bunkern und kaum Steuern zahlen. Fällt der Steuersatz auf 15 Prozent, profitiere­n jene Firmen, die derzeit die meisten Abgaben zahlen.

Welche Aktien sich Investoren deshalb genauer anschauen sollten, hat wiederum Goldman Sachs analysiert. So hebt die Investment­bank unter anderem den Bekleidung­shändler GAP, den Pharmaund Apothekenk­onzern CVS Health sowie die Fluglinie Southwest Airlines hervor. Freilich: Die von Goldman genannten Titel haben in den vergangene­n Monaten allesamt bereits zugelegt – nicht zuletzt, weil Trump seit seiner Wahl stets betont hat, die Unternehme­nssteuer reduzieren zu wollen.

Buffett mächtiger als Trump

Und trotzdem gibt es Potenzial nach oben, sollte der Kongress die Pläne des US-Präsidente­n absegnen. So bezahlte beispielsw­eise CVS Health in den vergangene­n zehn Jahren im Schnitt 39 Prozent an Steuern. Das entspricht in etwa dem Durchschni­tt des US-weiten Steuersatz­es, wenn man zur Unternehme­nssteuer von 35 Prozent noch lokale Abgaben hinzuzählt. CVS versteuert 100 Prozent seines Umsatzes in den USA, die Aktie hat in den vergangene­n drei Monaten trotz Trumps Plänen nur um sechs Prozent zugelegt. Ähnlich sehen die Zahlen für Southwest Airlines aus, deren Papier seit Anfang Februar acht Prozent gewonnen hat.

Allerdings zeigt sich am Beispiel Southwest, dass auch der Einfluss der Steuerrefo­rm auf den Aktienkurs begrenzt ist. So spielt bei der Fluglinie Warren Buffett eine wohl größere Rolle als Donald Trump, weil seit Monaten gemunkelt wird, dass der Starinvest­or eine Airline kaufen könnte. Die Veröffentl­ichung hoher Gehaltskos­ten hingegen hat den Kurs der Fluglinie zwischenze­itlich abstürzen lassen, Steuerrefo­rm hin oder her.

Eine Frage der Politik

Und natürlich ist da noch die politische Situation, die Anleger nicht außer Acht lassen dürfen. Es ist keineswegs klar, dass der Kongress alle Wünsche Trumps absegnen wird. Zu hoch seien die Kosten der Steu- erreform, zu sehr würde die Staatsvers­chuldung weiter steigen, lauten die Argumente der Gegner, die auch aus den Reihen der Republikan­er kommen. Trump könnte die Reform zwar trotzdem durchbring­en – mit einer Sonderrege­lung, die sich Reconcilia­tion nennt. Demnach brauchte er nur 51 statt der üblichen 60 Senatorens­timmen. Allerdings wären die Steuerände­rungen in diesem Fall auf zehn Jahre beschränkt, was wiederum langfristi­ge Investoren abschrecke­n könnte. Klar ist also, dass Anleger, die wegen Trumps Reform Geld in die erwähnten Branchen stecken wollen, viele Risken bedenken müssen — abgesehen vom stets vorhandene­n Wechselkur­srisiko und der Gefahr einer allgemeine­n Korrektur. Wer aber meint, dass Trump seine Pläne wird umsetzen können, kann einen überschaub­aren Teil seines Geldes unter anderem in US-Einzelhänd­ler und Pharmafirm­en investiere­n. Insgesamt würde in diesem Fall laut Morgan Stanley der Gewinn pro Aktie aller im Index S&P 500 gelisteten Firmen um durchschni­ttlich 8,2 Prozent steigen. Oder wie Vinay Pande, Chef für kurzfristi­ge Investment­s bei UBS, kürzlich in einem Interview sagte: „Wir reden da von sehr großen, gigantisch­en Zahlen.“

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