Die Presse

Thiem erhofft „Supertag“

Tennis. Rafael Nadal bei den French Open zu schlagen, gelang in den vergangene­n 13 Jahren nur zwei Spielern. Dominic Thiem schickt sich an, im Halbfinale auch dieses Kunststück zu vollbringe­n.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Dominic Thiem will heute bei den French Open Rafael Nadal schlagen. Das schafften in 13 Jahren nur zwei.

Paris/Wien. Dominic Thiem steht heute (nicht vor 15.30 Uhr, live in ORF eins, Eurosport) im Halbfinale der French Open vor dem größten Spiel seiner bisherigen Karriere. Im Kampf um sein erstes GrandSlam-Finale trifft der 23-Jährige auf dem Court Philippe Chatrier, dem größten Platz der Anlage, auf den neunfachen Paris-Sieger und Topfavorit­en Rafael Nadal.

Thiem und Nadal sind die erfolgreic­hsten Sandplatzs­pieler dieser Saison, für viele Beobachter ist deren siebentes Duell (Head-toHead 4:2 für Nadal) das vorweggeno­mmene Finale. In Paris kreuzen sich die Wege der beiden zum bereits vierten Mal binnen weniger Wochen. In den Finalspiel­en von Barcelona und Madrid gewann Nadal, ehe Thiem im Rom-Viertelfin­ale für die bislang einzige Sandplatzs­aisonniede­rlage des Spaniers verantwort­lich zeichnete. Im Foro Italico spielte der Niederöste­rrei- cher das vielleicht beste Spiel seines Lebens, schlug Winner aus allen Lagen, nahm Bälle früh – und mit viel Risiko. Thiems Mut wurde gegen einen, an diesem Tag nicht auf allerhöchs­tem Level agierenden Gegner belohnt. Auch Trainer Günter Bresnik sprach später von einem „nahezu perfekten Match“.

„Muss Supertag erwischen“

In Paris kommt es drei Wochen nach Rom nun zum erneuten Vergleich. Thiems Spiel wird zwangsläuf­ig ausgesproc­hen offensiv aus- gerichtet sein, er muss erneut riskieren, vielleicht noch mehr als in Rom. „Ich muss einen Supertag erwischen“, gibt sich der Niederöste­rreicher, der zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale der French Open steht, keinen Illusionen hin. Doch einen Tag wie in Rom, an dem praktisch alles funktionie­rte, habe er vielleicht drei Mal im Jahr, das gestand er ehrlich.

Allerdings, Thiems Marschrout­e gegen Nadal ist alternativ­los. Das ÖTV-Ass muss noch schneller, weitaus aggressive­r als sein Kontrahent spielen, versuchen, vor dem Mallorquin­er die Initiative zu ergreifen. Wer auf dem weitläufig­en Court Philippe Chatrier zu passiv wird, der ist verloren. Beide Spieler verstehen es blendend, mit ihrer Vorhand Punkte zu kreieren und zu vollenden, jene von Nadal bezeichnet Thiem als „eine der besten Schläge in der Geschichte des Sports“. Die Wucht von Nadals Vorhand permanent zu unterbinde­n, sei ein Ding der Unmöglich- keit. „Nein, man kann sie nicht immer verteidige­n. Ich werde wohl ein paar Winner hinnehmen müssen.“Von enormer Wichtigkei­t dürfte daher auch der Start in dieses Match sein. Nadal gilt als einer der besten „Frontrunne­r“des Spiels. Liegt der 31-Jährige erst einmal in Führung, ist er kaum noch aufzuhalte­n.

Söderling, Djokovi´c – Thiem?

Dominic Thiem steht unbestritt­en vor einer ganz besonderen Aufgabe. Nadal auf Sand in einem Bestof-Three-Match zu schlagen, ist schon eine gewaltige Herausford­erung. Den neunfachen FrenchOpen-Champion aber auf Pariser Asche in einem Best-of-FiveMatch zu bezwingen, ist die wohl größte Herausford­erung, die der Tennisspor­t derzeit zu bieten hat.

In den vergangene­n 13 Jahren gelang das nur Robin Söderling (2009) und Novak Djokovic´ (2015). Thiem sagt: „Ich gehe mit einem guten Gefühl in dieses Spiel.“

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