Lange Leitung
D ie Rache der Politiker am ORF ist ihr Marktwert kombiniert mit der Taktik, sich rar zu machen. Der „Zeit im Bild“blieb vor einigen Wochen nichts anderes übrig, als live zur besten Sendezeit in die Pressekonferenz von Sebastian Kurz einzusteigen, als dieser zum ÖVP-Chef designiert wurde. Und die „ZiB 2“ist froh, wenn sich Kurz immerhin ins Studio in Kiew setzt. Dies hatte zwar auch für ihn den Nachteil einer nicht allzu pittoresken Hintergrundkulisse, aber den Vorteil einer langen Leitung – sodass der Moderator nicht wie gewohnt bei jeder Antwort dreimal hineingrätschen konnte.
Warum daran also etwas ändern? Für seinen nächsten „ZiB 2“-Auftritt reist Sebastian Kurz eigens zu den Niagara-Fällen („Ich kann Sie leider so schlecht verstehen, es rauscht hier so“). Und auch Peking („Herr Wolf? Herr Wo-ooolf – ich sehe Sie nicht, der viele Smog hier“) und Ankara („Präsident Erdogan˘ lässt gleich das Studio schließen, ich habe meine Antworten aus Termingründen aber ohnehin bereits voraufgezeichnet“) sind geplant.
Manche seiner Berater meinen allerdings, es sei gar nicht nötig, so weit zu fliegen: Der Presseraum des österreichischen Parlaments reiche völlig aus – wie man jüngst beim ORF-Livestream aus Anlass des Glawischnig-Rücktritts gesehen habe. (oli)