Der Mittelstand und seine heiße Steuerhölle
Schon Durchschnittsverdiener werden dramatisch abgezockt.
D ie wieder als ernsthafter Player aufs Politparkett zurückgekehrte deutsche FDP macht sich jetzt gegen die „Kleptokratie“des Steuerstaats stark – und da ist am Sonntagabend bei Anne Will im deutschen TV ein interessanter Aspekt gestreift worden: Obwohl sich die Steuerquote (also der Anteil der Steuern am BIP) in den vergangenen Jahrzehnten nicht dramatisch geändert hat, zahlen Arbeitnehmer viel höhere Steuern als damals.
Fazit: Ganz offenbar gibt es eine starke Umverteilung innerhalb des Systems, und zwar von der Mitte nach oben. In dem Ausmaß, in dem sich das Kapital im Rahmen der Globalisierung dem nationalstaatlichen Zugriff entziehen konnte, ist die Steuerschraube beim durchschnittlichen Arbeitnehmer angezogen worden.
Wie sieht es da in Österreich aus? Ein Blick in die Statistik zeigt: Grauenhaft. 1990 hat der Bezieher eines durchschnittlichen Pro-KopfEinkommens knapp 25 Prozent seines Bruttoeinkommens an Steuern und Abgaben abgelegt. Jetzt sind es schon 36 Prozent. Die Steuerund Abgabenquote ist in dieser Zeit von rund 39,5 auf 42,5 Prozent gestiegen, also sehr deutlich schwächer.
Anders gesagt: Wäre der prozentuelle Anteil von Lohnsteuer und Sozialversicherung am Bruttolohn auf dem Niveau von 1990 geblieben, hätte jeder, der 3600 Euro brutto verdient, netto fast 400 Euro mehr in der Tasche. Monatlich.
Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit: Die „Steuerreformen“, mit denen seither die kalte Progression abgemildert wurde, wurden ja alle gegenfinanziert. Die Arbeitnehmer zahlten diese „Entlastung“also auf Umwegen wieder zurück. W enn wir also von Steuergerechtigkeit und „mehr netto vom Brutto“reden, dann sollten wir uns diese Zahlen vor Augen halten: Während Politiker in Sonntagsreden immer viel von der „steuerlichen Entlastung der Arbeit“sprechen, ziehen sie genau in diesem Segment die Schraube am stärksten an. Eine ziemlich verlogene Politik.
Der Wahlkampf liefert demnächst reichlich Gelegenheit, Entlastungsmaßnahmen für diese Mittelstandssteuerhölle anzukündigen. Wir warten!