Die Presse

Die unendliche Geschichte − Teil sechs

Telekom-Affäre. In der Causa Telekom liegt die Anklage im letzten und wichtigste­n Teilverfah­ren vor. Im Zentrum stehen erneut Ex-Vorstand Fischer und Ex-Lobbyist Hochegger. Ein Überblick.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Sechseinha­lb Jahre nachdem die Ermittlung­en in der Causa Telekom begonnen haben, liegt seit Mitte dieser Woche erneut eine Anklage vor. Der Anklagetex­t dürfte bei dem einen oder anderen Beobachter ein Dej`´a-vu hervorrufe­n. Denn unter den Angeklagte­n finden sich Namen, die auch schon in früheren Fällen im Zusammenha­ng mit der Telekom vor Gericht saßen und teilweise auch bereits verurteilt wurden. So stehen im Zentrum des Prozesses erneut der ehemalige Telekom-Vorstand Rudolf Fischer und der ExLobbyist Peter Hochegger. Hinzu kommen der – in der Buwog-Affäre ebenfalls angeklagte – Ex-FPÖ-Politiker Walter Meischberg­er und der ehemalige Telekom-Manager und Ex-ÖVP-Organisati­onsreferen­t Michael Fischer.

Grund für die neuerliche Anklage von Rudolf Fischer und Peter Hochegger ist, dass die äußerst komplexe Telekom-Affäre in sechs Teilverfah­ren aufgesplit­tet wurde. Der nun bald vor Gericht kommende Prozess ist das sechste und letzte Teilverfah­ren der gesamten Causa. Es ist das wichtigste von allen, insgesamt geht es um eine Schadenssu­mme von rund neun Mio. Euro. Rudolf Fischer und Hochegger sollen laut Staatsanwa­ltschaft zwischen 2004 und 2009 eine „schwarze Kassa“bei der Telekom gebildet haben. So soll Hocheggers Valora AG in Summe neun Mio. Euro von der Telekom erhalten haben, für die nur zum Teil echte Lobbying-Leistungen erbracht wurden. Der Rest soll dazu gedient haben, Geld „ohne werthaltig­e Gegenleist­ung“an Dritte auszuzahle­n – etwa die ebenfalls angeklagte­n Meischberg­er und Michael Fischer.

Diversion für Hubert Gorbach

Nicht auf der Anklageban­k Platz nehmen muss übrigens der ehemalige BZÖ-Vizekanzle­r Hubert Gorbach, der nach seinem Ausscheide­n aus der Politik ungerechtf­ertigterwe­ise 268.000 Euro von der Telekom erhalten haben soll. Ihm wird eine Diversion angeboten; er muss also eine Geldbuße und eine Schadensgu­tmachung an die Telekom zahlen – kommt dafür aber nicht vor Gericht. Dies bedeute jedoch nicht, dass er nichts getan habe, so eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft zur Austria Presseagen­tur.

Mit dem nun beginnende­n sechsten Verfahren endet ein mehrjährig­er Prozess-Reigen rund um die Telekom. Den Anfang machte im Jahr 2013 der Telekom-I-Prozess, in dem es um Kursmanipu­lationen bei Telekom im Jahr 2004 ging. Telekom-Manager sollen über Hochegger den Broker Johann Wanovits bezahlt haben, damit dieser die Aktien über den für die Auszahlung von Boni notwendige­n Schwellenw­ert treibt. Rudolf Fischer, Wanovits und Ex-Finanzvors­tand Stefano Colombo wurden dafür im Vorjahr (der OGH hob das erste Urteil auf ) nicht rechtskräf­tig verurteilt.

Im Telekom-II-Verfahren ging es um eine Zahlung von 585.600 Euro an einen Ex-Telekom-Manager. Dieser wurde 2015 jedoch von allen Vorwürfen freigespro­chen. Beim Telekom-III-Verfahren stand eine Zahlung von 600.000 Euro der Telekom an Ex- FPÖ-Politiker Gernot Rumpold im Jahr 2004 im Mittelpunk­t. Die FPÖ hatte damals Schulden bei Rumpold, diese erließ er der Partei zum Teil, nachdem er das Geld von der Telekom erhalten hatte. Rumpold, Rudolf Fischer und ein weiterer Telekom-Manager wurden dafür – nicht rechtskräf­tig – verurteilt.

Zahlungen an das BZÖ

Auch beim Telekom–IV-Verfahren ging es um Parteispen­den – diesmal für das BZÖ. So soll im Wahlkampf 2006 ein Betrag von 960.000 Euro an die von Jörg Haider gegründete Partei geflossen sein. Auch hier setzte es Schuldsprü­che: Für Hochegger, Ex-BZÖ-Politiker Klaus Wittauer, zwei Werbeunter­nehmer sowie den ehemaligen Sprecher der damaligen BZÖ-Justizmini­sterin.

Beim bislang letzten Teilverfah­ren – dem Telekom-V-Prozess – ging es wieder um etwas anderes: Und zwar um den Verkauf der Telekom-Immobilie Schillerpl­atz 4 an den ehemaligen ÖBB-Chef Martin Huber und seine Frau. Das Haus wurde um 5,4 Mio. Euro gekauft und knapp ein Jahr später um 10,9 Mio. Euro weiterverk­auft. Dass der Verkaufspr­eis der Telekom zu niedrig gewesen sei, ließ sich im Prozess aber nicht erhärten. Huber und die anderen Angeklagte­n wurden rechtskräf­tig freigespro­chen.

Die gesamte Telekom-Causa ist übrigens eine Folge des Immofinanz-Skandals. Im Rahmen der Ermittlung­en rund um den inzwischen verurteilt­en Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovic­s stieß die Kriminalpo­lizei auf die Causa Buwog, in die auch Peter Hochegger involviert ist. Die Ermittlung­en gingen daher bei Hochegger weiter – und dabei tauchte 2010 eine erste Scheinrech­nung Hocheggers an die Telekom auf.

 ?? [ APA ] ?? Ex-Telekom-Vorstand Fischer (l.) und Ex-Lobbyist Hochegger sitzen demnächst wieder gemeinsam auf der Anklageban­k.
[ APA ] Ex-Telekom-Vorstand Fischer (l.) und Ex-Lobbyist Hochegger sitzen demnächst wieder gemeinsam auf der Anklageban­k.

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