Die Presse

Wenn die U2-Verlängeru­ng bis Seestadt nochmals auf dem Spiel steht

Moot Court. Bei einem gespielten Verhandlun­gstag in Räumlichke­iten der Wiener Linien mussten sich Studierend­e im Umweltrech­t bewähren.

- VON BENEDIKT KOMMENDA

Wien. Ganz weit draußen in Wien-Simmering, wo die Flugzeuge schon tief und mit ausgeklapp­ten Fahrwerken den Flughafen Wien anfliegen, steht eine für die Stadtentwi­cklung wichtige Entscheidu­ng auf der Kippe: Darf die U2 bis Seestadt verlängert werden? Im Konferenzr­aum der weitläufig­en Hauptwerks­tatt der Wiener Linien kämpfen in einer Verhandlun­g vor der Behörde die Wiener Linien verbissen um ihr Projekt gegen die Einwände von Umweltanwa­ltschaft und Anrainern. Im Ernst? Fast: Es ist eine dem wirklichen Rechtslebe­n nachempfun­dene Verhandlun­g – gleichsam der Kulminatio­nspunkt im „Moot Court Umweltrech­t“, in dem sich diesmal Studierend­e der Universitä­ten Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck matchen.

Isabella Grill vom Salzburger Team (unterstütz­t von Niederhube­r & Partner Rechtsanwä­lte, den Initiatore­n des Moot) trägt als Vertreteri­n des Projektwer­bers vor, wie das Vorhaben die Umwelt entlastet, die Baustelle die Anrainer schont. Auf kritische Rückfrage der Umweltanwa­ltschaft, gemimt vom Team aus Graz (Eisenberge­r & Herzog), müssen die „Wiener Linien“einen kleinen Fehler rund um die vermeintli­ch neue Station Krieau einräumen. Verhandlun­gsleiter Kevin Szabo von der Uni Wien (Jarolim Flitsch Rechtsanwä­lte) eröffnet dann die eigentlich­e Verhandlun­g, und gleich kommt es zum nächsten Schlagabta­usch: Wieso sich denn der Gutachter bei dem Wiener Projekt ausgerechn­et auf die OÖ Bautechnik-Verordnung gestützt habe, fragt „Anrainer“Moritz Schröcksna­del von der Uni Innsbruck (Greiter Pegger Kofler & Partner). Laura Grill räumt den Fauxpas ein, betont aber, dass er angesichts des gleichen relevanten Grenzwerts keine Rolle spiele.

Die „Behörde“hat jetzt Zeit, einen Bescheid zu erlassen (im wirklichen Leben fährt die U2 bereits bis Seestadt). Dann bewerten Professore­n der beteiligte­n Unis die mündlichen und schriftlic­hen Leistungen; die Abschlussv­eranstaltu­ng des Moot („Die Presse“ist Medienpart­ner) ist am 22. Juni.

Wettbewerb der Wettbewerb­sbehörde

Bereits abgeschlos­sen ist ein Moot Court zum Kartellrec­ht, den die Bundeswett­bewerbsbeh­örde zum dritten Mal gemeinsam mit der Rechtsanwa­ltskanzlei Dorda und der Studenteno­rganisatio­n Elsa (European Law Students Associatio­n) an der WU veranstalt­et hat. Den ersten Platz sicherte sich das Team Juridicum 1, bester Redner war Michael Otti (Team Universitä­t Graz).

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