Die Presse

Waldbrände wüten in Touristenr­egion

Südafrika. Mindestens sieben Menschen starben bei der größten Naturkatas­trophe der jüngeren südafrikan­ischen Geschichte, Zehntausen­de wurden in Sicherheit gebracht.

- Von unserem Mitarbeite­r CHRISTIAN PUTSCH

Kapstadt. Das Feuer breitete sich weit schneller aus, als John B. laufen konnte. Der 63-Jährige hatte am Samstag in der Nähe des südafrikan­ischen Küstenorts Knysna Farmarbeit­er transporti­ert, als Flammen seinem Wagen den Weg versperrte­n. Die Insassen konnten sich retten, der Fahrer aber kam in den von starken Winden angetriebe­nen Flammen ums Leben. „Er versuchte, dem Feuer zu entkommen und starb an seinen Brandverle­tzungen“, sagte Polizeispr­echer Malcolm Pojie.

Damit kamen sieben Menschen bei verheerend­en Waldbrände­n an der bei Touristen populären „Garden Route“ums Leben. Die Flammen wüteten seit Beginn der vergangene­n Woche zwischenze­itlich an einer über 100 Kilometer weiten Strecke und griffen auf Wohngegend­en über. Unter den Toten ist auch einer von 1200 Feuerwehrl­euten, die aus allen Teilen des Landes zu Hilfe geeilt sind. Einige davon waren bereits jahrelang im Ruhestand gewesen.

Sie konnten nicht verhindern, dass über 500 Häuser zerstört wurden, Tausende wurden evakuiert. Die Gegend leidet seit dem Jahr 2009 unter Wasserknap­pheit, entspreche­nd trocken war die Vegetation. Hinzu kam, dass beim Beginn des Feuers tagelang sturmartig­e Winde herrschten, so dass sich das Feuer schnell verbreitet­e und gleichzeit­ig Lösch-Hubschraub­er die betroffene­n Gegenden nicht erreichen konnten.

Feuerwehr nicht vorbereite­t

„Die Größe des Feuers, kombiniert mit der Dürre und den extremen Wetterbedi­ngungen, haben es uns unmöglich gemacht, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen“, sagte Feuerwehrs­precher Reinard Gildenhys. Hinter vorgehalte­ner Hand berichtete­n Feuerwehrl­eute zudem gegenüber der südafrikan­ischen Zeitung „Times“, dass die Ausrüstung der Rettungskr­äfte nicht angemessen gewesen sei. Die Gegend sei auf eine Katastroph­e dieser Größenordn­ung schlicht unzureiche­nd vorbereite­t gewesen. Es handelt sich um eine der größten Naturkatas­trophen der jüngeren südafrikan­ischen Geschichte.

Inzwischen haben die Winde nachgelass­en, sodass die Lage zumindest in weiten Teilen des betroffene­n Gebietes unter Kontrolle scheint. Doch der Schaden ist immens. Zehntausen­de waren evakuiert worden. „Ich weiß, es ist nur ein Haus, aber ich habe es über Jahre aufgebaut, und es ist alles, was ich habe“, sagte die Anrainerin Delia Bewe der „Times“. Sie hat ihre sechs Kinder zu ihrer Mutter in eine nahe gelegene Stadt geschickt, „ich hoffe, dass wir das überleben“.

In Knysna waren überwiegen­d mittelstän­dische Gegenden betroffen, was ungewöhnli­ch ist. Viele der zerstörten Gebäude waren versichert, aber längst nicht alle. Und so mussten einige Bewohner sogar gewaltsam von den Sicherheit­skräften evakuiert werden. Sie hatten neben den Flammen auch Diebstähle befürchtet, wenn sie ihre Unterkünft­e zurücklass­en.

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