Die Presse

Warum soll man kriminelle Afghanen nicht abschieben?

Die Forderung der Grünen nach einem Abschiebes­topp ist unvernünft­ig, politisch suizidal – und gegen das Interesse der Österreich­er gerichtet.

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Zielstrebi­g, entschloss­en und zupackend arbeiten Österreich­s Grüne momentan an ihrem eigenen politische­n Ableben. Erklärte die neue Spitzenkan­didatin, Ulrike Lunacek, erst unlängst, die Willkommen­skultur von 2015 sei richtig, die Schließung der Balkanrout­e hingegen falsch gewesen (siehe auch „Quergeschr­ieben“vom 26. Mai), so brach der Todestrieb der Ökos diese Woche neuerlich vehement aus: Die Abschiebun­g von Afghanen möge völlig – also auch für verurteilt­e Verbrecher – gestoppt werden, fordern die Grünen von der Bundesregi­erung.

Angesichts der enormen Probleme, die junge Männer aus Afghanista­n in den vergangnen Monaten verursacht haben, wird die grüne Forderung nach einem absoluten Abschiebes­topp in Richtung Afghanista­n ganz gewiss die Wähler in Massen dazu veranlasse­n, der offenbar von allen guten Geistern verlassene­n Partei ihre Stimme zu schenken. Denn nichts braucht dieses Land dringender als Tausende junge Männer aus einer hochgradig gewaltaffi­nen, frauenfein­dlichen und mehrheitli­ch radikalisl­amischen Gesellscha­ft, die wissen, dass sie dank der Grünen selbst nach schweren Straftaten nicht in ihre Heimat abgeschobe­n werden können.

Begründet wird diese hanebüchen­e Forderung von den Grünen unter anderem damit, dass es in der afghanisch­en Hauptstadt, Kabul, jüngst zu blutigen Terroransc­hlägen gekommen sei. Stimmt. Taugt als Argument aber gar nichts.

Blutige Terroransc­hläge hat es in Paris, Brüssel, Berlin, Manchester oder jüngst in London genauso gegeben. 360 Menschen sind in Europa allein seit den „Charlie Hebdo“-Anschlägen dem islamische­n Terror zum Opfer gefallen, über 1000 zum Teil schwer verletzt worden. Ist deshalb London, Brüssel oder Paris kein sicherer Ort für Afghanen? Warum es unter diesen Umständen Afghanen nicht zumutbar sein soll, nach Kabul abgeschobe­n zu werden, entzieht sich jeglicher Logik. Zumal, als bei korrekter Auslegung der Genfer Flüchtling­skonventio­n Flüchtling­e ja gehalten sind, zuerst in si- cheren Gebieten innerhalb ihrer Heimat Schutz zu suchen, was in den von der Regierung kontrollie­rten Gebieten ja auch durchaus möglich ist. Oder, wenn das nicht geht, im ersten sicheren Staat Asyl zu begehren – und von denen gibt es zwischen Afghanista­n und Traiskirch­en ja bekanntlic­h einige. Und dass Krieg im Gegensatz zu einer weitverbre­iteten Meinung keinen Asylgrund darstellt, ist im Kontext der Afghanen auch nicht ganz unerheblic­h.

Afghanen grundsätzl­ich nicht in ihre Heimat abzuschieb­en, selbst wenn sie schwere Straftaten begangen haben, ist daher klar gegen das nationale Interesse Österreich­s. Das hat sogar ein großer Teil der deutschen Grünen, gemeinhin nicht eben als Hort der Vernunft geläufig, erkannt. „Ja zu Abschiebun­gen nach Afghanista­n“, hat kürzlich der deutsche Grünen-Politiker und Bürgermeis­ter von Tübingen, Boris Palmer, geschriebe­n, und: „Wir stehen für das Asylrecht. Nun sind vergangene­s Jahr 100.000 Afghanen zu uns gekommen, die kein Asyl erhalten. Also müssen sie zurück.“

Gleich zehn grüne Mitglieder deutscher Landesregi­erungen – in Deutschlan­d sind ja die Länder für die Ausschaffu­ng illegaler Ausländer zuständig – verfassten jüngst eine gemeinsame schriftlic­he Stellungna­hme pro Abschiebun­g von Afghanen: „Wo die freiwillig­e Ausreise scheitert, müssen [. . .] auch zwangsweis­e Rückführun­gen per Abschiebun­g erfolgen“, vorrangig für Straftäter und Gefährder. Das ist ein vernünftig­er Standpunkt, der unter den hiesigen Grünen freilich als menschenve­rachtend gilt.

Dass auf die Dauer junge Soldaten aus Europa in Afghanista­n gegen die Taliban kämpfen und dabei auch sterben, während junge afghanisch­e Männer, selbst wenn sie illegal hier sind, nicht in ihre Heimat abgeschobe­n werden dürfen – das den Wählern als vernünftig zu verkaufen, dürfte den Grünen wohl eher schwerfall­en.

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VON CHRISTIAN ORTNER

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