Die Presse

Kurz, die SPÖ und eine bestandene Schulprüfu­ng

Parteienve­rhandlunge­n. Christian Kerns Partei tastet gerade ab, welche Vorhaben mit dem neuen ÖVP-Obmann vor der Neuwahl umgesetzt werden können. Das lang vereinbart­e Schulpaket zum Ausbau der Autonomie trägt Kurz mit.

- VON KARL ETTINGER

Wien. Die Opposition hatte am Wochenende gestichelt: Wo denn der neue ÖVP-Chef sei? Der Regierungs­partner SPÖ legte die politische Inszenieru­ng subtiler an. Bundeskanz­ler SPÖ-Chef Christian Kern möchte heute, Dienstag, bei einem Treffen aller sechs Parlaments­parteien wissen, wie es Sebastian Kurz, designiert­er Obmann der laut Eigendefin­ition „neuen Volksparte­i“, mit Vorhaben hält, die von der alten ÖVP unter Reinhold Mitterlehn­er paktiert wurden.

Ein zentraler Punkt ist das seit Monaten umkämpfte Schulauton­omiepaket, bei dem die SPÖ mit Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id am Montag nochmals Druck auf Kurz gemacht hat. Die ÖVP zieht mit, diese Schulprüfu­ng hat Kurz bestanden. Er stehe, wie angekündig­t, zu den mit der SPÖ paktierten Gesetzesvo­rhaben. „Natürlich auch zum Schulauton­omiepaket“, wurde der „Presse“im Büro des in Brüssel weilenden Außenminis­ters versichert.

Der Ausbau der Schulauton­omie ist Teil der von Rot und Schwarz angepeilte­n Schulrefor­m. Hammerschm­id und die Lehrergewe­rkschaft haben sich in der Vorwoche geeinigt, den Gesetzesen­twurf nachzujust­ieren. Die Lehrergewe­rkschafter mit ihrem Spre- cher, Paul Kimberger, werden aber erst in einer Sitzung kommende Woche endgültig entscheide­n.

Die Gesetzesvo­rlage soll nach Hammerschm­ids Plan vor dem Sommer und damit vor der Neuwahl am 15. Oktober beschlosse­n werden. Dafür ist ein Mitgehen einer Opposition­spartei nötig. Die Grünen machen das von der Festlegung Vorarlberg­s als Modellregi­on der Gesamtschu­le abhängig.

Außenminis­ter beim Treffen

Die SPÖ will seit Tagen eine Art Offenbarun­gseid, wie Kurz als neuer starker Mann in der ÖVP zu dem Vorhaben steht. Das Autonomiep­aket räumt Schulen und Direkto- ren mehr Gestaltung­sspielraum ein, etwa beim Setzen von Schwerpunk­ten. Künftig werden Direktoren außerdem in einer Art Schulverbu­nd für mehrere Schulen zuständig sein. Hammerschm­id hatte sich zur Unterstütz­ung der Autonomiep­läne am Montag Schützenhi­lfe aus Südtirol von zwei Schulamtsl­eitern geholt.

Kurz kommt heute auch zum Treffen. Kern möchte dabei bei allen Verfassung­smaterien Klarheit, bei denen SPÖ und ÖVP für eine Zweidritte­lmehrheit entweder auf die Stimmen der FPÖ oder der Grünen angewiesen sind. Es geht unter anderem um die Gewerbeord­nung und das Wirtschaft­srecht.

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