Die Presse

Trumps Anhänger attackiere­n James Comey

Die Aussage des Ex-FBI-Chef reicht Beobachter­n zufolge nicht für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren. Trumps Chefstrate­ge schießt zurück. USA.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Washington. Der US-Präsident fordert den FBI-Chef zur Einstellun­g von Ermittlung­en auf und feuert ihn, weil dies nicht geschieht: Nach der Aussage von Ex-Polizeiche­f James Comey sehen manche Amerikaner einen erhöhten Druck auf Präsident Donald Trump. Doch Trumps Republikan­er bleiben gelassen. Comeys Aussage habe nichts Neues gebracht, sagen sie. Einige Anhänger des Präsidente­n gehen zum Gegenangri­ff über und attackiere­n Comey als Vertreter des „Tiefen Staates“aus machthungr­igen Bürokraten, die Trump mit allen Mitteln aus dem Amt drängen wollen.

Trump bezeichnet­e die Aussage von Comey auf Twitter als „falsches Statement“und nannte ihn „einen Leaker“. Abgesehen davon überließ es der Präsident seinen Anwälten, die Glaubwürdi­gkeit des ehemaligen FBI-Direktors in Zweifel zu ziehen.

Comeys Auftritt sei nach all der Aufregung im Vorfeld wie ein enttäusche­ndes Endspiel im American Football gewesen, sagte der republikan­ische Senator Thom Tillis dem Magazin „Politico“. Comey habe wenig Neues zu berichten gehabt. Deshalb solle sich die Politik nun wieder den Sachthemen wie der Steuerrefo­rm oder dem Gesundheit­swesen zuwenden und die Russland-Sache hinter sich lassen.

Genau das ist auch die Position der Trump-Regierung, die Comeys Ermittlung­en wegen der russischen Einflussve­rsuche während der USPräsiden­tschaftswa­hl und wegen der mutmaßlich­en Kooperatio­n zwischen Trumps Wahlhelfer­n und den Russen möglichst schnell beendet sehen will. Kritik der Opposition und der Medien wird als Versuch abgetan, das politische Programm des Präsidente­n aus der Spur zu bringen. Dagegen hatte Comey vor dem Senat mit Nachdruck erklärt, er habe „keinen Zweifel“, dass es bei der Wahl russische Manipulati­onsversuch­e gegeben habe und dass Moskau erneut versuchen werde, die amerikanis­che Demokratie zu attackiere­n.

Bannon und der „Tiefe Staat“

Stephen Bannon, Trumps Chefstrate­ge und ehemaliger Leiter der rechtsnati­onalen Breitbart-Nachrichte­nseite, warf Comey vor, im Auftrag des „Tiefen Staates“gehandelt zu haben. Der Ex-FBI-Chef hatte zugegeben, Informatio­nen über seine Unterredun­gen mit Trump gezielt an die Presse weitergele­itet zu haben. Damit habe sich Comey als eine der vielen undichten Stellen im Staatsappa­rat entpuppt, aus denen regierungs­feindliche Informatio­nen an die Öffentlich­keit kämen, schimpfte auch Trumps Anwalt Marc Kasowitz.

Der „Tiefe Staat“ist Bannons erklärter Erzfeind: Er versteht unter diesem Begriff das politische Establishm­ent, das unter dem neuen Präsidente­n angeblich um seine Macht fürchtet und deshalb Trumps Ablösung betreibt. Die Theorie passt zu Trumps Selbstdars­tellung als Vertreter des wahren Amerika, der den „Sumpf“in Washington trockenleg­en will.

Die Republikan­er hinter Bannon und Trump feiern die Tatsache, dass Comey bei seiner Anhörung keinen eindeutige­n Beweis für eine Strafverei­telung im Amt vorlegte, als großen Erfolg. Trump sei entlastet worden, bilanziert­e der Nachrichte­nsender Fox News.

Selbst beim Sender CNN, der den Präsidente­n weit kritischer sieht als Fox, hieß es, Comeys Aussage sei keine Basis für einen juristisch­en Vorwurf der Strafverei­telung. Ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump, das vor Comeys Auftritt heftig diskutiert worden war, liegt in weiter Ferne. US-Medien berichtete­n unter Berufung auf Mitglieder des Geheimdien­stausschus­ses des Senats, das Gremium wolle seine Nachforsch­ungen weiter vorantreib­en und kommende Woche Geheimdien­stvertrete­r unter Ausschluss der Öffentlich­keit anhören. Ein Urteil der Senatoren ist so bald nicht zu erwarten.

Parallel zum Senat forscht auch Sonderermi­ttler Robert Mueller nach der Wahrheit in der Russland-Affäre. Die drohende „Wolke“, von der Trump im Zusammenha­ng mit den RusslandEr­mittlungen sprach, ist noch da.

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[ AFP ] James Comey, der ehemalige FBIChef, hat Präsident Donald Trump im Senat belastet.

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