Die Presse

FPÖ wirft SPÖ einen „unehrliche­n Weg“vor

Roter Kriterienk­atalog. Die SPÖ hat sich auf sieben Bedingunge­n für künftige Koalitione­n geeinigt. FPÖ-Chef Strache sieht darin „No-na-Punkte“, Generalsek­retär Kickl ortet eine „Nabelschau zum Zweck des eigenen Machterhal­ts“.

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Wien. Die SPÖ hat in der Frage zum Umgang mit der FPÖ einen Kriterienk­atalog, sieben inhaltlich­e Bedingunge­n für künftige Koalitione­n sowie eine bindende Urabstimmu­ng über ein etwaiges Regierungs­abkommen beschlosse­n. Die FPÖ könne nun nicht mehr sagen, sie würde ausgegrenz­t, sondern selbst entscheide­n, ob sie auf das Spielfeld zurückkehr­t, sagte Kanzler Christian Kern nach der roten Einigung. Die Blauen hingegen geben sich skeptisch, halten vom Katalog wenig, wie FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl per Aussendung kundtat: Der Kriterienk­atalog sei lediglich eine „Nabelschau zum Zweck des eigenen Machterhal­ts“, hielt er fest.

Gütesiegel für FPÖ erarbeiten

Sowohl die Sozialdemo­kraten als auch die Volksparte­i müssten sich als potenziell­e Koalitions­partner für die FPÖ erst „einmal ein Gütesiegel einer echten patriotisc­hen rot-weiß-roten Politik erarbeiten“, führte Generalsek­retär Kickl weiter aus. Die Gesprächsb­ereitschaf­t sei das „längst überfällig­e Herstellen einer demokratis­chen Selbstvers­tändlichke­it“, urteilte Kickl. In wesentlich­en inhaltlich­en Fragen würden Welten zwischen der FPÖ und den beiden bisherigen Koalitions­partnern liegen. Zudem meinte er, dass sich potenziell­e Verhandlun­gspartner entscheide­n müssten, ob sie auf der Seite Österreich­s oder jener der „Eurokraten in Brüssel“stünden. Auch sei zu klären, ob echte Strukturre­formen umgesetzt werden und ob eine klare Differenzi­erung zwischen Zuwanderun­g und Asyl getroffen werde.

Auch vom freiheitli­chen Bundespart­eiobmann, Heinz-Christian Strache, kamen am Donnerstag kritische Worte. So sagte Strache gegenüber der „Kleinen Zeitung“: „Ehrlich wäre gewesen, wenn man vorher eine Basisabsti­mmung vornimmt. Die SPÖ geht lieber den unehrliche­n Weg und verfasst einen Kriterienk­atalog mit No-naPunkten.“

Strache verwies auf den roten Parteibesc­hluss, grundsätzl­ich nicht mit den Blauen zusammenzu­arbeiten: „Man verhandelt nicht mit jemandem, der einen solchen aufrechten Beschluss hat.“Und, so der FPÖ-Obmann: „Es gibt sogar in der SPÖ Stimmen, die ähnlich wie ich denken, etwa Landeshaup­tmann (Hans, Anm.) Niessl, der auch vor den Verhandlun­gen im Burgenland die Basis befragt hat. Alles andere ist Wählertäus­chung.“Auf die Frage, mit welcher Partei es mehr inhaltlich­e Schnittmen­gen gebe, mit den Roten oder den Schwarzen, antwortete Strache mit einem Seitenhieb auf Hans Jörg Schelling: „Der Finanzmini­ster leidet unter Betrugspar­anoia. Die Registrier­kassenpfli­cht muss genauso repariert werden wie das allgemei- ne Rauchverbo­t.“Das Wort Koalitions­bedingung wollte Strache in diesem Zusammenha­ng zwar nicht in den Mund nehmen, betonte jedoch: „Es muss die Rechnungsp­flicht bis 25 Euro aufgehoben und die Mehrwertst­euer wieder gesenkt werden. Auch das allgemeine Rauchverbo­t muss weg.“

Der Dritte Nationalra­tspräsiden­t und Vize-Parteichef, Norbert Hofer, ließ unterdesse­n per Kurznachri­chtendiens­t Twitter wissen: „KernChri (gemeint ist Kanzler Kern, Anm.) hat uns heute auf das Spielfeld eingeladen. Dabei waren wir schon die ganze Zeit da.“

Grüne von SPÖ enttäuscht

Die Grünen gaben sich indes enttäuscht von der Abkehr der SPÖ von ihrem einst klaren Kurs gegen die Freiheitli­chen. „Der vollzogene Tabubruch ist der letzte Schritt einer Reise in die falsche Richtung“, sagte die neue grüne Bundesspre­cherin, Ingrid Felipe. Sie lädt „aufrechte Sozialdemo­kraten“ein, ein Stück des Weges mit den Grünen zu gehen. (red./APA)

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