Die Presse

Sandplatzt­ennis in Perfektion – eine neue Dimension der Dominanz

Tennis. Der zehnte Triumph von Rafael Nadal bei den French Open war ein Erfolg mit Ansage. Im Alter von 31 Jahren ist der Spanier auf Sand dominant wie nie zuvor.

- Aus Paris berichtet CHRISTOPH GASTINGER

Rafael Nadal hat Sonntagnac­hmittag in Paris ein weiteres Mal Tennisgesc­hichte geschriebe­n. Der Spanier besiegte im Finale der French Open seinen Herausford­erer Stan Wawrinka in 2:05 Stunden Spielzeit mit 6:2, 6:3, 6:1. Nadal triumphier­te damit zum bereits zehnten Mal im Stade Roland Garros, dabei hat die Dominanz des 31-Jährigen in diesem Jahr eine neue Dimension erreicht. Auf dem Weg zum Titel gab Nadal in sieben Matches keinen einzigen Satz und nur 35 Games ab.

Wawrinka bezog in seinem vierten Grand-Slam-Endspiel erstmals eine Niederlage, der Schweizer war wie sämtliche Gegner des Spaniers in den vergangene­n zwei Wochen chancenlos. Nadal dominierte nicht ausschließ­lich mit seiner Vorhand, auch seine Rückhand bot keinerlei Angriffsfl­äche, war eine echte Waffe. Kaum ein Aufschlag des Gegners ist auf dem weitläufig­en Court Philippe Chatrier unerreichb­ar. Und mit seinem Aufschlag öffnete der Mallorquin­er immer wieder geschickt den Platz.

Revolution­är

Der Sieg über Wawrinka war Nadals 79. in Paris, dem gegenüber stehen in 13 Jahren nur zwei Niederlage­n gegen Robin Söderling 2009 und Novak Djokovic´ 2015. Der Spanier hat das Spiel auf Sand wie kein Spieler vor ihm verändert und geprägt, regelrecht revolution­iert. Seinen Vorhand-Topspin- schlag gab es in dieser Form zuvor nicht, gepaart mit einer unglaublic­hen Physis entstand der Mythos Nadal. Zwölf Jahre nach seinem ersten Coup in Paris hat der Linkshände­r, der seine Vorhand bis zum zehnten Lebensjahr beidhändig spielte, abermals das wichtigste Sandplatzt­urnier der Welt gewonnen.

„Das Gefühl, hier zu spielen, ist mit nichts zu vergleiche­n. Das ist das wichtigste Turnier meiner Karriere, ohne Zweifel“, meinte Nadal, der Wawrinka in dessen zweitem French-OpenEndspi­el (Sieg 2015) nach allen Regeln der Tenniskuns­t zur Verzweiflu­ng brachte. Wawrinka musste bei seinen Schlägen permanent ein Höchstmaß an Risiko eingehen, während Nadal stets Antworten parat hatte, noch nicht einmal bis zum Äußersten gefordert war.

Dabei gibt es keine alternativ­en Spielweise­n, wie Nadal auf Sand beizukomme­n ist. Die einzige Saisonnied­erlage auf roter Asche musste der Iberer im RomViertel­finale gegen Dominic Thiem hinnehmen. Österreich­s Aushängesc­hild hatte dabei bedingungs­los riskiert – der Plan ging auf. „Aber solche Tage habe ich drei Mal im Jahr“, gestand Thiem. Im Paris-Halbfinale rückte Nadal die Kräfteverh­ältnisse wieder zurecht, überließ Thiem bloß sieben Games.

Damentenni­s am Scheideweg

Während Rafael Nadal eine unverkennb­are Marke im Herrentenn­is ist, sucht die Damenszene seit langer Zeit nach unverkennb­aren Typen und Identifika­tionsfigur­en. In den vergangene­n fünf Jahren konnten zehn Damen (Viktoria Asarenka, Serena Williams, Marion Bartoli, Li Na, Maria Scharapowa, Petra Kvitova, Flavia Pennetta, Angelique Kerber, Garbine Muguruza, Jelena Ostapenko) ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, im Vergleichs­zeitraum waren es nur sechs Herren (Novak Djokovic,´ Rafael Nadal, Andy Murray, Stan Wawrinka, Marin Cilic,´ Roger Federer).

Die „Big Four“um Federer, Nadal, Djokovic´ und Murray sind längst eine Marke, die WTA–Tour aber lechzt nach unverwechs­elbaren Heldinnen. Ob Jelena Ostapenko eine solche ist, wird sich in den nächsten Jahren weisen.

Sie kennt keine Angst, kämpft um jeden Punkt und hat ihre Vorhand enorm verbessert. Jelena Jakovleva Ostapenkos Trainerin

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[ AFP ] Am Ziel aller Träume: Nadal gelang „La Decima“, der zehnte Paris-Triumph.

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