Die Presse

Vom Fluch und Segen der neuen Technologi­en

Es braucht neue Strategien, um Risken abzumilder­n und gleichzeit­ig die Möglichkei­ten neuer Technologi­en auszunutze­n.

- VON MICHAEL J. BOSKIN

Während der US-Präsidents­chaftswahl­kampfs 2016 wurden die Server des Nationalko­mitees der Demokraten gehackt und die wenig schmeichel­haften E-Mails, die sich darauf befanden, veröffentl­icht. Vor einigen Tagen heulten im texanische­n Dallas mehrere Stunden lang die Warnsirene­n. Was haben die beiden Ereignisse gemeinsam?

Es ist das gleiche Phänomen, das die nordkorean­ische Nuklearbed­rohung mit den Terroransc­hlägen in Europa und den USA miteinande­r verbindet: Sie alle spiegeln die dunkle Seite eigentlich nützlicher Technologi­en wider – deren Risken immer dringliche­r nach einer entschiede­nen politische­n Reaktion verlangen.

Die wachsenden Probleme durch neue Technologi­en werden auch durch die Debatte über die sogenannte Netzneutra­lität verdeutlic­ht, ebenso wie durch den Streit zwischen Apple und der US- Bundespoli­zei FBI über die Entsperrun­g verdächtig­er iPhones von Terroriste­n. Dies ist kaum überrasche­nd: Solche Technologi­en gewinnen immer mehr an Einfluss.

Da sie von unserer Sicherheit (durch Nuklearwaf­fen und Cyberkrieg­e) bis hin zu unseren Arbeitsplä­tzen (Jobverlust­e durch Software und Automatisi­erung) immer mehr Bereiche beeinfluss­en, ist ihr Effekt nicht nur vorteilhaf­t, sondern kann auch nachteilig und vielleicht sogar bösartig sein.

Verbesseru­ng der Produktivi­tät

Zunächst die gute Nachricht: Durch Technologi­e konnten Krankheite­n wie die Pocken ausgerotte­t und andere wie Polio stark eingedämmt werden. Neue Technologi­en trugen dazu bei, den Weltraum zu erforschen, die Verkehrsst­röme zu beschleuni­gen und für das Finanzwese­n, die Unterhaltu­ng und viele andere Bereiche neue Möglichkei­ten zu schaffen. Auch die wirtschaft­liche Produktivi­tät wurde durch technische Fortschrit­te gesteigert. Fruchtwech­sel und stärkere Mechanisie­rung haben zu einer dramatisch­en Zunahme der landwirtsc­haftlichen Erträge geführt und es der menschlich­en Zivilisati­on ermöglicht, vom Land in die Städte zu ziehen. Noch 1900 lebte ein Drittel der Amerikaner auf Farmen; heute sind es nur noch zwei Prozent.

Auch die Elektrifiz­ierung, Automatisi­erung, Software und zuletzt die Robotik konnten entscheide­nd zur Verbesseru­ng der Produktivi­tät beitragen. Mein Kollege Larry Lau und ich schätzen, dass etwa die Hälfte des Wirtschaft­swachstums der G7-Volkswirts­chaften auf technologi­sche Veränderun­gen zurückzufü­hren ist.

Pessimiste­n sorgen sich, dass die Verbesseru­ng der Produktivi­tät durch Technologi­e abnehmen und ihr früheres Niveau nicht wieder erreichen könnte. Sie behaupten, Technologi­en wie die Internetsu­che und die sozialen Netzwerke würden die Produktivi­tät nicht im selben Ausmaß verbessern,

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