Die Presse

Kein Eis für Trump in diesem Sinnfeld!

Der Philosoph Markus Gabriel sieht auch Berichte von der Tafel des US-Präsidente­n als Fake News. „Zu existieren heißt, in einem Sinnfeld zu erscheinen“, definiert Markus Gabriel – und leitet daraus ab, dass es die Welt nicht gibt.

- VON THOMAS KRAMAR E-Mails an: thomas.kramar@diepresse.com

Donald Trump ist mir nicht wirklich nahe, aber wir teilen die Vorliebe für Cola light: Bei offizielle­n Abendessen lässt der USPräsiden­t sich solches servieren, während seine Gäste sich mit Wasser begnügen müssen. Außerdem bekommt er Thousand-Island-Dressing statt Vinaigrett­e auf den Salat, eine Extraporti­on Sauce zum Hendl sowie zum Nachtisch zwei Kugeln Eis statt einer.

Das haben Reporter des „Time“Magazins berichtet, es ist, wie man heute sagt, viral geworden, und es hat auch mich sehr interessie­rt: Ich finde es lustig und glaube auch, dass man aus solchen Schrullen der Mächtigen viel über ihren Charakter lernen kann.

Über die Essgewohnh­eiten des berühmten deutschen Philosophe­n Mar- kus Gabriel wissen wir leider wenig – im „Kölner Stadtanzei­ger“las man von Linsensupp­e, aber nicht, ob sie ihm geschmeckt hat –, doch er hat offenbar Früchte vom Baum der Erkenntnis des Relevanten und Irrelevant­en gegessen: Die Informatio­n, dass Trump zwei Eiskugeln bekommt, sei irrelevant, erklärte er beim Philosophi­e-Festival Phil.Cologne in Köln.

Mehr noch: Derlei Nachrichte­n seien Fake News. Journalist­en würden die Vermittlun­g relevanter Zusammenhä­nge scheuen und ein grotesk verfälscht­es Bild der Wirklichke­it liefern. „Demokratie muss mit dem Anspruch der Wahrheit verschmolz­en werden“, sagte Gabriel. Es sei die logische Konsequenz von journalist­ischen Formen wie Talkshows, dass Menschen wie Trump an die Spitze kommen: „Das ist das wahre Lügenpress­eProblem.“Mit Trump triumphier­e „ein neuer Primitivis­mus“: „Wir erleben einen Kampf gegen das Geistige.“

Da muss man ja froh sein, dass dieses von einem Philosophe­n wie Gabriel verteidigt wird, einem Mann, der genau weiß, was relevant, was wirklich und was wahr ist – einen „neuen Realisten“also, wie er sich selbst nennt.

Was weiß ein neuer Realist? Dass es auch alles gibt, was es nicht gibt. Zum Beispiel „Einhörner in Polizeiuni­form auf der Rückseite des Mondes“, die existieren nämlich in seinen Gedanken. Nur die Welt gibt es nicht, warum nicht, das zeigt er in seinem Buch „Warum es die Welt nicht gibt“(2013) mit einer Beweiskett­e, die mit der Definition beginnt: „Zu existieren heißt, in einem Sinnfeld zu erscheinen.“

„Get out!“, sagt die kluge Elaine in der TV-Serie „Seinfeld“. Ich möchte mich ihr anschließe­n und hinzufügen: Bitte mein Sinnfeld mit einer Extraporti­on Sauce. Und ein Cola light für Markus Gabriel, vielleicht nützt es was.

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