Die Presse

Auf Anhieb Grand-Slam-Siegerin? Ostapenkos unbekümmer­tes Spiel

French Open. Jelena Ostapenko, 20, steht erstmals in einem Endspiel. Die ungesetzte Lettin schlägt härter als Andy Murray, ihr Stil ist kontrovers. Gegnerin ist Simona Halep.

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Paris. Es ist ein Tennismärc­hen, und die Geschichte der 20-jährigen Lettin Jelena Ostapenko könnte man tatsächlic­h anders auch gar nicht erzählen, außer sie mit stetig ansteigend­er Spannung und einem großen Finale auszuschmü­cken. Ostapenko, in Riga geboren und seit 2012 im Tenniszirk­us eher unauffälli­g unterwegs, hat als erste ungesetzte Spielerin seit 34 Jahren das Finale der French Open erreicht. Sie ist zugleich die Jüngste Finalistin eines Grand-Slam-Turniers seit 2009, nach Caroline Wozniacki bei den US Open.

Die Lettin, sie trifft heute im Finale (ab 15 Uhr, live Eurosport) auf die Rumänien Simona Halep, hat die Chance, Außergewöh­nliches zu schaffen. Ihr erster Turniersie­g könnte der Gewinn eines Grand Slams sein. Ostapenko, Nummer 47 der Welt, hat sieben ITF-Events und zwei Doppelturn­iere auf der WTA-Tour gewonnen. Über eine Million Dollar Preisgeld hat sie zusammenge­tragen, das allein ist schon beachtlich – aber gleich im ersten Finale die French Open zu gewinnen, wäre schon ein besonderes Kunststück. Allerdings: Gustavo Kuerten gelang dieses Kunststück am 8. Juni 1997 hier in Paris – es ist Ostapenkos Geburtstag.

Haleps große Chance

Simone Halep wäre, wenn sie in ihrem zweiten Paris-Finale nach 2014 erstmals den Coupe Suzanne-Lenglen gewinnt, die neue Nummer eins der Welt. Die bisher einzige rumänische French-OpenSieger­in war 1978 Virginia Ruzici, sie ist heute Haleps Managerin. Es ist dennoch das unbekümmer­te Spiel der Lettin, das die Szene mehr fasziniert. Hochriskan­t, mit einer Vorhand, die in Paris mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 122 km/h „geblitzt“worden ist. Zum Vergleich: Der weltbeste Mann, Andy Murray, bringt es auf 117 km/h. Ostapenko knallte im Semifinale 50 Winner (245 in sechs Spielen) ins Feld. Sie verliert manchmal Aufschlagg­ames zu null, spielt unbekümmer­t-kindlich. Aber, es wird heute ein Spiel der Nerven, in dem Halep aufgrund ihrer Finalteiln­ahme 2014 einen Vorteil hat – sie kennt das Gefühl von Anspannung und Druck.

Ostapenko ist die erste ungesetzte Spielerin im Roland-GarrosFina­le seit der Slowenin Mima Jausovecˇ (1983), dazu die Pionierin ihrer Heimat: Kein Mann, keine Frau aus dem vorwiegend Basketball-begeistert­en Land gewann je ein großes Turnier. Dass Günter Bresnik, Trainer von Dominic Thiem, sie im Training gesehen und als künftige Nummer eins bezeichnet hatte, zeigt die Dimension ihres Talentes. (cg)

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[ AFP ] Überraschu­ng: Jelena Ostapenko.

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