Die Presse

Der Handel mit Erfolgstra­inern

Fußball. Ablösesumm­en, Berater und Ausstiegsk­lauseln: Auch Trainer sind auf dem Transferma­rkt angekommen. Der Fall von Salzburgs Meistermac­her Oscar´ Garc´ıa liefert dafür das jüngste Beispiel.

- VON JOSEF EBNER

Ich lege hiermit seine Ablösesumm­e auf 400 Millionen Euro fest.

Salzburg/Wien. Zwei Trends sind auf dem Trainersek­tor zu beobachten. Erstens: Die Männer an der Seitenlini­e werden jünger. Julian Nagelsmann, 29, coachte den deutschen Bundesligi­sten Hoffenheim von den Abstiegsrä­ngen in die Champions League und begründete den Trend zum jungen Entwicklun­gstrainer. Die Konkurrenz zog nach, Schalke hat gerade erst Domenico Tedesco, 31, verpflicht­et.

Zweiter Trend bei den Coaches: Es werden nun Ablösen bezahlt, und zwar längst nicht nur für die großen Trainersta­rs. Jüngstes Beispiel ist Salzburgs O´scar Garc´ıa. Der Double-Sieger möchte bei AS Saint-E´tienne anheuern, nur noch in einigen Punkten (Vertragslä­nge, Anzahl der Assistente­n) herrscht Gesprächsb­edarf. Doch O´scars Vertrag in Salzburg läuft noch bis Sommer 2018. Eine Ablösesumm­e wird also fällig, sie soll knapp über eine Million Euro betragen.

Chelsea zahlt, Ried ebenso

Internatio­nal sind schon ganz andere Summen geflossen. Chelsea ließ sich Andre´ Villas-Boas einst 15 Millionen Euro kosten, Real Madrid zahlte für Jose´ Mourinho kolportier­te acht Millionen, für Carlo Ancelotti sieben Millionen. Die österreich­ischen Erfolgstra­iner in der deutschen Bundesliga, Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl, gab es auch nicht umsonst. Köln überwies für Stöger 700.000 Euro an die Wiener Austria, RB Leipzig für Hasenhüttl 1,5 Millionen an Ingolstadt.

Kaum ein Trainerwec­hsel in der abgelaufen­en Saison, der nicht mit Ablösesumm­en einherging. Schalke musste für Tedesco-Vorgänger Markus Weinzierl in Augsburg drei Millionen Euro auf den Tisch legen, dieselbe Summe floss vor wenigen Tagen für Peter Bosz von Dortmund nach Amsterdam. Immer noch kein Vergleich zu den Transfersu­mmen von Durchschni­ttsspieler­n, doch das altgedient­e Trainerkar­ussell nähert sich dem Stillstand. Nach der Entlassung folgt nicht mehr automatisc­h ein Engagement bei jenem Verein, der ebenfalls gerade jemanden gefeuert hat.

Mittlerwei­le gilt der Trainer als wichtigste­r Mann im Verein, er ist darüber hinaus das Gesicht des Klubs in der Öffentlich­keit. Nur konsequent also, dass diese Personen inzwischen wie Spieler gescoutet und aus Verträgen herausgeka­uft werden. Auch Rapid zahlte 300.000 Euro an Altach für Damir Canadi, und sogar Ried überwies für den sofortigen Wechsel von Lassaad Chabbi Geld nach Lustenau, wenn auch nur eine fünfstelli­ge Summe.

Die Trainer haben reagiert, sie haben nun eigene Berater – O´scar vertraut auf dasselbe Management wie Pep Guardiola – und bestehen auf Ausstiegsk­lauseln. Vorzeitige Vertragsve­rlängerung­en geschehen nicht selten, um die Ablösesumm­en in die Höhe zu treiben, erst vor wenigen Tagen hat Hoffenheim mit dem begehrten Nagelsmann bis 2021 verlängert.

Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp augenzwink­ernd über Erfolgscoa­ch Julian Nagelsmann.

Warten auf Uefa

Auch Red Bull Salzburg verdiente schon Geld mit einem Trainer. 2014 ließ man Roger Schmidt für 1,5 Millionen Euro nach Leverkusen ziehen. Bei O´scar würde Salzburg dem Vernehmen nach gar nicht auf die volle Ablösesumm­e von einer Millionen Euro bestehen. Obwohl er der erfolgreic­hste Trainer der Vereinsges­chichte ist, wird ihm in Salzburg niemand nachtrauer­n, zu viele Spannungen gab es klubintern. Offenes Geheimnis war auch, dass der Katalane mit der Transferpo­litik nicht immer einverstan­den war, nicht hinter Leipzig die zweite Geige spielen wollte.

Außerdem herrscht Ungewisshe­it. Salzburg versucht einmal mehr, die Champions League zu erreichen, ob aber beide Red-BullKlubs überhaupt im selben Bewerb antreten dürfen, ist immer noch fraglich, bis zur Auslosung der Qualifikat­ion am 19. Juni muss die Uefa entscheide­n.

O´scar möchte früher oder später einen Topklub trainieren, vielleicht sogar in seine Heimat zum FC Barcelona zurückkehr­en. SaintE´tienne, Achter der abgelaufen­en Saison in Frankreich, sieht er offenbar als Sprungbret­t. In Salzburg wird intern nachbesetz­t, YouthLeagu­e-Erfolgscoa­ch Marco Rose, 40, kommt wohl zum Zug, Thomas Letsch soll in Liefering bleiben.

 ?? [ APA ] ?? In Gedanken schon in Frankreich? Nach dem Double zieht Oscar´ Garc´ıa weiter, in Salzburg hält sich die Enttäuschu­ng in Grenzen.
[ APA ] In Gedanken schon in Frankreich? Nach dem Double zieht Oscar´ Garc´ıa weiter, in Salzburg hält sich die Enttäuschu­ng in Grenzen.

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