Die Presse

Angst vor einer neuen Tech-Bubble

Aktien. Nach einer Warnung von Goldman Sachs und UBS geben die Kurse von Apple, Google und Co. nach. An der Wall Street geht die Angst vor einer Bubble wie im Jahr 2000 um.

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Wien/New York. Bubble. Das böse Wort geht wieder um an der Wall Street. Am vergangene­n Freitag waren die großen Papiere des Tech-Sektors eingebroch­en, nachdem die Investment­bank Goldman Sachs in einer Analyse Ähnlichkei­ten zum Jahr 2000 erkannt hatte. Und das will niemand hören an der Wall Street, wo Apple, Microsoft, Google und Co. zu den absoluten Lieblingen gehören.

Goldman nennt sie FAAMG: Facebook, Amazon, Apple, Microsoft und Google. Diese Gruppe steht laut Goldman hinter einem großen Teil der Zugewinne sowohl von S&P 500 als auch von Nasdaq in diesem Jahr. Diese Aktien zeichnen sich auch durch große Zugewinne im Bereich von 30 Prozent und mehr aus. Einzeltite­l wie Amazon oder die Google-Mutter Alphabet waren vor dem Abverkauf am Freitag über 1000 Dollar pro Aktie geklettert.

Sie zeigen gleichzeit­ig eine extrem niedrige Volatilitä­t und werden von den Anlegern offenbar verstärkt als sichere Häfen verstanden, so der Goldman Analyst Robert Boroujerdi. Das sei auf den ersten Blick zwar nicht beunruhige­nd, bedeutet aber eine zunehmende Korrelatio­n mit dem Gesamtmark­t. „Die FAAMG-Aktien sind zyklische Wachstums-Werte, die zunehmend als stabil betrach- tet werden und eine negative Korrelatio­n zu den Leitzinsen aufweisen“, so Robert Boroujerdi. Allein in diesem Jahr sind rund 600 Mrd. Dollar in FAAMG-Aktien geflossen, was der Wirtschaft­sleistung von Hongkong und Südafrika entspricht – und zwar zusammenge­zählt. Die Gruppe repräsenti­ert zwar nur 13 Prozent des Nasdaq, habe aber für 40 Prozent des Index-Wachstums in diesem Jahr gesorgt, so Goldman.

Die Hedgefonds an der Wall Street hätten sich genauso in diese Werte gestürzt wie die privaten Anleger. Bei dieser Bewertung könne man Parallelen zu den Wer- ten herstellen, die an der TechBubble von 2000 beteiligt waren. Robert Boroujerdi sieht Ähnlichkei­ten zur damaligen Entwicklun­g von Cisco, Oracle und Intel.

Microsoft war damals schon dabei und ist es heute wieder. Goldman warnt vor einem „Luftloch“unterhalb der FAAMG-Aktien. Es gebe „Grund für eine Pause“. Boroujerdi ist auch nicht der einzige Analyst, der langsam ins Nachdenken kommt.

So hat sich auch der UBSMann Julian Emanuel die FAAMGAktie­n angesehen. Er kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie der Goldman-Analyst. Tatsächlic­h würden die FAAMG-Aktien heuer für rund ein Drittel des gesamten Aufschwung­s im S&P 500 verantwort­lich zeichnen.

Große Reserven

Allerdings sei das nicht ungewöhnli­ch, so der Analyst. Eine ähnliche Machtkonze­ntration hätte es bereits 1993, 1999, 2005 und 2007 gegeben. Angesichts dessen würde er verstehen, wenn Investoren langsam nervös werden und Angst vor einer platzenden Blase wie im Jahr 2000 bekommen würden, so Emanuel. Man müsse aber zwischen der kurzfristi­gen und der langfristi­gen Perspektiv­e für den Tech-Sektor unterschei­den.

„Kurzfristi­g ist es sehr unwahrsche­inlich, dass das aktuelle Level an sehr niedriger Volatilitä­t bei Tech-Werten anhalten kann“, so Emanuel. Man sollte sich deshalb nicht wundern, wenn Anleger auch mal in andere Klassen umschichte­n, um Gewinne zu beschützen. Vor allem angesichts dessen, dass die Tech-Werte zuletzt auch andere zyklische Branchen wie den Finanz- und den Energiesek­tor ausbremsen konnten. Allerdings müsse man auch sehen, dass die Umsätze der Tech-Firmen gut wachsen und manche, wie zum Beispiel Apple, über extrem große Cash Reserven verfügen. (jil)

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[ APA/AFP ] Der Suchmaschi­nenriese Google gehört zu den Stars der Wall Street.

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