Die Vision einer Heimstätt
Nationalteam. ÖFB Präsident Leo Windtner will nach seiner Wiederwahl die Pläne für ein neues Nationalstadion vorantreiben. „Im Sommer wird es konkrete Ansätze geben.“
Wien/Dublin. Irlands Nationalstadion ist ein wahrer Hexenkessel – und ein Schmuckstück obendrein. 51.700 Zuschauer haben am Sonntagabend die österreichische Nationalmannschaft im Aviva Stadium, wie die Arena am Standort des alten Stadions Lansdowne Road seit ihrer Eröffnung im Mai 2010 offiziell heißt, empfangen. 2011 triumphierte hier der FC Porto im Endspiel der Europa League, bei der EM-Endrunde 2020, die erstmals in ganz Europa ausgetragen wird, werden drei Gruppenspiele und ein Achtelfinale in Dublin über die Bühne gehen. 410 Millionen Euro hat die Heimstätte der Fußball- und der Rugby-Nationalmannschaft gekostet, 191 Millionen kamen vom Staat, Rugby- und Fußballverband teilten sich den Rest. Logen, Entertainment- und Sanitärbereiche sind auf dem neuesten Stand.
Konkretes im Sommer
Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner war in Dublin zugegen, seinen Optimismus bezüglich eines neuen österreichischen Nationalstadions hat er nicht verloren. Der Oberösterreicher steht vor seiner dritten Amtszeit als ÖFB-Präsident. Die Wahl erfolgt nächsten Sonntag bei der Ordentlichen Bundeshauptversammlung in Zell am See. In den kommenden vier Jahren will Windtner unter anderem auch das Stadionprojekt vorantreiben – trotz der Zurückhaltung der Wiener Stadtpolitik gegenüber einem Neubau statt des altgedienten Ernst-Happel-Stadions im Prater.
Sportminister Hans Peter Doskozil hingegen stellte sich zuletzt in den Dienst der Sache. „Ich bin zuversichtlich. Wir werden schon in einem Monat, im Lauf des Juli, ein Stück klarer sehen“, erklärte Windtner. Dann soll eine Machbarkeitsstudie über die Optionen eines Neu- oder Umbaus vorliegen, Bund und Stadt Wien haben sie in Auftrag gegeben. „Im Sommer wird es konkrete Ansätze geben“, meint Windtner. Dass im Herbst eine neue Bundesregierung angelobt wird, sieht er nicht als Aufschiebungsgrund. „Ja, wir haben Neuwahlen. Aber wenn es so ist, könnte man nie etwas planen.“
Pläne für die dritte Amtszeit, in der ihm auch Vizepräsidenten zur Seite gestellt werden sollen, hat Windtner genug. „Im Rahmen der Hauptversammlung werden wir auch unsere Schwerpunkte fixieren“, erklärte der 66-Jährige. Einer ist definitiv der Frauenfußball. „Dort sind wir mit den Nationalteams sehr gut unterwegs. Wir wollen aber schauen, dass wir in der Breite noch stärker präsent sind und auch mehr in die Fläche und in die Vereine gehen.“
Das Frauennationalteam ist erstmals für die EM im Sommer in den Niederlanden qualifiziert (16. Juli bis 6. August). Auch die Männer und der Nachwuchs sollen in Zukunft wieder regelmäßig bei Großereignissen vertreten sein. Windtners Zielsetzung für alle drei Bereiche: „Es gilt die stehende Formel: Nicht dabei zu sein, sollte die Ausnahme sein.“
Die Basis soll in der Ausbildung gelegt werden. „Da gibt es nichts zu diskutieren. Wir wollen den österreichischen Weg fortsetzen“, sagte Windtner über
das Nachwuchskonzept des ÖFB mit seinen Landesverbandsausbildungszentren, den Akademien und dem Individualfördermodell Projekt 12. Die Strukturen gelte es auch ständig an die internationalen Standards anzupassen.
Österreich als Austragungsort
Nicht zuletzt kann sich Windtner vorstellen, dass sich der ÖFB unter seiner Ägide erneut um eine Nachwuchsendrunde bewirbt. Die U19-EM 2007 in Oberösterreich etwa sei ein „guter Impuls“gewesen. Die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung seien da. „Die Qualität der Veranstaltungen wird geschätzt“, meinte der seit 2009 amtierende Verbandschef. „Unser Land, Wien im Speziellen, ist ein beliebter Austragungsort.“