Die Presse

Deutsche Länder nehmen gleich viel ein wie der Bund

Mehr Investitio­nen in Bildung und Infrastruk­tur müssten von ihnen kommen.

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Wien. Wolfgang Schäuble ärgert sich. Wenn das Ausland Deutschlan­d vorwirft, zu viel zu sparen und zu wenig zu investiere­n, geht die Kritik fast immer an die Adresse des Finanzmini­sters in Berlin. Dabei müssten Mittel etwa für neue Schulen von den Bundesländ­ern kommen – dass Bildung Ländersach­e ist, schreibt die deutsche Verfassung fest. Auch über die meisten Investitio­nen in die Infrastruk­tur, wie Straßen oder Brücken, entscheide­n die Regionen. Dass sie dazu den nötigen Spielraum haben, zeigt eine Berechnung des IW Köln: Die Steuereinn­ahmen der Länder sind (nach Finanzausg­leich) mittlerwei­le schon gleich hoch wie die des Bundes, bei jeweils 289 Mrd. Euro.

Wie ist es dazu gekommen? Die Einnahmen des Fiskus sprudeln durch die gute wirtschaft­liche Entwicklun­g generell. Aber auch die Steuerquot­e in Bezug zum BIP ist gestiegen: seit 2004 von 19,5 auf 22,5 Prozent. Im Bund ist dafür vor allem die kalte Progressio­n verantwort­lich. Die Länder haben aber auch Steuersätz­e erhöht. So hat sich das Aufkommen bei der Grunderwer­bsteuer seit 2011 verdoppelt. Zusätzlich erkämpfen sich die Landesregi­erungen immer mehr Geld vom Bund, vor allem in der Flüchtling­shilfe. Dass sie sich so kräftig um bessere Finanzen bemühen, liegt an der Schuldenbr­emse, die ab 2020 auch für sie gilt. Außer dem Saarland und Sachsen erzielten 2016 alle Länder einen Überschuss im Budgethaus­halt. Damit könnten sie „die nötigen Investitio­nen in Infrastruk­tur und Bildung angehen“, ist Schäuble überzeugt. Und für die „Welt“sind es die Länder, die an den Zukunftsin­vestitione­n sparen, „um das Geld lieber anderweiti­g auszugeben“. (gau)

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