Die Presse

Wikimedia: Treffen in Simmering

Wien. Beim Wikimedia Hackathon trafen sich am Wochenende 250 Entwickler aus aller Welt in Simmering, um die Software Mediawiki zu verbessern.

- VON MIRJAM MARITS

Entwickler aus aller Welt arbeiteten an der Software Mediawiki.

Da man bekanntlic­h gegen Vorurteile nicht gefeit ist, hat man sich die ganze Veranstalt­ung in etwa so vorgestell­t: große, abgedunkel­te Konferenzr­äume, in denen die (selbstrede­nd ausschließ­lich männlichen) Teilnehmer der Programmie­reKonferen­z nebeneinan­der hoch konzentrie­rt auf Bildschirm­e starren.

Die Realität beim Wikimedia Hackathon, der erstmals in Wien stattgefun­den hat, sieht dann doch deutlich anders aus. Heller, freundlich­er und auch weiblicher: In der dank des Glasdachs hellen Lobby des Jufa Hotel Wien City in Simmering sitzen junge Leute in kleinen Gruppen zusammen und tratschen, hier hört man Englisch, dort Deutsch, der eine oder andere hat einen Laptop auf dem Schoß. Sicher, im Raum rechts vom Eingang, der „Mentoring Area“sieht man dann doch Dutzende Programmie­rer vor ihren Laptops, um weniger erfahrenen Teilnehmer­n der Konferenz bei ihren Fragen („everyone = welcome“steht am Eingang) zu helfen.

Wobei, sagt Claudia Garad,´ die als Geschäftsf­ührerin von Wikimedia Österreich den dreitägige­n Hackathon mit etwa 250 Teilnehmer­n aus 50 Nationen organisier­t hat, „wir sind eigentlich eine Un-Konferenz. Es gibt nur wenige fixe Programmpu­nkte. Wenn jemand einen Vortrag halten oder ein Meeting abhalten will, organisier­t er das spontan.“

Die Idee hinter dem jährlich stattfinde­nden Hackathon: Gemeinsam sollen Interessie­rte – ein Drittel der Teilnehmer sind bezahlte Mitarbeite­r, der Rest Freiwillig­e – daran arbeiten, die Open-Source-Software Mediawiki zu verbessern. Mediawiki ist die Software, auf der die Online-Enzyklopäd­ie Wikipedia beruht, die aber auch für viele andere Plattforme­n (Wikidata oder diverse Stadt-Wikis) genutzt wird, aber auch von vielen Firmen und Organisati­onen wie der europäisch­en Weltraumor­ganisation ESA.

Gemeinsam an Ideen arbeiten

Bei einer Software, die täglich millionenf­ach benutzt wird (auf Wikipedia kann bekanntlic­h jeder, der möchte, Artikel verfassen oder bearbeiten) und die in zahllosen Sprachen verfügbar ist, gibt es naturgemäß immer Verbesseru­ngsbedarf. Während des Hackathons, sagt Garad,´ sollen kleinere und größere Probleme gemeinsam behoben, neue Ideen zur Weiterentw­icklung geboren werden. So war ein Ergebnis des Hackathons im Vorjahr in Jerusalem, dass die Möglichkei­t, auf Mediawiki 3-D-Animatione­n einzusetze­n, wesentlich vereinfach­t wurde. Aktuell wird unter anderem daran gearbeitet, die Android-App für Wikimedia Commons zu verbessern. „Die ist noch nicht optimal ausgereift“, sagt Garad.´ „Es geht etwa darum, dass User über ihr Smartphone Fotos schneller und einfacher hochladen können.“

Die Teilnehmer arbeiten aber auch an wesentlich komplexere­n Dingen, die für Laien kaum verständli­ch sind, die aber die Handhabung von Mediawiki für den Einzelnen erleich- tern. Auch das Thema Bots – automatisi­erte Programme, die ohne menschlich­es Zutun gewisse Aufgaben übernehmen – ist ein großes, „da die Nutzung von Mediawiki nicht proportion­al zur Zahl der Mitarbeite­r wächst“.

Worum es Garad´ und ihrem Team beim Hackathon aber auch geht: Um das Kennenerle­nen, den Austausch und das Vernetzen. „Wikipedia ist keine Website, sondern eine Community.“Die möglichst vielen offenstehe­n soll. Daher war der Hackathon anders als vergleichb­are Tech-Events „möglichst wenig kompetitiv ausgelegt. Es geht bei uns nicht darum, wer am Ende der drei Tage die beste Idee hat“, sagt Garad.´ „Uns geht es um die Menschen, die neue Fähigkeite­n lernen und Spaß haben sollen.“Daher gab es auch gemeinsame Stadtführu­ngen und eine große Feier in der Arena.

Weiters wurden im Vorfeld des Hackathon Workshops veranstalt­et, um technisch weniger versierten Menschen die Möglichkei­t zu geben, sich in die Welt des Programmie­rens einzuarbei­ten. Ein Workshop war dabei nur für Frauen ausgericht­et. Einige Teilnehmer­innen waren auch beim Hackathon dabei – insgesamt lag der Anteil der weiblichen Teilnehmer bei 20 Prozent. „Das ist sicher noch nicht das, wo wir hinwollen“, sagt Garad,´ „aber es ist schon eine ganz gute Quote“.

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[ Jenis ] Claudia Garad,´ Wikimedia-Österreich-Chefin, beim Hackathon in Wien.

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