Gegen die Bettlermafia in Wien: Zeit für ein sektorales Verbot
Endlich hat sich auch die Bezirksvertretung Wien eins in der Wipplingerstraße einer wichtigen Stadtplage angenommen.
W as brauch’ ma des!“, als stöhnender Ausruf notiert. Oder als Frage: „Was brauch’ ma des?“Bilanz eines Spaziergangs durch die frühsommerliche Bundeshauptstadt, deren Publikum sich, wie es den Anschein hat, mehrheitlich aus Menschen zusammensetzt, die anderswo beheimatet sind, aber in Orten wohnen, die zwar auch wie Wien auf der Liste der schönsten Plätze dieser Erde aufscheinen, aber nicht den ersten Platz einnehmen. Den kann eben nur einer besitzen – und das ist Wien. So glauben es jedenfalls die Einwohner dieser Stadt. Und die beamteten Stellen des Magistrats tun alles, was ihnen möglich ist, um diesen Glauben noch zu festigen.
Und das ist vieles. Es ist schwer, sich vom Schwärmen zu lösen, wenn frühsommerliche Sonnenstrahlen die Teiche in den Parks spiegeln lassen und die ersten Blüten aus den Sträuchern zaubern. Und wenn, nehmt alles nur in allem, auch die Willkommensinstallationen des Fremdenverkehrs wieder voll in Betrieb sind. Um dies noch einmal mit einem abgedroschenen Ausruf zu ergänzen, der fast bis zum Überdruss aus einschlägigen Gründen gebraucht worden ist: „Secht’s, des is Weanerisch!“
Ich muss aber auch um Entschuldigung bitten, dass ich nicht umhinkann, eine Warnung zu wiederholen, die ich schon öfter ausgesprochen habe: Bitte nicht den Ruf der Stadt als eines der wichtigsten Fremdenverkehrszentren der Welt leichtfertig aufs Spiel setzen! Jetzt hat sich sogar die Bezirksvertretung der Innenstadt dessen angenommen.
Sie hat sich um ein Problem gekümmert, das auch in dieser Kolumne immer wieder Thema war: die Bettlerflut. Spät, aber doch wurde aus der Wipplingerstraße, dem Sitz der Bezirksvertretung Wien eins, ein neuerlicher Appell an das Rathaus gerichtet, mit einer neuen Einrichtung diese Überschwemmung von zumeist stadtfremden Menschen einzudämmen, von denen man glaubt, dass sie in der Mehrzahl aus Balkanstaaten kommen. D iese neue Installation soll Taskforce heißen, mit dem Untertitel „Bettelei in der Inneren Stadt“. Sie soll, wie es in einer Aussendung der Bezirksvertretung heißt, „Fakten erheben und wirksame Maßnahmen zur Eindämmung organisierter oder aggressiver Bettelei treffen“. Als letzte Konsequenz sei dabei auch die Einführung eines „sektoralen Bettelverbots“zu prüfen. In der Tat ist der Eindruck vieler Bewohnerinnen und Bewohner der City laut dieser Aussendung, „dass sich die Belästigung durch aggressive Bettelei, aber auch durch die Ausbeutung hilfsbedürftiger Personen durch eine ,Bettelmafia‘ in den letzten Jahren verstärkt hat. Daher muss die Stadt gemeinsam mit der Polizei alle geeigneten Maßnahmen prüfen und umsetzen, die beides hintanhalten.“
Vor allem die Pforten der Kirchen im ersten Bezirk, aber auch die Gassen im Herzen der City sind von Bettlern „besetzt“– und diese Besetzung, die von manchen Wienern fast schon mit einer Besatzung verglichen wird, scheint ein solches sektorales Bettelverbot fast notwendig zu machen. Freilich sind die kommunalen politischen Voraussetzungen dafür vorerst nicht gegeben. Vor allem SPÖ, Grüne und Neos haben diesbezügliche Anträge abgelehnt. Vorerst nur, wie man hoffen darf. Die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung ist dafür. Auch politische Parteien dürften sich nicht mehr lang dagegen aussprechen können.