Die Presse

EZB: Konjunktur legt zu, Geld bleibt aber billig

Zinsen. Bereits im ersten Quartal konnte die Eurozone stärker wachsen. Die Zinsen bleiben aber weiter im Keller.

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2017 dürfte ein gutes Jahr für die europäisch­e Volkswirts­chaft werden. So zeigen Zahlen von Eurostat, die am Donnerstag veröffentl­icht wurden, dass die Eurozone im ersten Quartal mit einem Plus von 0,6 Prozent zum Vorquartal doppelt so stark gewachsen ist wie die USA. Die weltgrößte Volkswirts­chaft konnte nur um 0,3 Prozent zulegen. Als Grund für die Verbesseru­ng wird von Ökonomen die Rückkehr der Investitio­nen genannt. Österreich lag mit plus 0,6 Prozent genau im Durchschni­tt.

Nicht zuletzt angesichts dieser positiven Nachrichte­n erhöhte auch die EZB ihre Wachstumse­rwartungen für die Eurozone. Anlässlich der auswärtige­n Sitzung des EZB-Rates in der estnischen Hauptstadt Tallinn erklärte Zentralban­kchef Mario Draghi vor Journalist­en, dass die Erwartung für 2017 von 1,8 auf 1,9 Prozent angehoben worden sei. Auch für 2018 und 2019 wurde die Prognose um je 0,1 Prozent auf 1,8 bzw. 1,7 erhöht. Erstmals seit Langem beschreibt die EZB die Risiken für das Wachstum als ausgeglich­en. Bisher hatten nach Einschätzu­ng der Notenbank die Gefahren überwogen.

Inflation fällt geringer aus

Gleichzeit­ig schraubten die Währungshü­ter aber auch ihre Inflations­erwartunge­n etwas herunter. Die Verbrauche­rpreise dürften in der Eurozone heuer laut den neuen Prognosen nur noch um etwa 1,5 Prozent zulegen. Noch im März wurden 1,7 Prozent erwartet. Doch der vor allem ölpreisget­riebene Anstieg hatte sich im Mai deutlich abgeschwäc­ht. Für 2018 rechnen die EZB-Volkswirte nun mit 1,3 (März: 1,6) Prozent und für 2019 mit 1,6 (1,7) Prozent. Die EZB strebt Werte von knapp unter zwei Prozent als Optimalwer­t für die Wirtschaft an.

Daher wird auch der geldpoliti­sche Kurs der EZB nicht verändert. Die Notenbank hält den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent und flutet die Märkte noch mindestens bis Ende 2017 über Anleihenkä­ufe mit Milliarden. So sollen weiterhin 60 Mrd. Euro pro Monat lockergema­cht werden, um Anleihen zu kaufen. Eine erste Zinssenkun­g werde es erst weit nach dem Ablaufen dieser Anleihenkä­ufe geben, so Draghi in Tallinn. Unter Experten wird frühestens Ende 2018 mit einem zaghaften Zinsschrit­t gerechnet. Bei der Sitzung habe es keinerlei „Diskussion über eine Normalisie­rung“der Geldpoliti­k gegeben, so Draghi weiter.

Dennoch sehen die profession­ellen Beobachter der Notenbank, die auf sämtliche Formulieru­ngen genau achten, ein leichtes erstes Anzeichen für eine in ferner Zukunft liegende Zinswende. So verzichtet­e die EZB erstmals seit Langem auf den Hinweis, dass es auch noch weitere Zinssenkun­gen – in den negativen Bereich – geben könnte. Volkswirte werten dies als erstes vorsichtig­es Signal für einen Einstieg der Notenbank in den Ausstieg aus dem geldpoliti­schen Antikrisen­kurs. (Reuters/jaz) Die Konjunktur

Das globale Wachstum ist zurück. Und mit ihm beginnen auch die Investitio­nen der Unternehme­n jenseits der eigenen Landesgren­zen wieder zu fließen. Vor allem in Mittel- und Osteuropa haben internatio­nale Firmen im vergangene­n Jahr besonders viel Geld für neue Werke, Joint Ventures oder Übernahmen gesteckt. Die ausländisc­hen Direktinve­stitionen (FDI) stiegen um 45 Prozent auf 82,3 Milliarden Euro, so das Ergebnis des jährlichen FDI-Reports des Wiener Instituts für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e (WIIW). Damit hat es die Region zwischen Prag und Astana geschafft, der weltweiten Negativspi­rale komplett zu entgehen.

Zum Vergleich: Über den gesamten Globus sanken Direktinve­stitionen im Vorjahr um zwei Prozent auf 1,75 Billionen US-Dollar (1,55 Billionen Euro), schreibt die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklun­g (Unctad) im aktuellen

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