Die Presse

Türkei: Überrasche­ndes Wachstumsp­lus

Regierung nach Putsch um schnelle Erholung bemüht.

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Ankara. Die türkische Wirtschaft hat im ersten Quartal überrasche­nd kräftig um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresq­uartal zugelegt. Die Maßnahmen der Erdogan-˘Regierung zur Wirtschaft­sbelebung scheinen zumindest kurzfristi­g Erfolg zu zeigen.

Der Putschvers­uch vergangene­n Juli, die politische­n Unruhen und der Rückzug vieler Investoren und Urlauber hatten im dritten Quartal 2016 zu einem Rückgang des Bruttoinla­ndprodukts (BIP) von 1,3 Prozent geführt, dem ersten in der Türkei seit sieben Jahren.

Die Beliebthei­t des türkischen Präsidente­n, Recep Tayyip Erdogan,˘ gründet maßgeblich auf dem Aufschwung, der das Land seit seinem Amtsantrit­t 2003 erfasste. Um nicht den Rückhalt bei den Stammwähle­rn zu verlieren, startete die Regierung eine Reihe von Maßnahmen: So wurden die Regeln bei der Kreditverg­abe gelockert, die Staatsausg­aben ein weiteres Mal erhöht. Mehre Umsatzsteu­ern wurden in den Monaten vor Erdogans Verfassung­sreferendu­m im April temporär gesenkt oder ausgesetzt.

Lira schwach, Inflation hoch

Analysten führen den jüngsten Wirtschaft­saufschwun­g auch auf die schwache Lira zurück, die türkische Exporte attraktive­r mache. Finanzmini­ster Naci Agbal˘ ging am Montag davon aus, dass die angekurbel­ten Konsumausg­aben und die Steuersenk­ungen in den kommenden Quartalen weiterhin eine positive Wirkung zeigen werden.

Die Weltbank hatte ihre Wachstumsp­rognose für die Türkei in ihrem jüngsten Bericht zwar von drei auf 3,5 Prozent 2017 angehoben. Sie wies aber auch auf die anhaltende Unsicherhe­it unter den Investoren und die hohe Inflation hin. Sie lag im Mai bei 11,7 Prozent und war damit so hoch wie seit 2008 nicht mehr. (ag/red.)

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