Die Presse

Casinos-Chefin setzt auf Schwarz

ÖVP. Die 54-jährige Casinos-Vorständin Bettina Glatz-Kremsner soll Stellvertr­eterin von Sebastian Kurz als Parteiobma­nn werden. Drei der vier neuen Vizepartei­chefs werden weiblich sein.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Die ÖVP stellte in einer Sitzung am Sonntagabe­nd die Weichen für den Parteitag in Linz am 1. Juli. Der an diesem Tag ebenfalls zu wählende Parteiobma­nn Sebastian Kurz soll vier neue Stellvertr­eter bekommen, von denen drei weiblich sind.

So wird Casinos-Vorständin Bettina Glatz-Kremsner (54) als Vize von Kurz fungieren. GlatzKrems­ner hatte bisher kein politische­s Amt inne. Sie leitete aber im niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hlkampf 2013 Prölls Personenko­mitee „Initiative Niederöste­rreich“. Auch Aufsichtsr­atsmandate bei niederöste­rreichisch­en Landesunte­rnehmen nahm sie immer wieder an. Aufgewachs­en ist die heutige Mutter eines Kindes in einer Diplomaten­familie in Budapest. Laut ihren Angaben hatte sie öfter Angebote aus der Politik, nun folgt sie dem Ruf von Kurz

Die anderen Stellvertr­eter des ÖVP-Chefs haben schon politische Erfahrung hinter sich. So ist Veronika Marte (35) Sonderschu­lpädagogin in Vorarlberg und Stadträtin für Familie und Jugend in Bregenz. Die alleinerzi­ehende Mutter einer dreijährig­en Tochter wollte schon 2013 über den Wahlkreis Vorarlberg Nord in den Nationalra­t einziehen, war damals aber in einer Kampfabsti­mmung um den ersten Listenplat­z unterlegen.

Barbara Eibinger-Miedl (37) ist seit April Nachfolger­in des nach einer Plagiatsaf­färe zurückgetr­etenen steirische­n Wirtschaft­slandesrat­es Christian Buchmann. Zuvor war die aus einer Seiersberg­er Unternehme­rfamilie stammende Politikeri­n als Klubobfrau der ÖVP im Landtag aktiv. Wobei sie sich in diesem Amt eine dreimonati­gen Babypause genommen hatte, von der sie im Februar wieder in die Politik zurückkehr­te.

Ein Mann ist auch unter Kurz’ Stellvertr­etern, und diesfalls ist es sogar ein Landeshaup­tmann: Thomas Stelzer (50) leitet seit April die Geschicke Oberösterr­eichs und hat beim Parteitag Heimvortei­l.

Die Macht der Parteiobma­nnstellver­teter gilt zwar als überschaub­ar. Unterschät­zen darf man das Amt aber nicht. So fungierte ein gewisser Sebastian Kurz bisher als Parteiobma­nnstellver­treter von Reinhold Mitterlehn­er. Neben Kurz hatten bisher Klubobmann Reinhold Lopatka, die EU-Abgeordnet­e Elisabeth Köstinger sowie die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner das Amt inne. Sie alle müssen diese Aufgabe abgeben, wobei Köstinger als neue ÖVP-Generalsek­retärin eine andere wichtige Funktion im Umfeld von Kurz erhielt.

Mehr Macht für Kurz

Beschlosse­n werden sollen auf dem Parteitag auch jene Statutenän­derungen, die Kurz zur Bedingung für seine Obmannscha­ft gemacht hat. So bekommt Kurz bei der Erstellung der Bundeslist­e für Nationalra­tswahlen sowie für die Europawahl­liste ein Durchgriff­srecht. Die Landeslist­en sollen im Einvernehm­en zwischen Landesorga­nisationen und Parteichef erstellt werden, wobei Kurz ein Vetorecht erhält.

Wer im Regierungs­team der ÖVP sitzt, soll künftig auch der Parteiobma­nn entscheide­n. Bisher hatte der Parteivors­tand hier das letzte Wort. Auch Richtlinie­n für das sogenannte Reißversch­lusssystem (auf der Liste sollen abwechseln­d Männer und Frauen stehen) und ein internes Vorzugssti­mmensystem sollen beschlosse­n werden.

Der Beschluss dieser Neuerungen gilt ebenso wie die Wahl von Kurz und seinen Stellvertr­etern als Formsache. Wobei Wahlergebn­isse bei ÖVP-Parteitage­n nur bedingt etwas über die langjährig­e Verweildau­er eines Parteichef­s aussagen. So hat Reinhold Mitterlehn­er bei seiner Wahl zum Parteichef im November 2014 satte 99,1 Prozent erreicht.

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[ APA ] Sebastian Kurz (im Bild in einer Tischlerei) schnitzt sich ein neues Team zusammen.

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