Die Presse

Ein Finanzskan­dal, an dem (fast) niemand schuld sein will

Salzburg. Auch der Exleiter der Finanzabte­ilung, Eduard Paulus, wies alle Vorwürfe von sich.

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Salzburg. Es war am Freitag der vierte Verhandlun­gstag im dritten Salzburger Finanzskan­dalProzess. Und diesmal wurde der ehemalige Finanzabte­ilungsleit­er des Landes, Eduard Paulus, einvernomm­en. Er beteuerte seine Unschuld und erklärte, er habe an die Sachbearbe­iter seiner Abteilung keine Weisung zur Übernahme von sechs negativ bewerteten Derivaten der Stadt an das Land im Jahr 2007 erteilt.

Im Prozess geht es um einen dubiosen Swap-Deal der Stadt mit dem Land Salzburg mit einem angeklagte­n Schaden von rund 4,9 Millionen Euro. Salzburgs Bürgermeis­ter Heinz Schaden hatte sich bereits am Donnerstag in dem Untreuepro­zess für nicht schuldig bekannt. Ebenso hatte der ehemalige Salzburger Landesfina­nzreferent Othmar Raus alle Vorwürfe von sich gewesen. Geständig hatte sich die Erstangekl­agte Monika Rathgeber gezeigt. Ein einstiger Kollege von ihr in der Budgetrefe­ratsabteil­ung hatte hingegen wiederum auf unschuldig plädiert.

Paulus bestritt am Freitag den Vorwurf der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft, er hätte eine Weisung an die damalige Budgetrefe­ratsleiter­in, Monika Rathgeber, zur Übernahme der sechs Swaps mit einem negativen Barwert von rund 4,9 Millio- nen Euro erteilt. „Es gab von mir keine Weisung und schon gar nicht die Anordnung von Unterschri­ftsleistun­gen“, sagte Paulus. Dem Land soll laut den Vorwürfen ein Schaden von 4,9 Millionen Euro entstanden sein, weil keine Gegenleist­ung dafür erfolgte.

Politische Vereinbaru­ng?

Paulus erklärte zudem, er nehme nicht an, dass es eine derartige politische Vereinbaru­ng zwischen dem Salzburger Bürgermeis­ter Heinz Schaden und dessen Parteikoll­egen auf Landeseben­e, Raus, gegeben habe. „Ich habe keine Vereinbaru­ng gesehen“, sagte Paulus. Was Raus und Schaden über dieses Thema gesprochen haben, das wisse er nicht, sagte Paulus. An ein entspreche­ndes Gespräch mit den beiden Politikern am Rande einer Kulturvera­nstaltung am 6. August 2007 konnte er sich ebenfalls nicht erinnern. „Das musste so beiläufig gewesen sein, dass es sich nicht in mein Gedächtnis eingeprägt hat.“

Die Bewirtscha­ftung von Derivaten sei in das Tagesgesch­äft des Budgetrefe­rates gefallen, sagte Paulus. Die Unterschri­ften seien nach einem Vieraugenp­rinzip von Rathgeber und ihrem Kollegen erfolgt, die eine Vollmacht hatten. Die Verhandlun­g wird am Montag fortgesetz­t. (APA)

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