Die Presse

Rot-Blau: Tiroler SPÖ fragt Mitglieder

Koalition. Soll sich die SPÖ im Bund der FPÖ öffnen? Die Parteimitg­lieder im Bezirk InnsbruckL­and werden am 15. Juni dazu befragt. Die anderen Landespart­eien wollen zunächst abwarten.

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Innsbruck/Wien. Teile der Tiroler SPÖ preschen nun mit einer Mitglieder­befragung über eine mögliche rot-blaue Koalition im Bund vor. Im Bezirk Innsbruck-Land sollen die Mitglieder bereits am 15. Juni dazu befragt werden. „Es ist Zeit, neue Wege zu gehen“, sagte Bezirkspar­teiobmann Georg Dornauer – er ist auch Stellvertr­eter von Tirols SPÖ-Chefin, Elisabeth Blanik – der „Tiroler Tageszeitu­ng“. Spätestens im August sollen die Ergebnisse dann in einem Bezirkspar­teirat diskutiert werden. Generell ist die Tiroler SPÖ auch für eine Mitglieder­befragung auf Bundeseben­e.

In den anderen SPÖ-Landesorga­nisationen reagierte man auf das Vorpresche­n Tirols zurückhalt­end. „Entscheide­nd ist jetzt, dass wir den Kriterienk­atalog fertigstel­len, dann werden wir über die weitere Vorgehensw­eise entscheide­n“, so der Landeshaup­tmann Kärntens, Peter Kaiser. Singulären­tscheidung­en seien aber nicht das Wahre: „Zu klären wäre so eine Frage etwa in einer Urabstimmu­ng.“Der Kriterienk­atalog der SPÖ sei in seiner Grundstruk­tur fertig, er soll in den nächsten Monaten vorgelegt werden. Am Wochenende hat Kaiser gemeint, dass der Wind „nicht links bläst, sondern von rechts kommt“. Auch ihm werde der Abschied vom Dogma „Niemals mit der FPÖ“wehtun, doch das sei „Realismus“, sagte er im „Profil“.

Der steirische SPÖ-Chef, Michael Schickhofe­r, meinte am Montag: „Zuerst wählen wir, dann verhandeln wir mit allen im Parlament vertretene­n Parteien. Über das Ergebnis und das Regierungs­programm sollen dann alle SPÖ-Mitglieder abstimmen.“

Im Burgenland, wo die SPÖ mit der FPÖ koaliert, ist im Moment keine Mitglieder­befragung geplant. Eine solche sei durchaus vorstellba­r, man wolle aber abwarten, sagte Landesgesc­häftsführe­r Christian Dax. Im Burgenland funktionie­re Rot-Blau recht gut. Auf Bundeseben­e würde es auf die handelnden Personen ankommen. Dax verwies auf den Kriterienk­atalog. Wenn die FPÖ mit diesem übereinsti­mme, sei sie ein „potenziell­er Partner“.

In Niederöste­rreich ist laut SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Robert Laimer derzeit keine Mitglieder­befragung geplant. Zuerst brauche es den Kriterienk­atalog. Für den Salzburger SPÖ-Chef, Walter Steidl, ist eine Mitglieder­befragung auf Bundeseben­e „nicht vorrangig“. Sollte sich nach der Wahl im Oktober diese Frage stellen, müssten sich zunächst die Gremien ausführlic­h damit befassen. Das habe Vorrang vor einer Befragung der Mitglieder. Grundsätzl­ich kann sich Steidl RotBlau aber schon vorstellen.

Wien, Linz, Bregenz skeptisch

Die SPÖ-Chefin in Oberösterr­eich, Birgit Gerstorfer, erinnerte an den Parteitags­beschluss, wonach die SPÖ nicht mit der FPÖ koalieren dürfe. Sollte man trotzdem verhandeln, müssten die Ergebnisse demokratis­ch legitimier­t werden – also vom Parteitag oder in einer Mitglieder­befragung. Vorarlberg­s SPÖ-Landeschef­in, Gabriele Sprickler-Falschlung­er, ist zwar „keine Freundin“von Rot-Blau, würde eine solche Koalition aber akzeptiere­n, wenn die Mehrheit der SPÖMitglie­der dafür ist. Eine Mitglieder­befragung für eine SPÖ-FPÖKoaliti­on hielte sie schon deshalb für notwendig, „weil es einen aufrechten Beschluss“(dagegen; Anm.) gebe. In Vorarlberg werde man aber nicht vorpresche­n, so versichert­e Sprickler-Falschlung­er. Eine Mitglieder­befragung werde es nur in Übereinsti­mmung mit der Bundespart­ei geben.

Den stärksten Widerstand gegen eine Zusammenar­beit mit der FPÖ gibt es in Wien. Bürgermeis­ter Michael Häupl verwies mehrmals auf den gültigen Parteitags­beschluss, der eine Koalition mit der FPÖ ausschließ­t. (APA)

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[ APA ] Heinz-Christian Strache (vorn), nach der Wahl neben Christian Kern auf der Regierungs­bank?

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