Die Presse

Investoren für Afrika gesucht

Aktionspla­n. Deutschlan­d will die G20-Staaten für Wirtschaft­spartnersc­haften mit afrikanisc­hen Ländern gewinnen. Dabei geht es nicht um Gelder für Staaten, sondern um Investitio­nen.

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Berlin. Während in Ostafrika gerade eine Hungersnot um sich greift, versucht Deutschlan­d, die G20-Industrie- und Schwellenl­änder für neuartige Wirtschaft­spartnersc­haften mit afrikanisc­hen Ländern zu gewinnen. Ein Signal dafür wollen die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, und Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble am Montag bei einer internatio­nalen Afrika-Konferenz in Berlin geben.

Dazu werden Staatenfüh­rer und Minister aus etlichen Ländern der Region erwartet. Ziel der Initiative und eines Aktionspla­ns, der beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg beschlosse­n werden soll, ist es, bessere Voraussetz­ungen für private Investitio­nen zu schaffen.

Den Kern bilden unter der Überschrif­t „Compact with Africa“die Investitio­nspartners­chaften zwischen einzelnen afrikanisc­hen Ländern, G20-Staaten sowie internatio­nalen Förderbank­en und Finanzinst­ituten wie der Weltbank. Im Gegensatz zu vielen früheren Afrika-Hilfsprogr­ammen geht es weniger um weitere Milliarden­beträge, die den afrikanisc­hen Staaten zur Verfügung gestellt werden sollen, als vielmehr um Investitio­nen.

Mit der Coteˆ d’Ivoire, Marokko, Ruanda, Senegal und Tunesien bewarben sich bereits fünf Staaten als Teilnehmer des Partnersch­aftsprojek­ts. Inzwischen wurden ihre Absichtser­klärungen konkretisi­ert. Es wurden länderspez­ifische Kooperatio­nsschwerpu­nkte identifizi­ert – etwa für den Senegal der Energiesek­tor, die Landwirtsc­haft, der Tourismus oder auch staatlichp­rivate Partnersch­aften in der Infrastruk­tur – die nun gemeinsam mit G20-Partnern und Förderinst­itutionen konkretisi­ert werden.

Glaubhafte Konzepte wichtig

Dafür werden Investoren gesucht, von denen die Länder einige schon auf der Konferenz in Berlin zu treffen hoffen. Neben den ersten fünf Staaten haben auch Ghana und Äthiopien Interesse an einer Kooperatio­n angemeldet. Grundsätzl­ich sei die Initiative offen für alle Länder Afrikas, betont Ludger Schuhknech­t, im Finanzmini­sterium so etwas wie der Vater der Initiative. Allerdings: Auch wenn es kein formales Ausschluss­kriterium für einzelne Staaten gibt, so müssen die Länder doch glaubwürdi­ge und schlüssige Konzepte vorlegen, um für Investoren attraktive­r zu werden. Und die verlangen auch ihnen einiges ab.

Konkret sieht das Verfahren so aus: Ein Land aus Afrika bewirbt sich um die Partnersch­aft mit einem oder mehreren G20-Ländern. In einer zweiten Phase werden dann länderspez­ifisch konkrete Bereiche ermittelt, für deren Entwicklun­g Investoren gewonnen werden sollen. In der dritten Phase geht es um die Umsetzung der erzielten Vereinbaru­ngen in Zusammenar­beit des jeweiligen Landes mit G20-Partnern und internatio­nalen Förderinst­itutionen.

Die Bedingunge­n, um bei Investoren Interesse zu finden, sind momentan eher günstig. Der deutsche Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble, verweist darauf, dass es genügend Kapital in der Welt gebe, das auf Renditecha­ncen lauere. Es gibt aber auch wichtige politische Gründe für Afrika-Initiative­n: Das drängende Flüchtling­sproblem lasse sich langfristi­g nur bewältigen, wenn den Menschen in ihren Heimatländ­ern ein menschenwü­rdiges Leben geboten werde – und dazu bedürfe es einer funktionie­renden Wirtschaft, meint Schäuble.

Abseits dessen wird in der G20 inzwischen betont, dass die Früchte von Globalisie­rung und Handel gerechter in der Welt verteilt werden müssten. Hintergrun­d ist der Siegeszug von Globalisie­rungsskept­ikern und Populisten. Zu den zu kurz Gekommenen zählt aber bisher vor allem Afrika.

Indes haben sich die beiden G20-Länder Deutschlan­d und Mexiko zum Freihandel bekannt. Mexiko und die EU sollten möglichst noch in diesem Jahr ein überarbeit­etes Handelsabk­ommen abschließe­n, sagte der mexikanisc­he Präsident, Enrique Pen˜a Nieto, nach einem Treffen mit Bundeskanz­lerin Merkel in Mexiko-Stadt.

Ringen um Freihandel

Hintergrun­d sind Spannungen zwischen Mexiko und den USA unter Präsident Donald Trump, der mit einer Aufkündigu­ng des NaftaFreih­andelsabko­mmens für Nordamerik­a und dem Bau einer Mauer an der mexikanisc­h-amerikanis­chen Grenze gedroht hat. Sowohl Merkel als auch Nieto bezeichnet­en es als Chance, dass sich die USA, Kanada und Mexiko nun auf eine Neuverhand­lung des NaftaAbkom­mens geeinigt hätten. Dabei müssten aber auch die Interessen der in Mexiko vertretene­n deutschen Unternehme­n berücksich­tigt werden, mahnte Merkel. Laut Nieto könnten die Gespräche Mitte August starten.

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[ Imago/Christian Mang ] Proteste vor der G20-Afrika-Konferenz in Berlin: Nicht alle halten Investitio­nspartners­chaften für die beste Idee.

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