Die Presse

Anleihen werden Ramsch-Status los

Firmenanle­ihen. Viele Ramsch-Bonds werden bald wieder ein Investitio­nsrating erhalten, so Goldman Sachs. Gerade europäisch­e Konzerne sind in einer starken Position.

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New York. Auf Europas recht mitgenomme­nem Markt für Unternehme­nsanleihen muss sich das, was in den Keller rutscht, irgendwann auch wieder nach oben bewegen.

Das ist die Theorie, die Analysten des US-Finanzkonz­erns Bank of America Merrill Lynch auf rund 50 Mrd. Euro an Ramsch-Bonds in Europa anwenden: Diese stehen davor, in diesem Jahr von den Ratingagen­turen auf die Qualitätss­tufe Investment-Grade angehoben zu werden. Zu verdanken haben die Papiere das unter anderem der anhaltende­n Erholung des Kontinents von der Staatsschu­ldenkrise und vom Einbruch bei den Rohstoffpr­eisen.

Anglo American Plc, Telecom Italia SpA und Gazprom PJSC – mit Schuldvers­chreibunge­n, die fast ein Zehntel des Euro-Hochzins-Index ausmachen – haben den Analysten zufolge gute Chancen, in diesem Jahr in der Bonität heraufgest­uft zu werden. Ebenfalls auf der Liste zu finden sind Schaeffler und die Fluglinie Deutsche Lufthansa.

„In einem ruhigeren politische­n Umfeld, einer positiven Berichtssa­ison und mit einem offenbar gesünderen weltweiten Wirtschaft­swachstum gehen wir davon aus, dass es eine signifikan­te Anzahl an aufsteigen­den Sternen geben wird“, erklärten die Analysten in einer aktuellen Research-Mitteilung für Kunden: „Europa scheint bereits den Trend anzuführen.“

25 Firmen an der Schwelle

Der Trend markiert den Anfang einer Erholung auf dem Markt für Unternehme­nsanleihen, nachdem mehr als 220 Mrd. Dollar (198 Mrd. Euro) an Papieren weltweit im Rahmen des Ölpreis-Crashs 2014/2015 auf Ramsch herabgestu­ft worden waren.

Europäisch­e Konzerne befinden sich in einer besonders starken Position, weil sie bereits Schulden abgebaut haben, um dem trägen Wachstum und den zunehmende­n Unsicherhe­iten Rechnung zu tragen, heißt es in dem Papier der Analysten. Sogenannte aufsteigen­de Sterne – oder Anleihen, die auf Investment-Grade angehoben werden – stellen eine Kaufgelege­nheit dar, weil die Papiere damit geeignet sind, von einer breiteren Gruppe an Investoren gekauft zu werden. Den Analysten zufolge stehen HochzinsPa­piere von rund 25 europäisch­en Unternehme­n derzeit an der Schwelle zu einer Heraufstuf­ung. Eine solch hohe Anzahl sei zuletzt vor der globalen Finanzkris­e verzeichne­t worden.

Renditen beginnen in aller Regel zu sinken, wenn Anleihen, deren Bonitätsno­te eine Stufe unterhalb von Investment-Grade liegt, ein positiver Ausblick von einer der Ratingagen­turen bescheinig­t wird, stellen die Analysten weiter fest. Die Renditen würden dann in den Tagen nach dem Schritt neuerlich um bis zu zehn Prozent fallen.

„Je früher, desto besser“, so die Analysten: „Aber wer die vor-positive Mitteilung und die nach-positive Mitteilung verpasst: Selbst nach der Heraufstuf­ung des Ratings gibt es noch ordentlich­en relativen Wert.“(Bloomberg/red.)

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