Sandplatztennis in Perfektion – eine neue Dimension der Dominanz
Tennis. Der zehnte Triumph von Rafael Nadal bei den French Open war ein Erfolg mit Ansage. Im Alter von 31 Jahren ist der Spanier auf Sand dominant wie nie zuvor.
Rafael Nadal hat Sonntagnachmittag in Paris ein weiteres Mal Tennisgeschichte geschrieben. Der Spanier besiegte im Finale der French Open seinen Herausforderer Stan Wawrinka in 2:05 Stunden Spielzeit mit 6:2, 6:3, 6:1. Nadal triumphierte damit zum bereits zehnten Mal im Stade Roland Garros, dabei hat die Dominanz des 31-Jährigen in diesem Jahr eine neue Dimension erreicht. Auf dem Weg zum Titel gab Nadal in sieben Matches keinen einzigen Satz und nur 35 Games ab.
Wawrinka bezog in seinem vierten Grand-Slam-Endspiel erstmals eine Niederlage, der Schweizer war wie sämtliche Gegner des Spaniers in den vergangenen zwei Wochen chancenlos. Nadal dominierte nicht ausschließlich mit seiner Vorhand, auch seine Rückhand bot keinerlei Angriffsfläche, war eine echte Waffe. Kaum ein Aufschlag des Gegners ist auf dem weitläufigen Court Philippe Chatrier unerreichbar. Und mit seinem Aufschlag öffnete der Mallorquiner immer wieder geschickt den Platz.
Revolutionär
Der Sieg über Wawrinka war Nadals 79. in Paris, dem gegenüber stehen in 13 Jahren nur zwei Niederlagen gegen Robin Söderling 2009 und Novak Djokovic´ 2015. Der Spanier hat das Spiel auf Sand wie kein Spieler vor ihm verändert und geprägt, regelrecht revolutioniert. Seinen Vorhand-Topspin- schlag gab es in dieser Form zuvor nicht, gepaart mit einer unglaublichen Physis entstand der Mythos Nadal. Zwölf Jahre nach seinem ersten Coup in Paris hat der Linkshänder, der seine Vorhand bis zum zehnten Lebensjahr beidhändig spielte, abermals das wichtigste Sandplatzturnier der Welt gewonnen.
„Das Gefühl, hier zu spielen, ist mit nichts zu vergleichen. Das ist das wichtigste Turnier meiner Karriere, ohne Zweifel“, meinte Nadal, der Wawrinka in dessen zweitem French-OpenEndspiel (Sieg 2015) nach allen Regeln der Tenniskunst zur Verzweiflung brachte. Wawrinka musste bei seinen Schlägen permanent ein Höchstmaß an Risiko eingehen, während Nadal stets Antworten parat hatte, noch nicht einmal bis zum Äußersten gefordert war.
Dabei gibt es keine alternativen Spielweisen, wie Nadal auf Sand beizukommen ist. Die einzige Saisonniederlage auf roter Asche musste der Iberer im RomViertelfinale gegen Dominic Thiem hinnehmen. Österreichs Aushängeschild hatte dabei bedingungslos riskiert – der Plan ging auf. „Aber solche Tage habe ich drei Mal im Jahr“, gestand Thiem. Im Paris-Halbfinale rückte Nadal die Kräfteverhältnisse wieder zurecht, überließ Thiem bloß sieben Games.
Damentennis am Scheideweg
Während Rafael Nadal eine unverkennbare Marke im Herrentennis ist, sucht die Damenszene seit langer Zeit nach unverkennbaren Typen und Identifikationsfiguren. In den vergangenen fünf Jahren konnten zehn Damen (Viktoria Asarenka, Serena Williams, Marion Bartoli, Li Na, Maria Scharapowa, Petra Kvitova, Flavia Pennetta, Angelique Kerber, Garbine Muguruza, Jelena Ostapenko) ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, im Vergleichszeitraum waren es nur sechs Herren (Novak Djokovic,´ Rafael Nadal, Andy Murray, Stan Wawrinka, Marin Cilic,´ Roger Federer).
Die „Big Four“um Federer, Nadal, Djokovic´ und Murray sind längst eine Marke, die WTA–Tour aber lechzt nach unverwechselbaren Heldinnen. Ob Jelena Ostapenko eine solche ist, wird sich in den nächsten Jahren weisen.
Sie kennt keine Angst, kämpft um jeden Punkt und hat ihre Vorhand enorm verbessert. Jelena Jakovleva Ostapenkos Trainerin