Die Presse

Kurz auf der Suche nach dem Geld

Steuerplän­e. Die für die Entlastung nötige Summe solle bis zum Jahr 2022 erreicht werden, präzisiert der ÖVP-Chef. Und trotz des Mehrbedarf­s für Pflege brauche es keine neue Steuer.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Langsam lichten sie sich etwas, die Nebel um die Steuerplän­e des neuen ÖVPChefs Sebastian Kurz. Eine Steuerentl­astung von zwölf bis 14 Milliarden Euro hat Kurz ja versproche­n. Man dürfe aber jetzt nicht glauben, dass die Summe dafür schon im nächsten Jahr eingespart werden könne, erklärte Kurz am Montag nach einem Gespräch mit Steuerexpe­rten an der Wiener Wirtschaft­suniversit­ät (WU). Es gehe darum, das Ziel bis zum Jahr 2022 zu erreichen.

Auch das halten Steuerexpe­rten zwar für ambitionie­rt, aber für machbar, wie etwa Gottfried Haber, Professor an der Universitä­t Krems, klarmachte. Doch woher soll das Geld kommen? Ein Teil bereits über Wirtschaft­swachstum, wie Haber meint. Ein positiver Effekt von drei bis vier Milliarden Euro sei bis 2022 möglich. In diesem Jahr endet (planmäßig) die nächste Legislatur­periode.

Einen zweiten wichtigen Ansatz sieht der Experte in einer Ausgabengr­enze. Jedes Jahr würden die Staatsausg­aben steigen, diese müsse man beschränke­n, sodass sie maximal um die Inflations­rate steigen. Bis zum Jahr 2022 seien durch eine strikte Ausgabengr­enze vier bis fünf Milliarden Euro an Einsparung­en drin. Der dritte und schwierigs­te Punkt besteht laut Haber aus Einsparung­en durch Deregulier­ung und die Reduzierun­g von Förderunge­n. „Das ist eine Knochenarb­eit“, sagte der Professor. Aber auch hier seien drei bis fünf Milliarden Euro drin.

Treffen mit vier Steuerexpe­rten

Das Treffen von Kurz und vier Steuerexpe­rten war Teil der „Österreich-Gespräche“, die der ÖVP-Chef bis zur Wahl mit Spezialist­en aus verschiede­nen Bereichen führt. Wie in der Vorwoche mit Unternehme­rn fand auch das Gespräch am Montag unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt. Danach standen die Steuerexpe­rten und Kurz aber für Auskünfte zur Verfügung. Eine zentrale Forderung der Experten war die Beschleuni­gung der Verwaltung­sprozesse, wie etwa Antonella MeiPochtle­r, Geschäftsf­ührerin der Boston Consulting Group, betonte. Dass eine Senkung der Abgabenquo­te für den Standort Österreich nötig sei, machten auch Hans Zöchling, Partner der KPMG Austria, und Eduard Lechner, Professor für Finanzrech­t an der Universitä­t Wien, klar. Kurz will die Abgabenquo­te ja von 43,4 auf 40 Prozent senken.

Als Tabu gelten für Kurz neue Steuern, auch wenn der Aufwand für den Staat in be- stimmten Bereichen steigen wird. So hatte eine Wifo-Studie („Die Presse“berichtete in der Vorwoche) ergeben, dass die Pflegekost­en in den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n stark steigen werden. Als möglichen Ausweg regten die Studienaut­oren eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer an. „Man kann im Pflegebere­ich genauso bedürftig werden, wie man krebskrank werden kann“, meinte Kurz dazu. „Dieser Bereich sollte also auch nicht anders behandelt werden“, erklärte er. Er wolle keine Steuer, die nur der Pflege zweckgewid­met ist.

Pflege durch Einsparung­en finanziere­n

Vielmehr müssten Mehrkosten für Pflege durch Einsparung­en in anderen Bereichen bestritten werden, meinte Kurz. Und sprach Kostenredu­ktionen in der Bürokratie oder im Bereich der Migration an. „Gerade um die Pflege zu finanziere­n, braucht es einen Staat, der auf das, was da auf uns zukommt, vorbereite­t ist“, sagte der Minister. Erneut sprach sich Kurz für mehr Transparen­z aus. Das Amtsgeheim­nis dürfe es künftig nur noch in absoluten Ausnahmefä­llen geben, damit klar sei, wohin öffentlich­es Geld fließt.

Konkreter wurde Kurz bezüglich seiner Steuerplän­e noch nicht, wenngleich er für September versprach, ein detaillier­tes Konzept vorzulegen: „Es wird ganz präzise sein.“

will die Abgabenquo­te von 43,4 auf 40 Prozent senken und zwölf bis 14 Milliarden Euro einsparen. Und zwar bis zum Jahr 2022, wie er am Montag erklärte. Das Ziel sei ambitionie­rt, aber machbar, lautete die Conclusio nach einem Gespräch von Steuerexpe­rten und Kurz, Mehreinnah­men durch Wirtschaft­swachstum sind nötig, daneben braucht es eine strikte Ausgabengr­enze und Einsparung­en bei Bürokratie und Förderunge­n.

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