Sieben Pferdchen machen den Unterschied
Fahrbericht. Der Mercedes CLA Shooting Brake ist mit dem Zusatz „Sport“nur noch schwer als vernünftiger Familienkombi zu erklären.
Wien. Man macht im Laufe seines motorischen Lebens ja eine recht interessante Wandlung durch: Am Anfang steht der gebrauchte Kleinwagen, der nur dazu dient, von A nach B zu kommen. Später leistet man sich etwas Schöneres, bevor die Familie kommt und mit ihr der Minivan. Wenn die Kinder größer sind, steigt man auf den Kombi um, und wenn die Kinder aus dem Haus und die Konten gut gefüllt sind, vielleicht endlich auf etwas Zweisitziges. Nur ist man dann meist zu alt und wird im Porsche zum Verkehrshindernis.
Im Denken vieler passt Mercedes vor allem in die Familien- und noch mehr in die Verkehrshindernisphase. Dass dem nicht so ist, zeigen die Stuttgarter in den vergangenen Jahren mit schönen, kraftvollen und interessanten Autos (BMW hat die Folgen gerade leidvoll zur Kenntnis nehmen müssen). Und damit kommen wir zum CLA Shooting Brake, den man zu Hause als Kombi und damit als Familienkutsche anpreisen kann. In Wirklichkeit ist er natürlich in erster Linie ein sportliches Coupe´ mit Steilheck, als Kombi ist er nur bedingt geeignet.
Wir konnten den Shooting Brake mit dem Zusatz „Sport“fahren. Der tarnt sich als gewöhnlicher 250er mit 4Matic, bietet aber zusätzlich noch sieben Pferdchen – insgesamt 218 –, eine sportlichere Abstimmung und ein dynamisches AMG-Styling, das unter anderem rote Einleger bei den Front- und Heckschürzen bringt, rote Bremssättel mit gelochten Bremsschei- ben, Sportsitze mit roten Kontrastnähten, rot umrandete Luftdüsen und rote Sicherheitsgurte. Spätestens beim Anlegen der Sicherheitsgurte wird es somit schwer, dem Partner diesen CLA Shooting Brake als grundvernünftige Familien- kutsche zu beschreiben. Da gerät man wahrscheinlich ein wenig in Erklärungsnotstand.
Ganz aus ist es, wenn man den Mercedes startet und losfährt. Da denkt niemand mehr an Familienkutsche. Der Shooting Brake hängt gut am Gas, er faucht, brabbelt und knattert, als wäre er ein echter AMG und nicht nur ein gestylter. Das Fahrwerk erlaubt flotte Fahrten, und der Allrad garantiert, dass man dabei die Spur hält. Etwas übertrieben ist das „Sport“-Programm ausgelegt, in dem die Automatik die sieben Gänge etwas zu hoch schaltet und das Auto insgesamt nervös wirkt. Als Alternative bleibt nur die „Comfort“-Auswahl. Besser ist aber ohnehin, man schaltet mit den Wippen am Lenkrad. Im Test kamen wir dennoch mit neun Litern Super aus.
Preislich beginnt der CLA Shooting Brake bei 32.700 Euro, unser 250 Sport 4Matic kam inklusive einer Seite Sonderausstattungen und aller – viel zu hoher – Steuern auf 74.304 Euro. (rie)