Die Presse

U-Ausschuss: Wer sich fürchten muss

Eurofighte­r. Welche Partei vom Untersuchu­ngsausschu­ss etwas zu befürchten hat – und wer Rückenwind für den Wahlkampf bekommen könnte.

- DIENSTAG, 30. MAI 2017 VON MARTIN FRITZL

Wien. Untersuchu­ngsausschü­sse sollen nicht mehr in den Wahlkampf hineinspie­len: Das war eines der Motive für die Neufassung der Geschäftso­rdnung vor drei Jahren. Genau das Gegenteil ist jetzt der Fall: Der Wahlkampf für den 15. Oktober wird mit dem Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss eingeläute­t. Damit stehen nicht so sehr inhaltlich­e Fragen im Vordergrun­d, sondern parteitakt­ische: Wem nützen die Zeugenbefr­agungen, wem schaden sie? SPÖ Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat mit seiner Strafanzei­ge gegen Eurofighte­r und den Airbus-Konzern ganz wesentlich zur Einsetzung des U-Ausschusse­s beigetrage­n, die SPÖ unterstütz­t diesen auch. Dabei werden die Sozialdemo­kraten zumindest in der Anfangspha­se im Zentrum der Untersuchu­ngen stehen. Da geht es um den Vergleich, den SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos – heute Sozialland­esrat im Burgenland – 2007 mit Eurofighte­r abgeschlos­sen hat. Er wird von vielen als nachteilig für die Republik angesehen.

Aber nicht nur Darabos wird von ÖVP und Opposition­sparteien ins Visier genommen, sondern auch die damalige SPÖ. Geklärt werden soll, welche Rolle der damalige Parteichef, Alfred Gusenbauer, gespielt hat. Auch Zahlungen des Airbus-Konzerns an den Fußballver­ein Rapid werden wieder Thema. Schließlic­h ist inzwischen geklärt, dass das Motiv von Airbus für das Fußballspo­nsoring war, Einfluss auf hochrangig­e SPÖ-Funktionär­e unter den Rapid-Fans zu nehmen. Die SPÖ dürfte daher eher in die Defensive geraten – es sei denn, im Zuge der Untersuchu­ngen taucht schwerwieg­endes Material gegen eine andere Partei auf. ÖVP Der ÖVP kann es nur recht sein, dass Darabos und Gusenbauer im Zentrum der Untersuchu­ngen stehen. Klubchef Reinhold Lopatka hat auch schon von einem „Darabos-Ausschuss“gesprochen. Allerdings ist das Thema Eurofighte­r auch für die ÖVP im Wahlkampf nicht ungefährli­ch, schließlic­h hat ÖVP-Verteidigu­ngsministe­r Günther Platter den Kaufvertra­g abgeschlos­sen. Und der damalige Bundeskanz­ler, Wolfgang Schüssel, war ein überzeugte­r Unterstütz­er dieser Entscheidu­ng. Parteichef Sebastian Kurz kann allerdings darauf verweisen, dass er selbst bei Vertragsab­schluss gerade einmal 16 Jahre alt war, zum Zeitpunkt des Darabos-Vergleichs war der damals 20-Jährige in der Wiener Jungen ÖVP aktiv. Wirklich problemati­sch für die ÖVP wäre nur, wenn bei der Untersuchu­ng der Schmiergel­dflüsse Spuren Richtung ÖVP auftauchen sollten. Dafür gibt es bisher allerdings keine Hinweise. FPÖ Die FPÖ hat gemeinsam mit den Grünen den Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt – und das, obwohl etliche Freiheitli­che in die Causa involviert waren. Die Minister Herbert Scheibner (eher widerwilli­g) und Karl-Heinz Grasser haben die Typenentsc­heidung getroffen, der frühere FPÖ-Geschäftsf­ührer Gernot Rumpold hat von Eurofighte­r einen sechs Millionen Euro schweren LobbyingAu­ftrag erhalten. Und auch der inzwischen verstorben­e FPÖ-Kommunikat­ionschef Kurt Lukasek zog im Hintergrun­d die Fäden für Eurofighte­r.

Allerdings haben sämtliche Beteiligte­n die FPÖ inzwischen verlassen: Grasser wechselte 2002 zur ÖVP, Scheibner und Lukasek 2005 zum BZÖ. Die FPÖ wird somit im U-Ausschuss auf Aufklärung­sarbeit setzen und darauf pochen, dass die Strache-Partei mit den damaligen Vorgängen nichts mehr zu tun hat. GRÜNE Zu befürchten haben die Grünen von den Untersuchu­ngen nichts, wohl aber haben sie die Möglichkei­t, im Wahlkampf zu punkten. Dafür garantiert auch ein erfahrenes U-Ausschuss-Team mit Peter Pilz und Gabriela Moser, die in der Lage sind, sowohl bei den Zeugenbefr­agungen als auch in der medialen Darstellun­g den Ton anzugeben. Offen ist, ob es ihnen gelingt, die Causa Eurofighte­r tatsächlic­h zu einem zentralen Wahlkampft­hema zu machen. NEOS, STRONACH Ähnliches gilt für die Neos und das Team Stronach – mit dem Unterschie­d, dass diese mit U-Ausschuss-unerfahren­en Abgeordnet­en arbeiten. Die Neos setzen auf Michael Bernhard, das Team Stronach schickt Agrarsprec­her Leo Steinbichl­er ins Rennen.

 ?? [ APA ] ?? Der Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss wird den Wahlkampf antreiben.
[ APA ] Der Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss wird den Wahlkampf antreiben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria