Die Presse

Schlappe für die Nationalis­ten

Schottland. Die SNP wurde für ihre Überheblic­hkeit bestraft und verlor 21 Sitze. Die Tories dagegen erstarkten im Norden der Insel.

-

Edinburgh/London. Die Tories waren nicht die einzigen Verlierer der Parlaments­wahl. Diese traurige „Ehre“mussten auch die bisher so siegesgewi­ssen schottisch­en Nationalis­ten (SNP) für sich in Anspruch nehmen. Die Partei von First Minister Nicola Sturgeon erlitt mit einem Verlust von 21 Sitzen auf 35 Mandate einen Rückgang um mehr als ein Drittel. Wenn die schottisch­e Regierungs­chefin danach trotzig erklärte: „Wir sind immer noch stärker als alle anderen Parteien zusammen“, zeigte sie unbeabsich­tigt gleich einen der Gründe für die Niederlage auf.

Denn die scheinbar nicht endende Siegesseri­e der Partei in den vergangene­n zehn Jahren hat die SNP überheblic­h und nachlässig gemacht. Statt über die Sorgen der Bürger über die Steuerlast, die Wirtschaft­sleistung oder das Gesundheit­swesen, sprechen die Nationalis­ten über nichts lieber als über die Unabhängig­keit Schottland­s. Mit der Forderung nach einer neuen Volksabsti­mmung spekuliert­e die SNP auf die Zustimmung der überwiegen­den Mehrheit der EU-Befürworte­r in Schottland, wo im Vorjahr 63 Prozent gegen den Brexit gestimmt hatten.

Aber selbst unter diesen Wählern will die Mehrheit zunächst Klarheit über den EUAusstieg und erst dann – eventuell – eine neue Volksabsti­mmung nach 2014. Die SNP hatte hingegen auf ein möglichst rasches Referendum gedrängt. Damit entstand der Eindruck, die Nationalis­ten stellten parteitakt­isches Kalkül über nationale Interessen. Zudem bekamen die Nationalis­ten Konkurrenz durch das Comeback der schottisch­en Konservati­ven. (gar)

 ?? [ APA ] ?? Nicola Sturgeon erlitt herbe Niederlage.
[ APA ] Nicola Sturgeon erlitt herbe Niederlage.

Newspapers in German

Newspapers from Austria