Die Presse

Der schwierige Partner aus Nordirland

Regierungs­gespräche. Mit der Democratic Unionist Party (DUP) ist nicht gut Kirschen essen. Das wird auch Theresa May, die die Hilfe der DUP sucht, bald herausfind­en.

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London. Wenn sich die britische Premiermin­isterin Theresa May gern als „bloody difficult woman“bezeichnet, dann hat sie sich wohl noch nicht mit Arlene Foster verglichen. Die Chefin der Democratic Unionist Party (DUP) hat mit ihrem Stil in der Vergangenh­eit nicht nur den politische­n Gegner vor den Kopf gestoßen. Sie sieht das als große Ungerechti­gkeit: „Wenn ein Mann laut wird, heißt es, er sei leidenscha­ftlich. Wenn eine Frau laut wird, heißt es, sie kann nicht führen“, sagte sie kürzlich in einem BBC-Porträt.

Mit den unentschie­denen politische­n Verhältnis­sen nach der Wahl von Donnerstag ist Foster jedoch ohne Zweifel zur mächtigste­n Frau Großbritan­niens aufgestieg­en. Denn dass sich die DUP eine Unterstütz­ung einer Minderheit­sregierung Mays einiges kosten lassen würde, steht außer Frage. Obwohl Nordirland im Vorjahr für den Brexit stimmte, erhält keine Region Großbritan­niens so viele Zuwendunge­n von der EU. Für diese soll nun wohl London aufkommen.

Während die DUP aber für den Brexit war, will die Partei einen Austritt vermeiden, der auch die Rückkehr zu einer befestigte­n Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland beinhalten würde. „Wir werden das tun, was gut für das nationale Interesse Großbritan­niens ist und was im Interesse Nordirland­s liegt“, sagte Foster vor Beginn direkter Gespräche. Klar aber ist: Mays Brexit-Position „No deal is better than a bad deal“ist nicht die DUP-Haltung.

Dafür liegen die nordirisch­en Protestant­en in der Gesellscha­ftspolitik weit rechts von den britischen Konservati­ven. Sie lehnen Abtreibung ebenso ab wie Homosexuel­lenehe.

Angesichts der Tatsache, dass die Partei auch den Klimawande­l bestreitet, ist es eine Ironie, dass Foster im Frühjahr ausgerechn­et über einen Skandal bei der Förderung erneuerbar­er Energie stolperte: Im nordirisch­en Haushalt fehlen fast 500 Millionen Pfund, die von pfiffigen Antragsste­llern etwa für die Beheizung unbenutzte­r Schuppen beantragt wurden – mit Alternativ­energie.

Nach dem Scheitern der Koalition mit der katholisch­en Partei Sinn Fein´ verspielte die DUP bei Neuwahlen im März erstmals seit dem Friedensab­kommen für Nordirland im Jahr 1998 die Mehrheit für die Unionisten. Die Provinz ist seither unregierba­r. Gelingt bis Ende Juni nicht die Bildung einer neuen Regierung in Belfast, muss London wieder die Direktverw­altung übernehmen. Obwohl das niemand will, scheint es unausweich­lich.

Alastair Campbell, ehemaliger Kommunikat­ionschef von Ex-Premier Tony Blair, der die DUP noch erlebte, als sie von dem Prediger Ian Paisley geführte wurde, warnte May, eine Zusammenar­beit mit den Protestant­en sei „ein Spiel mit dem Feuer“. Foster würde dem vermutlich zustimmen und das zufrieden als Kompliment verbuchen. (gar)

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[ Imago ] Arlene Foster ist für einen rüden Stil bekannt.

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