ETF: Angriff auf Black-Rocks Vormacht
Europa. Die Fondsgesellschaft Black-Rock kontrolliert zwei Drittel des aussichtsreichen ETF-Marktes in Europa. Selbst Gebührendumping half den Konkurrenten bisher kaum.
New York/Frankfurt. Der 153 Mrd. Dollar (139 Mrd. Euro) schwere Markt für börsengehandelte Anleihefonds (ETF) in Europa befindet sich fest in der Hand von BlackRock. In den vergangenen Jahren hat die US-amerikanische Fondsgesellschaft ihre Marktanteile sogar weiter auf 67 Prozent erhöht, wie Daten von Morningstar zeigen.
Grund genug, dass Wettbewerber, darunter die Deutsche Bank, zum Angriff auf diese Vormachtstellung blasen. So recht gelingen will ihnen das freilich nicht. Und zwar, obwohl sie neue Fonds auf den Markt bringen und auch geringere Gebühren verlangen.
Die Wettbewerber werden ausgebremst, weil Black-Rocks iShares den Investoren Zugang zu europäischen Anleihefonds bieten, die 93 Mrd. Euro an Netto-Aktiva halten. Das ist mehr als neunmal so viel wie beim nächstgrößten Anbieter, der Deutschen Bank.
„Es gibt einen riesigen Erstanbietervorteil“, sagt Deborah Fuhr vom Marktforscher ETFGI. Investoren haben heuer rund neun Mrd. Euro in Anleihe-ETFs in Europa, dem Nahen Osten und Afrika gepumpt, wie Daten von Black-Rock belegen. Das ist zum Teil mit der steigenden Akzeptanz der Produkte als einfachere Handelsmöglichkeit zu begründen, verglichen mit illiquiden Bondmärkten.
Viel Potenzial in Europa
„Es fließen nicht gerade wenige Investments in Bonds-ETFs“, sagt Blanca König, leitende Produktstrategin bei X-trackers von der Deutschen Bank. „Das ist mit Sicherheit ein Bereich, in dem wir wachsen wollen.“
X-trackers versucht, den eigenen Marktanteil von sieben Prozent zu erhöhen. Zum Teil will das Unternehmen dies erreichen, indem es viele seiner Fonds umstellt – so, dass diese Anleihen besitzen, statt Swaps zur Abbildung von Indizes zu nutzen.
Das spiegelt wider, was BlackRock macht. Sogenannte physische ETFs sind in den vergangenen Jahren bei Anlegern beliebter geworden, wie König sagt.
Was die Gebühren betrifft, so berechnet beispielsweise BlackRock 0,2 Prozent für Investments in seinen iShares Core U.K. Gilts Fonds. Die Konkurrenten versuchen, den Hebel hier anzusetzen. SPDR von State Street Corp. etwa verlangt für einen ähnlichen ETF nur 0,15 Prozent, während es bei Vanguard Group sogar nur 0,12 Prozent sind. Noch billiger ist Lyxor Asset Management mit 0,07 Prozent. Dennoch: Anleger akzeptieren offenbar höhere Gebühren, um in große ETFs zu investieren, da diese Produkte in der Regel einfacher zu handeln sind. Der iSharesGilt-Fonds verfügt über Aktiva von 1,8 Mrd. Euro – was mindestens dem Zehnfachen der Fonds von State Street, Vanguard und Lyxor entspricht.
Europas ETF-Markt hat noch Luft nach oben, um zu wachsen. Er ist nur ein Drittel so groß wie jener in den USA. Das liegt auch an den unterschiedlichen Steuervorschriften in der Region, die einen Handel mit Fonds über Landesgrenzen erschweren. (Bloomberg/red.)