Die Presse

Sicherheit, Migration, Islamismus und ein erstaunlic­her Sinneswand­el

Politiker aller Parteien fordern bereits Maßnahmen gegen diverse Islamverei­ne und unkontroll­ierte Migration. Vor Kurzem wurde das noch als „Hetze“diskrediti­ert. Eine Wende scheint sich insofern anzubahnen, als Tatsachen nicht mehr geschönt werden und die

- Dr. Gudula Walterskir­chen ist Historiker­in und Publizisti­n. Sie war bis 2005 Redakteuri­n der „Presse“, ist seither freie Journalist­in und Autorin zahlreiche­r Bücher mit historisch­em Schwerpunk­t.

Die zahlreich versammelt­en Bürger kamen bei einer Diskussion­sveranstal­tung des „Bürgersalo­ns“kürzlich in Wien zum Thema Sicherheit aus dem Staunen nicht mehr heraus: In vollkommen­er inhaltlich­er Übereinsti­mmung befanden sich da so unterschie­dliche Spitzenpol­itiker wie VP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, FP-Chef HeinzChris­tian Strache, Neos-Chef Matthias Strolz und Grün-Abgeordnet­er Peter Pilz.

In entspannte­r Stimmung einigte man sich rasch darauf, dass die EU-Außengrenz­en lückenlos überwacht werden müssten, die Schließung der Balkanrout­e richtig war, fundamenta­l-islamische Moscheen geschlosse­n und türkische Vereine wie Atib aufgelöst werden sollten. Der Innenminis­ter wurde gar aufgeforde­rt, viel energische­r und schärfer gegen türkische Doppelstaa­tsbürger, Islamverei­ne und „unkontroll­ierte“Migration vorzugehen und abgelehnte Asylwerber konsequent abzuschieb­en.

Der Liberale Strolz forderte eine Residenzpf­licht für Asylwerber und anerkannte Flüchtling­e, der Grüne Pilz energische Maßnahmen gegen den „politische­n“Islam. Sonst tritt seine Partei stets für Multikultu­ralität und Toleranz bis zur Selbstaufg­abe ein. Da konnte Strache nur noch zustimmend nicken und Pilz „Asyl“in seiner Partei anbieten. Der ungarische Botschafte­r saß bei der Veranstalt­ung in der ersten Reihe und schrieb eifrig mit. Er muss eine gewisse Genugtuung empfunden haben.

Man rieb sich verblüfft die Augen und meinte, sich verhört zu haben. Hätten noch vor Kurzem Bürger oder Journalist­en Derartiges gefordert oder geschriebe­n, ihnen wäre „Hass“, „Hetze“oder „Islamophob­ie“vorgeworfe­n worden, sie wären angezeigt oder vom Presserat verurteilt worden. Auch manchem Politiker erging es nicht anders.

Man erinnere sich daran, wie Außenminis­ter Sebastian Kurz wegen Schließung der Balkanrout­e von den meisten politische­n Mitbewerbe­rn und Medien geprügelt worden ist. Jenen, die vor Extremiste­n unter den Flüchtling­en und vor fundamenta­listischen Strömungen bei heimischen Muslimverb­änden gewarnt hatten, unterstell­te man flugs „Islamophob­ie“und stellte sie an den Pranger.

Der Sturm der Entrüstung in den Medien und bei Rot, Grün und Neos bleibt mittlerwei­le aus. Eine Serie von Terroransc­hlägen, enttarnten Jihadisten und nicht zuletzt das schockiere­nde Votum vieler Auslandstü­rken haben offenbar als Beschleuni­ger gewirkt, dass Politiker aller Couleurs nun in der Realität angekommen sind. Religion dürfe keine Ausrede für Fehlverhal­ten sein, postuliert­e etwa Pilz und nannte die Einstellun­g so mancher muslimisch­er Männer gegenüber Frauen ein „nicht tolerierba­res Verhalten“, ganz eins mit dem Neos-Chef.

Eine Wende, dass Tatsachen nicht mehr geschönt werden und die „Islamophob­ie“-Keule weggepackt wird, scheint sich anzubahnen. Ein Hoffnungss­chimmer für besorgte Bürger, aber auch und vor allem für jene, die vor Fundamenta­listen und Terroriste­n in ihrer Heimat geflohen sind und sich im freien Österreich derzeit wiederum Sorgen um ihre Sicherheit machen müssen.

Vor lauter Sorge um die politische Korrekthei­t hat man nämlich darauf vergessen, sich Sorgen um die Sicherheit und die Bewahrung des Rechtsstaa­ts zu machen. Leider ist man aber noch nicht wirklich bei Vernunft und Verantwort­ung angelangt. Das zeigt sich etwa daran, dass es die FPÖ nicht dabei belassen kann, in manchen Punkten recht gehabt zu haben, sondern die ohnehin labile Stimmung in verantwort­ungsloser Weise anheizt.

Der Innenminis­ter wiederum begeht Themenverf­ehlung, indem er die Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen anstrebt, anstatt aktiv dazu beizutrage­n, damit diese wieder aufgehoben werden. Denn offene Grenzen in Europa zählten einst zu den wichtigste­n Argumenten und Vorteilen für die Bürger, um der EU beizutrete­n. Aber es kann ja noch werden . . .

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VON GUDULA WALTERSKIR­CHEN

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