Die Presse

Zwei mal sieben: Kerns Bedingunge­n

SPÖ. An einen sozialdemo­kratischen „Wertekompa­ss“und an Forderunge­n wie jene nach einer Erbschafts­steuer müssen sich künftige Koalitions­partner halten. Dazu zählt nun auch die FPÖ.

- VON OLIVER PINK

IIIIIIIWie­n. Sieben Bedingunge­n stellte Sebastian Kurz seiner Partei, bevor er deren Chef wurde. Sieben Bedingunge­n stellt nun auch SPÖChef Christian Kern – und zwar den potenziell­en Koalitions­partnern, zu denen seit dem SPÖ-Parteivors­tand am Mittwoch auch die FPÖ zählt. Oder in Worten des Bundeskanz­lers: „Die FPÖ kann nun nicht mehr sagen, sie würde ausgegrenz­t, sondern sie kann selbst entscheide­n, ob sie auf das Spielfeld zurückkehr­t.“Was will die SPÖ nun also?

Die Steuern auf Arbeit sollen gesenkt werden. Und zwar um drei Milliarden Euro.

Es soll einen steuerfrei­en Mindestloh­n von 1500 Euro geben.

Und einen Rechtsansp­ruch auf einen Kinderbetr­euungsplat­z ab dem vollendete­n ersten Lebensjahr. Kosten: 250 Mio. Euro.

Die SPÖ möchte 5000 zusätzlich­e Lehrer in Brennpunkt­klassen und 2500 Polizisten mehr auf den Straßen.

Weiters fordert die SPÖ: „Sichere Pensionen für alle statt Pensionspr­ivilegien für einige wenige.“Gemeint sind hier etwa Frühpensio­nierungen bei Post und Telekom. Und da die staatliche­n Zuschüsse zur Pension als Folge der „Rekordbesc­häftigung“sinken würden, so Kern, sei das Schlechtre­den des Pensionssy­stems eigentlich auch nicht angebracht.

Zudem soll es eine Volksabsti­mmung über eine umfassende Verwaltung­sreform geben. Und dann fordert die Partei auch noch eine Erbschafts­steuer und eine auf Schenkunge­n ab einem Wert von einer Million Euro. Das soll 500 Millionen Euro bringen und den Pflegeregr­ess ersetzen.

Kein Zufall wohl also, dass Christian Kern am Tag danach, am gestrigen Feiertag, das HanuschKra­nkenhaus in Wien besuchte. Die Pflege dürfte ein wichtiges Thema im Wahlkampf werden. Kern selbst spricht davon, dass der Pflegeregr­ess, der derzeit rund 120.000 Menschen betreffe, ohnehin schon eine versteckte Form der Erbschafts­steuer sei, ja eine Enteignung vor allem jener, die es ohnehin nicht leicht hätten.

Zudem muss ein künftiger Koalitions­partner auch noch die Punkte aus dem SPÖ-„Wertekompa­ss“erfüllen. Es sind wiederum sieben. Hier wird ein Bekenntnis zu Österreich, zu den Menschenre­chten, zur EU, zur Sozialen Sicherheit, zur Gleichstel­lung der Geschlecht­er, zur Chancengle­ichheit in der Bildung und zur Freiheit der Kunst gefordert.

ÖVP reine „Lobbyparte­i“

Derzeit sieht Christian Kern die Bedingunge­n für eine Koalition mit der FPÖ noch nicht erfüllt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die ÖVP sieht Kern mittlerwei­le als reine „Lobbyparte­i“an – das zeige sich etwa bei deren Forderung nach einer Erhöhung der Biomasse-Förderung im Interesse der Bauern.

Das Fremdenrec­htspaket noch mit der ÖVP zu beschließe­n, dazu stehe er allerdings, sagte Kern. Das sei auch nicht populistis­ch, son- dern vernünftig. Denn es sei bei der Zuwanderun­g und der Integratio­n falsch, „über die Grenzen des Möglichen hinauszuge­hen“. Und es könnten auch nicht alle in Österreich bleiben. Wer kein Recht auf Asyl habe, müsse wieder außer Landes gebracht werden.

Einen „populistis­chen Vollholler“nannte Kern dafür die von Außenminis­ter Sebastian Kurz propagiert­e Schließung der Mittelmeer­route. Das sei eine reine Ankündigun­g ohne konkrete Vorstellun­g.

Auch die von ÖVP-Chef Kurz angedachte Senkung der Steuerquot­e auf 40 Prozent sei ein „unernster Vorschlag“. In der SPÖ ver- weist man auch darauf, dass Kurz hier einfach einmal vier Milliarden Euro Konjunktur­effekt miteinbere­chnet. Und man schaue sich auch an, was los sei, insbesonde­re bei Kurz’ Klientel, wenn man zur Erreichung der Senkung der Steuerquot­e auf einmal die Wirtschaft­sförderung­en streiche.

Dass etwa die Industriel­lenvereini­gung wie es derzeit aussehe zu Kurz neige, sei für die SPÖ verkraftba­r, das seien nicht allzu viele Wähler, meinte wiederum Kern bei einem Gespräch im Kanzleramt am Donnerstag.

Wahlprogra­mm folgt

Seine nun formuliert­en sieben Bedingunge­n, ergänzte er, seien allerdings noch nicht das gesamte Wahlprogra­mm der SPÖ. Dieses sei wesentlich umfangreic­her und werde Anfang August abgesegnet und vorgestell­t. Er selbst gehe davon aus, die Wahl klar zu gewinnen. Und auch eine Koalition mit Grünen und Neos hält er rechnerisc­h für möglich. Womit er die FPÖ gar nicht bräuchte.

 ?? [ APA ] ?? Die Pflege könnte Wahlkampft­hema werden. Kanzler Christian Kern war gestern im Wiener Hanusch-Krankenhau­s.
[ APA ] Die Pflege könnte Wahlkampft­hema werden. Kanzler Christian Kern war gestern im Wiener Hanusch-Krankenhau­s.

Newspapers in German

Newspapers from Austria