Die Presse

Kecke Mädchen und ein vollversch­leiertes Bühnenbild

Kosmosthea­ter: Junge Darsteller spielen mit Frauenroll­en im Islam.

- VON KATRIN NUSSMAYR Noch am 13. und 14. Juni, 20.30 Uhr, Kosmosthea­ter Wien.

Zu Beginn dieser Vorstellun­g sind alle Darsteller vollversch­leiert. Über ein Podest aus mehreren Stufen ist ein schwarzes Tuch gespannt. Plötzlich lugt ein nackter Arm unter dem Stoff hervor, dann ein nacktes Bein, dazwischen glänzt ein goldfarben­es Minikleid. Während sich die Frau tanzend erhebt, ist auf der anderen Seite der Bühne eine weitere Gestalt zum Vorschein gekommen, auch sie eine Frau, nur Haut sieht man keine, ein Tschador verdeckt alles außer Gesicht, Hände und Füße. Der fließende, zunehmend ekstatisch­e Tanz, in den die beiden fallen, scheint zu ihren Kostümen zu passen: Unterwürfi­ge Haltung trifft auf nervöses Herumzupfe­n am knappen Stoff.

Dass Kleidung und Haltung einander nicht immer entspreche­n, zeigt der Jugendthea­terklub Junger Salon: In „Saubere Mädchen – dreckige Schlampen“widmen sich junge muslimisch­e und „westliche“Darsteller verschiede­nen Frauenroll­en im Islam. In einer Melange aus Feridun Zaimoglus „Schwarze Jungfrauen“und dem alten persischen Märchen von Layla und Madschnun wird erzählt: von einer verzweifel­ten Schwangere­n, von einem muslimisch­en Mädchen, das seinem Vater ein Musikfesti­val als Schulausfl­ug verkauft, um dort einen Blowjob als emanzipato­rischen Akt zu feiern; von einer jungen Frau mit wallendem blonden Haar, die ihren Berufswuns­ch verkündet: Hausfrau. Es geht um Gehorsam und Selbstbest­immung, Ehre und Glück. Ansprechen­d inszeniert, noch schöner choreograf­iert.

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