Trostpflaster für den Schiffbruch
Vergleich. Fünf Jahre lang wurde gestritten. Jetzt hat der VKI für 3000 geschädigte Anleger einen Vergleich mit dem Emissionshaus MPC erzielt. Sie erhalten zumindest einen Teil ihres Geldes.
Wien. Es klang verlockend: Der Welthandel florierte, und die Handelsschifffahrt boomte. Warum also nicht in Öltanker und Containerschiffe investieren? Die Antwort gaben Emissionshäuser wie MPC und deren Österreich-Tochter CPM den Anlegern, die sich von hohen Renditeversprechungen ködern ließen: Die Anlage sei solide, risikoarm und lukrativ.
Das war vor der Finanzkrise. Die Ernüchterung für Hunderttausende Anleger, die im gesamten deutschsprachigen Raum bis zu 30 Mrd. Euro in sogenannte geschlossenen Schiffs- und Immobilienfonds gesteckt haben, kam wenige Jahre später: Die Krise drückte die Immobilienpreise und erwischte auch die Schifffahrt voll. Das Geld versank mit den Fonds, als viele pleitegingen. Aber nicht nur das: Die Anleger wurden auch noch von den Banken, die die Schiffe und Immobilien großteils finanziert und die Fonds zum Teil auch vertrieben hatten – zur Rückzahlung von Ausschüttungen aufgefordert.
Für jene rund 3000 Anleger, die sich in der Folge an den Verein für Konsumenteninformation (VKI) wandten, der seit rund fünf Jahren gleich an mehreren Fronten um Schadenersatz kämpft, hat der VKI nun ein bemerkenswertes Ergeb- nis erzielt: „Wir haben – ungeachtet der unterschiedlichen Rechtsstandpunkte – mit der MPC Capital, deren Tochter TVP und der weiteren Tochter CPM eine Art Generalvergleich erzielt“, sagt Thomas Hirmke, Leiter des Rechtsbereichs des VKI, zur „Presse“. Damit seien alle Streitigkeiten vom Tisch, und man könne einen Schlussstrich unter dieses leidige Thema ziehen.
Über die Höhe des Vergleichs wurde absolutes Stillschweigen vereinbart. Man kann davon ausgehen, dass die Anleger nur einen Teil ihres Investments zurückbekommen. Der Mindesteinsatz betrug 10.000 Euro. Hirmke spricht dennoch vom einer „angemessenen und vertretbaren Lösung“. Zumal man nicht nur nach schwierigen Verhandlungen einen Vergleich mit MPC geschafft hat, sondern auch mit den Banken. Darüber hinaus sei es gelungen, die Ausschüttungsrückforderungen abzuwehren, die entstanden waren, nachdem viele Fonds pleitegegangen oder von der Insolvenz bedroht waren. Bei einigen Banken erstritt der VKI bereits Entschädigungen.
Seit sich die Probleme mit geschlossenen Fonds mehrten, hat es etliche Verfahren gegeben, unter anderem drei Sammelklagen beim Handelsgericht Wien und nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz in Deutschland. Außerdem hat der VKI ein Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Wien angestrengt. Der Hauptvorwurf lautete auf Fehlberatung. Vielen Anlegern sei nicht bewusst gemacht worden, dass geschlossene Fonds keine Investmentfonds, sondern Kommanditgesellschaften seien. Die Anleger sind Kommanditisten und haften mit ihrer Einlage. Auszahlungen sind keine Dividenden oder Renditen, sondern Kapital – das zurückgefordert werden kann, wenn es eng wird. MPC hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen und von einer durchschnittlichen Rendite von sechs Prozent im Jahr gesprochen.