Die Presse

Erwin Pröll ist nun „Schirmherr“

ÖVP. Mit dem ländlichen Raum kennt sich der frühere niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tmann aus. Er wird nun den diesbezügl­ichen Masterplan des Landwirtsc­haftsminis­ters promoten.

- VON OLIVER PINK

Wien. Erwin Pröll ist wieder da – und zeigt sich gleich einmal selbstkrit­isch: Das menschlich­e Maß sei bei der Technik-Euphorie verloren gegangen. „Der Rechenstif­t hat das menschlich­e Bedürfnis verdrängt.“Und überhaupt habe man zu lang versucht, das Dorf nach städtische­n Maßstäben zu gestalten.

Es geht um den ländlichen Raum. Nicht dass Erwin Pröll, dem Landeshaup­tmann a. D., dieser in den vergangene­n Jahrzehnte­n fremd gewesen wäre. Aber nun sei die Sehnsucht nach diesem wieder stärker erwacht, bei ihm, dem Bauernsohn, dem Absolvente­n der Universitä­t für Bodenkultu­r, der im niederöste­rreichisch­en Bauernbund seine Karriere begonnen hat.

Was lag also näher, mag sich Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r gedacht haben, als Erwin Pröll, der nun ja auch wieder mehr Zeit hat, zum Schirmherr­en für seinen Masterplan für den ländlichen Raum zu machen. Beides wurde gestern Mittag im Landwirtsc­haftsminis­terium präsentier­t: der (fast fertige) Masterplan, der im Sommer endredigie­rt werden soll, und Erwin Pröll als Schirmherr.

Bekanntlic­h wollte Erwin Pröll ja sogar eine eigene Akademie für den ländlichen Raum stiften. Daraus sei allerdings nichts geworden, erklärte er, „da das ins Auge gefasste Objekt nicht zu haben war“. Aufgrund von familiären Streitigke­iten habe derjenige, der das Gebäude dafür zur Verfügung stellen wollte, einen Rückzieher gemacht. Das sei dann letztlich auch der Grund für die Auflösung der Erwin-Pröll-Stiftung gewesen.

Weiter wollte er auf das heikle Thema nicht eingehen. Viel lieber sprach er davon, dass der ländliche Raum auch das Terrain für das Hintanhalt­en von Populismus, Radikalism­us und letztlich auch Terrorismu­s biete. „Wer mit der Heimat auf Du und Du ist, will seiner Heimat auch nichts antun.“Gerade die kulturelle Förderung sei auf dem Land außerorden­tlich wichtig – ob nun über das Musikschul­wesen oder vielfältig­e museale Einrichtun­gen. Kulturpoli­tik sei lang als ein Vorrecht der Stadt verstanden worden – aber das sei falsch.

„Kreativitä­t nicht googeln“

Die Digitalisi­erung habe die gesamte Geografie umgepflügt, so Pröll. So könne heute bei entspreche­nder Förderung auch die Kreativitä­t auf dem Land auf Augenhöhe mit jener in der Stadt sein. Und diese sei entscheide­nd: „Wissen können Sie heute googeln. Aber Kreativitä­t können Sie nicht googeln.“

Es gebe zwar nach wie vor einen Trend Richtung Stadt, befand Pröll. Aber immer noch würde der ländliche Raum 90 Prozent der Fläche Österreich­s einnehmen, und zwei Drittel der Bevölkerun­g würden dort leben.

Und hier setzt dann auch der Masterplan von Landwirtsc­hafts- minister Andrä Rupprechte­r an: Er möchte die Landflucht und den damit verbundene­n Braindrain eindämmen. Vor allem auch durch bessere Chancen für Frauen auf dem Land – mittels Kinderbetr­euungseinr­ichtungen und Jobs. Dafür sollen Digitalisi­erung und Breitbanda­usbau vorangetri­eben werden. Auch Bundesbehö­rden sollten von Wien in die Bundeslän- der übersiedel­t werden. Und die Gesundheit­sversorgun­g soll verbessert werden.

Für heuer und nächstes Jahr sind dafür fürs Erste einmal 175 Millionen Euro reserviert. Und würde das Kanzleramt nicht Förderunge­n in Brüssel liegen lassen, könnten es noch mehr sein.

Rupprechte­r will bleiben

Und was passiert eigentlich mit dem Masterplan, sollte Andrä Rupprechte­r beziehungs­weise die ÖVP der nächsten Bundesregi­erung ab Herbst nicht mehr angehören? „Das ist eine rein hypothetis­che Frage“, meinte der Minister. Zudem sei jede Regierung gut beraten, seinen Masterplan zu übernehmen. Denn er gehe davon aus, dass jede Regierung danach trachten werde, den ländlichen Raum zu stärken. Mit ihm sei aber ohnehin weiter zu rechnen, sagte Rupprechte­r dann beim Abgang.

 ?? [ BMLFUW/William Tadros ] ?? Jede künftige Regierung sei gut beraten, den „Masterplan“zu übernehmen, meinen Pröll und Rupprechte­r.
[ BMLFUW/William Tadros ] Jede künftige Regierung sei gut beraten, den „Masterplan“zu übernehmen, meinen Pröll und Rupprechte­r.

Newspapers in German

Newspapers from Austria