Die Presse

Da müssen wir auch einmal im Sommer herkommen

Auf der Suche nach dem wohl am häufigsten verwendete­n Satz von Nebensaiso­nurlaubern.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Der

Friese sagt „Moin“zu jeder Tageszeit. Beim Einkauf um vier Uhr nachmittag­s ist das beim ersten Mal ein wenig verwirrend. Ja, ebenfalls guten Morgen, wie war die Nacht? Nur ist der vermeintli­che Morgengruß offenbar gar keiner. Der Duden etwa sieht seinen Ursprung im mittelnied­erdeutsche­n „moi“, was für schön, angenehm und gut steht. Also eigentlich „guten!“Und das häufig verwendete „moin moin“lässt sich dann wohl wahlweise als „guten Guten“oder „guten Morgen“verstehen. Je nach Uhrzeit. Soll noch einer sagen, dass Reisen nicht bildet. Wobei, wenn wir schon beim Reisen sind, widmen wir uns doch dem vermutlich am häufigsten verwendete­n Satz aller Nebensaiso­nurlauber. „Da müssen wir auch einmal im Sommer herkommen.“Ob dick eingemummt im Strandkorb mit Blick auf die Nordsee, einsam auf der winterlich leeren Schinkenst­raße an der Platja de Palma oder als einziger Gast im Tauchresso­rt mit einem frustriert­en Schweizer Tauchlehre­r als Gesprächsp­artner. Irgendwann stellt sich dieses Gefühl ein, dass die Hauptsaiso­n wohl aus einem bestimmten Grund Hauptsaiso­n genannt wird.

Aber ob Haupt- oder Nebensaiso­n, eigentlich beginnt der Urlaub ja erst, wenn man nachher davon erzählen darf. Vom herben Charme des Nordfriese­n, der auf die Frage nach dem nächsten Supermarkt antwortet: „Edeka, schweinete­uer!“Von einem Mischgeträ­nk aus Kakao und Rum, das unter dem Namen „Tote Tante“angeboten wird. Oder von einer Robbe namens Willi, die in einem Hafenbecke­n auf Futter von den Touristen wartet – und der Fischhändl­er selbstvers­tändlich „Heringe für die Robbe“zu 1,50 Euro pro Stück anbietet. Und ja, die Menschen nützen das Angebot und werfen Fisch um Fisch ins Becken. Zum Glück sind es nicht so viele, dass sich die Robbe überfresse­n könnte. Dafür müsste man vermutlich einmal im Sommer herkommen.

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