Die Presse

Wawrinka und das Gesetz der Grand-Slam-Serie

Tennis. Stan Wawrinka, 32, erreichte nach einem Fünfsatzsi­eg über Andy Murray das Finale der French Open, die Bilanz des Schweizers in Grand-Slam-Endspielen ist bislang makellos. Dominic Thiem will nach Paris auch auf Rasen begeistern.

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Stan Wawrinka hat am Freitag zum zweiten Mal in seiner Karriere das Finale der French Open in Paris erreicht. Der Schweizer setzte sich in einem dramatisch­en Spiel gegen den Weltrangli­stenersten Andy Murray nach 4:34 Stunden mit 7:6 (6), 3:6, 7:5, 6:7 (3), 6:1 durch. Damit gelang Wawrinka die Revanche für die letztjähri­ge Halbfinaln­iederlage gegen den Briten im Stade Roland Garros. Das zweite Halbfinale zwischen Dominic Thiem und Rafael Nadal fand nach Redaktions­schluss statt.

Wawrinka ist ein wahrer Spezialist für Grand-Slam-Endspiele, seine Bilanz ist makellos. Der 32-Jährige aus Lausanne trat erstmals mit dem Triumph bei den Australian Open 2014 aus dem langen Schatten seines Landsmanns Roger Federer, auch in den Folgejahre­n (French Open 2015), US Open (2016) gewann Wawrinka große Titel. In diesem Zeitraum war nur Novak Djokovic´ (sechs Titel) noch erfolgreic­her. Einzig in Wimbledon (bestes Abschneide­n: Viertelfin­ale 2014, 2015) blieb der schlaggewa­ltige Rechtshänd­er bislang glücklos.

Thiem: Auf Sand folgt Rasen

Während in der Schweiz Wawrinka die Schlagzeil­en dominiert, erfreut sich Tennis-Österreich am Aufstieg von Dominic Thiem. Unmittelba­r nach Paris beginnt die Rasensaiso­n, Zeit zum Erholen bleibt also kaum. Spätestens seit seinem Titel in Stuttgart vor einem Jahr weiß man auch um die Qualitäten des 23-Jährigen auf dem schnellen Grün Bescheid. 2016 ist Thiem von Paris direkt nach Stuttgart gereist und schlug auf dem Weg zum Titel den siebenfach­en Wimbledon- Champion Roger Federer. „Ich wusste nicht, dass ich auf Rasen so gut Tennis spielen kann“, wunderte sich Thiem damals.

Rückblicke­nd kann man im Team Thiem der Turnierpla­nung des Vorjahres – trotz Titel – wenig abgewinnen. „Ich glaube, dass es ein Fehler war, Stuttgart zu spielen. Das war für mich ein klassische­r Pyrrhussie­g. Das Turnier hat er gewonnen, danach hat er eigentlich fast bis zum Saisonende schlecht gespielt“, erinnert sich Coach Günter Bresnik. Nach einem derartigen emotionale­n Höhepunkt wie Paris wäre eine Pause besser gewesen. Darum ist Stuttgart dieses Jahr nicht eingeplant. Vor Wimbledon (3. bis 16. 7.) spielt Thiem in Halle (ab 19. 6.) und in der Woche darauf das neue Gras-Turnier in Antalya.

Die Ansprüche steigen

Von Thiem kann man jedenfalls bei seinem vierten Auftritt im „Tennis-Mekka“mehr erwarten als bei seinen bisherigen Starts (2014/1. Runde, 2015 und 2016 je 2. Runde). Der achtfache Turniersie­ger hat sich seit dem Vorjahr spielerisc­h und auch technisch klar gesteigert. Bresnik: „Er variiert auch viel besser und hat mittlerwei­le einen sehr guten Slice-Aufschlag. Das ist auf Rasen auch wichtig.“Zudem ist Thiem die durchschni­ttliche Aufschlagg­eschwindig­keit betreffend schon seit einiger Zeit unter den Besten. In Paris servierte er bis zu 228

(23) hat mit den French Open ein erklärtes Lieblings-Grand-Slam, zwei Halbfinalt­eilnahmen in Folge liefern den Beweis. Bei den übrigen drei Majors erreichte der Schützling von Günter Bresnik bestenfall­s das Achtelfina­le, am wenigsten Erfolg hatte er bislang beim

in Wimbledon. An der Londoner Church Road kam Thiem bei dreimalige­m Antreten noch nie über die zweite Runde hinaus, Verbesseru­ngen in seinem Spiel (Aufschlag, Volley, Slice) sollen diese Bilanz heuer aufpoliere­n. km/h schnell. Und auch die Gabe, den Return nun besser blocken zu können („Mit der Rückhand fast besser als mit der Vorhand“), ist ein weiterer Baustein für die bislang hoffentlic­h erfolgreic­hste Rasensaiso­n. Die eigenen Ansprüche sind erfolgsbed­ingt freilich weiter gestiegen. Ein Erreichen der zweiten Woche auf dem „Heiligen Rasen“an der Londoner Church Road darf und muss man einer Nummer sieben der Welt ohnehin zutrauen, zumal das Spiel Thiems keinesfall­s typisches Sandplatzt­ennis ist. „Für Dominic ist nichts mehr Utopie. Ich sage seit Monaten, ich glaube, wenn Dominic gut spielt, kann er jeden Menschen auf der Welt schlagen, auch wenn die anderen gut spielen.“

Thiem ist heute ein besserer Spieler als noch vor einem Jahr. Er hat jede Facette seines Spiels verfeinert, augenschei­nlich sind Verbesseru­ng beim Volley, sie sollen speziell auf Rasen zum Vorschein kommen. Bresnik: „Wenn er in der Rangliste nach oben kommen möchte, dann ist es wesentlich, dass er bei allen Grand-Slam-Turnieren gut spielt.“(cg)

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[ Reuters ] Rückhand um Rückhand hämmerte Stan Wawrinka fünf Sätze lang in Richtung Andy Murray, am Sonntag wird er nun um den French-Open-Titel kämpfen.

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