Mysteriöse Jubelmeldungen aus Teheran
Iran. Eine hochrangige österreichische Delegation ist derzeit im Iran. Die Gespräche laufen gut. Aber nicht so gut, wie es die iranischen Staatsmedien gern hätten. Deren Berichte über Milliardeninvestitionen stellen sich als falsch heraus.
Teheran/Wien. Finanzminister Hans Jörg Schelling ist derzeit im Iran. In Begleitung von Nationalbankchef Ewald Nowotny und einer Wirtschaftsdelegation. Man ist am Wochenende angereist und kommt am Dienstag zurück. Das sind die Fakten. Der Rest sind entweder Fake News – oder einfach ein Missverständnis.
Jedenfalls haben iranische Medien am Sonntag und Montag allerhand Sensationsmeldungen über den Besuch der österreichischen Delegation verlautbart, die sich bei näherer Betrachtung als falsch herausstellen. So soll die Voestalpine an einem neuen Stahlwerk im Südiran beteiligt sein. Das berichtete der staatliche iranische Sender Press TV. Gleichzeitig soll die Oberbank eine Milliarde Euro an Finanzierung zur Verfügung stellen. Diese Info stammt aus der englischsprachigen Zeitung „Financial Tribune“.
Einzig: In Oberösterreich weiß man herzlich wenig darüber. „Wir sind da definitiv nicht dabei“, sagt der Sprecher der Voestalpine, Peter Felsbach, auf Anfrage der „Presse“: „Mich würde interessieren, wer so ein Gerücht in die Welt setzt.“Und auch von der Oberbank kommt ein Dementi: „Wir wissen nicht, woher das mit der Kreditlinie kommt. Das ist eine Falschmeldung“, so OberbankSprecher Frank Helmkamp.
Was allerdings stimmt: Oberbank-Chef Franz Gasselsberger ist Teil der aktuellen Delegation – so wie auch andere Bankenvertreter. Gasselsberger war auch schon im März im Iran. Sowohl für die Banken als auch für andere Unternehmen aus Österreich ist der Iran nach dem offiziellen Ende der Sanktionen ein attraktiver Markt, aber die iranischen Partner schießen in der Berichterstattung weit über das Ziel hinaus.
Alles ein Übersetzungsfehler?
„Die Presse“konnte am Montagnachmittag auch Schelling-Sprecherin Michaela Berger im Iran erreichen. „Es geht hier um Wirtschaftsbeziehungen, das stimmt“, so Berger. „Österreich und der Iran können viel machen, etwa im Tourismusbereich. Es ist ein freundlicher Besuch, die Gespräche sind gut. Wir haben verabredet, Dinge wie den Abbau von Zöllen voranzutreiben. Wir werden von der Wirtschaft immer wieder auf den Iran angesprochen. Es ist uns wichtig, die Beziehungen zu stärken“, so Berger.
Wie es zu den Falschmeldungen zu Voest und Oberbank kommen konnte? „Keine Ahnung. Das war hier kein Gesprächsthema. Es kommt leider manchmal vor, dass etwas falsch verstanden wird.“Ein Übersetzungsfehler sei möglich. So sollen österreichische Bankenvertreter etwa davon gesprochen haben, dass es „Millionen Anfragen“zu Projekten gegeben habe. Unterschrieben sei zwar noch nichts. Aber man könne nicht ausschließen, dass der Satz im Iran zu Missverständnissen geführt habe – und in der Folge zu Jubelmeldungen.