Die Presse

Abgänge belasten Neos

Neos. Die Partei wird von Personalso­rgen geplagt: Mandatare werden abgeworben oder hören auf. Und Mitarbeite­r wechseln zum Bundeskanz­ler.

- VON THOMAS PRIOR

Mandatare werden abgeworben oder hören auf. Mitarbeite­r wechseln zum Bundeskanz­ler: Die Neos haben Personalso­rgen.

Wien. Es begann mit dem Fall Sepp Schellhorn, wobei es widersprüc­hliche Angaben zur Frage gibt, wer nun wem ein Angebot gemacht hat. Sicher ist: Sebastian Kurz hat nach Reinhold Mitterlehn­ers Rücktritt überlegt, den Neos-Abgeordnet­en Sepp Schellhorn zum Wirtschaft­sminister zu machen. Und Matthias Strolz war deshalb sehr böse auf Sebastian Kurz: „Schamlos und intrigant“sei es, „Spitzenman­datare“von anderen Parteien abzuwerben, twitterte der Neos-Chef damals.

Doch nicht nur Sebastian Kurz hat die Kaderschmi­ede Neos für sich entdeckt, auch Christian Kern ist auf den Geschmack gekommen. Wobei sich der Kanzler auf die zweite Reihe konzentrie­rt: Die Wiener Neos-Bezirksrät­in Maria Maager wurde gefragt, ob sie nicht ins Wahlkampft­eam der SPÖ wechseln wolle, um sich dort um Kerns Personenko­mitee für die Nationalra­tswahl am 15. Oktober zu kümmern. Maager brächte Kampagnene­rfahrung mit. Sie war bei Präsidents­chaftskand­idatin Irmgard Griss für den Bereich Fundraisin­g zuständig.

Das Angebot war am Sonntag – über die „Presse“– publik geworden und sorgte erneut für Ärger bei den Neos. Diesmal also Kern, nicht Kurz. Maager wurde vor die Wahl gestellt: Wenn sie den Job in der SPÖ annehme, müsse sie als Bezirksrät­in zurücktret­en. Bis Montagaben­d wollten die Neos eine Entscheidu­ng haben.

Hable kandidiert nicht mehr

Sollte Maager die Seiten wechseln (und danach sah es zunächst aus), wäre sie die zweite ehemalige Neos-Mitarbeite­rin, die zu Kern übersiedel­t. Die erste, Victoria Söl- le, ist seit November Referentin im Kabinett des Bundeskanz­lers.

Personalso­rgen treiben Matthias Strolz aber auch an anderer Stelle um, nämlich ausgerechn­et bei den „Spitzenman­dataren“. Rainer Hable gab am Montag bekannt, dass er im Oktober nicht mehr kandidiere­n und den Parteivors­itz in Oberösterr­eich abgeben werde. Der 45-Jährige hatte sich als Aufdecker einen Namen gemacht, unter anderem im Hypo-U-Ausschuss.

„Wir bedauern das“, gab Generalsek­retär Nikola Donig zu. Es sei eine persönlich­e Entscheidu­ng gewesen, Hable wolle eine Rechtsanwa­ltskanzlei aufbauen. Das Gerücht, wonach es Streit gegeben habe, weil Hable nicht für den Eurofighte­r-U-Ausschuss nominiert worden war, wollte niemand bestä- tigen. Hable sagte gestern nur: „Es ist schlicht und einfach Zeit, etwas Neues zu machen.“

Jedenfalls häuften sich zuletzt die Abgänge aus dem pinken Nationalra­tsklub. Ende März hatten sich Niko Alm und Christoph Vavrik verabschie­det. Alm wechselte zum neuen Medienproj­ekt von Red Bull, Vavrik in den ÖVP-Klub. Seither stellen die Neos nur noch acht Abgeordnet­e.

Wie in der Partei üblich, verstehe man es gut, wenn jemand ausscheide, um seinem Unternehme­rgeist nachzugehe­n, schickte Donig in seiner Stellungna­hme noch hinterher. Doch intern dürfte die Stimmung durchaus angespannt sein. Zumal die Neos nicht nur Gefahr laufen, Personal an SPÖ und ÖVP zu verlieren, sondern vor allem Wähler. In den Umfragen halten sie derzeit bei ihrem Wahlergebn­is aus dem Jahr 2013: fünf Prozent. Das ist nicht weit über der Vier-ProzentHür­de für den Nationalra­t.

Immerhin: 125 Kandidaten haben sich bei der internen Vorwahl für einen Listenplat­z bei den Neos angemeldet. Die Hearings finden bei einer Mitglieder­befragung am Donnerstag statt. Festgelegt wird die Reihung dann beim Parteitag am 8. und 9. Juli, wie das Generalsek­retariat am Montag mitteilte.

Kern holt Vetter von der OMV

Christian Kern vermeldete inzwischen einen weiteren Neuzugang: Kommunikat­ionschef Johannes Vetter verlässt die OMV und heuert in derselben Funktion beim Kanzler an. Jürgen Schwarz, bisher Kommunikat­ionschef, arbeitet künftig wieder als Kerns Pressespre­cher (neben Nikolai Moser). Kleine Pointe am Rande: Vetters Ehefrau Anna will bei der Nationalra­tswahl für die Neos kandidiere­n.

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] Clemens Fa\ry ] Parteichef Matthias Strolz schlug zuletzt mehrmals die Hände zusammen. Die Neos werden von Personalso­rgen geplagt.

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