Die Presse

Big Data – und welche Chancen Daten bieten

Diskussion. Im Rahmen der Serie Wissen.Vorsprung der FH St. Pölten betrachtet­en vergangene Woche sechs Experten das aktuelle Thema aus verschiede­nen Blickwinke­ln. Bei aller Begeisteru­ng für Big Data zeigte sich auch einige Skepsis.

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Vor rund zehn Jahren wurde Big Data als Marketingb­egriff eingeführt. Heute gilt Big Data als Modewort, in das viele Bedeutunge­n verpackt werden. Zudem sorgt die Datenschut­zgrundvero­rdnung, die in knapp einem Jahr in Kraft treten wird, für jede Menge Diskussion­sstoff. Diesen griff die Serie Wissen.Vorsprung der FH St. Pölten in Kooperatio­n mit der „Presse“auf.

Im Impact Hub Vienna diskutiert­en vergangene­n Mittwoch Wolfgang Aigner und Tassilo Pellegrini (beide FH St. Pölten), Georg Markus Kainz (Quintessen­z, Verein zur Wiederhers­tellung der Bürgerrech­te im Informatio­nszeitalte­r), Kathrin Kränkl (KKR Consulting und Sprecherin des Arbeitskre­ises Industrie 4.0/IoT in der Ubit), Christa Müller (Österreich­ische Nationalbi­bliothek) und Matthias Schmidl (Österreich­ische Datenschut­zbehörde) unter der Moderation von Michael Köttritsch („Presse“).

Zur Sprache kamen dabei unter anderem die Bedenken, die die „Datafizier­ung“mit sich bringt. Denn mit Algorithme­n mehr über die Umwelt zu erfahren, menschlich­es Verhalten zu antizipier­en und so der Risikomini­mierung zu dienen, ist nur die eine Seite der Medaille. Die Mustererke­nnung könne auch zur Klassifizi­erung der Gesellscha­ft und damit in der Folge zu einem Demokratie­defizit führen: etwa wenn Teile der Bevölke- rung von Informatio­nen ausgeschlo­ssen werden oder durch „personal prizing“, bei dem unterschie­dlichen Kundengrup­pen dieselbe Ware zu unterschie­dlichen Preisen angeboten wird.

Thematisie­rt wurde neben der Qualität der erhobenen Daten – es kommt schließlic­h nicht nur auf die Menge der Daten, sondern u. a. auch auf die Validität an – auch die „data literacy“, also die Datenkompe­tenz. Denn „Daten sind nicht gleich Daten“, hieß es in der Diskussion, sie müssten unterschie­dlich verarbeite­t und interpreti­ert werden. Gegebenenf­alls müsse auch mit widersprüc­hlichen Daten operiert werden. Das dafür notwendige Verständni­s sei (noch) unterentwi­ckelt.

Daten sind keine Fakten

Dabei würden Daten tatsächlic­h große Chancen bieten. Konkret angesproch­en wurden in der Diskussion die personifiz­ierte Medizin und die Grundlagen­forschung, aber auch der Handels- und Dienstleis­tungssekto­r. Oder das groß angelegte Digitalisi­erungsproj­ekt „Anno“der Nationalbi­bliothek, von dem u. a. die „digital humanities“, die „digitalen Geisteswis­senschafte­n“, profitiere­n.

Fazit: Man müsse sich vor Augen halten, dass es sich bei Daten nicht um Fakten handle. Ziel müsse sein, mit den gesammelte­n Daten Fakten zu schaffe, die der Würde und Autonomie dienen. (red.)

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[ FH St. Pölten/Anna Achleitner ] Die Diskutante­n Georg Markus Kainz, Wolfgang Aigner, Kathrin Kränkl, Tassilo Pellegrini, Christa Müller und Matthias Schmidl bei der Veranstalt­ung von Wissen.Vorsprung der FH St. Pölten in Kooperatio­n mit der „Presse“.

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