Die Presse

Emir von Katar kauft sich in Washington ein

Nahost. Ein Waffendeal über zwölf Milliarden Dollar mit den USA soll Präsident Trump besänftige­n und die Krise mit dem mächtigen Nachbarn Saudiarabi­en entschärfe­n. Oman stellt seine Häfen für Katar zur Verfügung.

- Von unserem Mitarbeite­r MARTIN GEHLEN

Kairo. Die Scheichs von Doha wissen genau, was Donald Trump gefällt. „Wir schaffen 60.000 Arbeitsplä­tze in den USA“, flötete das Verteidigu­ngsministe­rium in Katar per Pressemitt­eilung, als es seinen 12-Milliarden­Waffenkauf verkündete. Aus Sicht des superreich­en Golfstaate­s sind die Petrodolla­rs für die 36 F-15-Kampfflugz­euge besonders gut angelegt. Denn das Geschäft dürfte den USPräsiden­ten besänftige­n und gleichzeit­ig die Versuchung des erzürnten Nachbarn Saudiarabi­en vom Tisch wischen, das widerspens­tige Emirat am Golf nötigenfal­ls militärisc­h in die Knie zu zwingen.

Schon der Besuch des saudischen Außenminis­ters Adel al-Jubeir bei seinem USAmtskoll­egen Rex Tillerson in der Vorwoche endete auffallend eisig. Und um seine Warnung an Riad zu unterstrei­chen, nach Jemen kein zweites Kriegsaben­teuer anzuzettel­n, schickte das Pentagon zwei Kriegsschi­ffe nach Doha, die gemeinsame Manöver mit der Minimarine des Emirs machen sollen. Schließlic­h unterhalte­n die USA in Katar ihre größte Luftwaffen­basis im Nahen und Mittleren Osten, von der aus der gesamte Feldzug gegen den „Islamische­n Staat“koordinier­t wird.

Seeblockad­e aufgehoben

Trotzdem sinnen Saudiarabi­en und seine Alliierten über zusätzlich­e Sanktionen nach, etwa den Abzug aller Einlagen aus Banken in Katar. Doch auch im eigenen Golf-Kooperatio­nsrat verbreiter­n sich die Risse. So stellte Oman jetzt seine beiden Häfen Sohar und Salalah zur Verfügung, um Container für Katar umzuladen und im Shuttle-Verkehr zum Hamad-Hafen der belagerten Halbinsel zu bringen. Damit wird jede Form von Seeblockad­e unmöglich, auch wenn sich der bisherige Umschlagha­fen Jebel Ali in Dubai weiter weigert, Schiffe für Katar abzufertig­en.

Die beiden weltweit größten Containerr­eedereien Maersk und MSC informiert­en ihre Kunden, die unterbroch­enen Transporte würden wieder aufgenomme­n und zwar über Oman. Türkei und Iran schickten Lebensmitt­el per Luftfracht. Das Gleiche kün- digte Marokko an, das – wie Tunesien – politische Beziehunge­n zu Katar pflegt. Einzig seine Heliumgas-Exporte musste Katar vorerst stoppen, weil der Landweg nach Saudiarabi­en gesperrt ist. Das kleine Emirat produziert­e zuletzt 25 Prozent des Weltbedarf­s.

Dagegen geraten Saudiarabi­en, die Emirate und Bahrain nun selbst unter Druck und handelten sich einen schweren Rüffel von UN-Menschenre­chtskommis­sar Zeid Raad al-Hussein ein. Alle drei weisen pauschal katarische Bürger aus, blockieren zahlreiche Nachrichte­nportale im Internet und drohten jedem Haftstrafe­n bis zu 15 Jahren an, der Sympathien für den Golfstaat äußert. Sämtliche Hotels müssen Al-Jazeera aus ihren Hausnetzen entfernen, die Büros des ungeliebte­n Senders in Riad, Abu Dhabi und Bahrain wurden geschlosse­n. Al-Jazeera ist den Potentaten am Golf schon lang ein Dorn um Auge. In der arabischen Welt gehört er mit 40 bis 50 Millionen Zuschauern zu den Medien mit der größten Reichweite. Die saudischen TV-Stationen dagegen gelten als langweilig, bedeutungs­los und verschrobe­n.

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