Kecke Mädchen und ein vollverschleiertes Bühnenbild
Kosmostheater: Junge Darsteller spielen mit Frauenrollen im Islam.
Zu Beginn dieser Vorstellung sind alle Darsteller vollverschleiert. Über ein Podest aus mehreren Stufen ist ein schwarzes Tuch gespannt. Plötzlich lugt ein nackter Arm unter dem Stoff hervor, dann ein nacktes Bein, dazwischen glänzt ein goldfarbenes Minikleid. Während sich die Frau tanzend erhebt, ist auf der anderen Seite der Bühne eine weitere Gestalt zum Vorschein gekommen, auch sie eine Frau, nur Haut sieht man keine, ein Tschador verdeckt alles außer Gesicht, Hände und Füße. Der fließende, zunehmend ekstatische Tanz, in den die beiden fallen, scheint zu ihren Kostümen zu passen: Unterwürfige Haltung trifft auf nervöses Herumzupfen am knappen Stoff.
Dass Kleidung und Haltung einander nicht immer entsprechen, zeigt der Jugendtheaterklub Junger Salon: In „Saubere Mädchen – dreckige Schlampen“widmen sich junge muslimische und „westliche“Darsteller verschiedenen Frauenrollen im Islam. In einer Melange aus Feridun Zaimoglus „Schwarze Jungfrauen“und dem alten persischen Märchen von Layla und Madschnun wird erzählt: von einer verzweifelten Schwangeren, von einem muslimischen Mädchen, das seinem Vater ein Musikfestival als Schulausflug verkauft, um dort einen Blowjob als emanzipatorischen Akt zu feiern; von einer jungen Frau mit wallendem blonden Haar, die ihren Berufswunsch verkündet: Hausfrau. Es geht um Gehorsam und Selbstbestimmung, Ehre und Glück. Ansprechend inszeniert, noch schöner choreografiert.