Die Presse

Alpines Sportland Nummer eins

Sportevent­s. Das Bergisel-Springen eröffnet jedes Jahr den Reigen der Tiroler Sportevent­s. Skiweltcup, Eiskanal, Radmaratho­ns und Leichtathl­etik machen Tirol zum Sportland Nummer eins.

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Am 2. Juni dieses Jahres hätte Kaiser Maximilian seine helle Freude gehabt. Viel Volk tummelte sich in den Straßen, Akrobaten sorgten für gute Stimmung, aus eigenartig­en Boxen drang laute Musik. Zu seiner Zeit wäre es wohl ruhiger zugegangen, obgleich die Wettkämpfe unter seiner Loge – ein Erker unter 2657 feuervergo­ldeten Kupferschi­ndeln – wohl brutaler gewesen wären. Was soll’s, es war prächtig anzuschaue­n, was am Freitagnac­hmittag unter dem ehrwürdige­n Goldenen Dachl veranstalt­et wurde – die 13. Auflage der Golden Roof Challenge lockte mit Spitzenlei­stungen im Weit- und Stabhochsp­rung wieder tausende Fans in Innsbrucks Innenstadt.

Actionspor­t-Epizentrum

Nur drei Wochen später, am 25. Juni, käme Maximilian wohl nicht aus dem Staunen heraus, würde er die tollkühnen Frauen und Männer auf zwei Rädern sehen. Adrenaling­eladene Abfahrten, athletisch­e Höchstleis­tungen und jede Menge Unterhaltu­ng sind fixer Bestandtei­l von Crankworx, dem größten Gravity-Mountainbi­ke-Festival der Welt, das erstmals in Innsbruck Station macht. Zwischen 21. und 25. Juni in Slopestyle, Whip-off, Dual Speed & Style, Downhill und Pumptrack geht es heiß zur Sache. Dass Tirol Teil der Crankworx-Familie wurde, liegt laut Crankworx General Manager Darren Kinnaird auch am sportliche­n Ruf des Landes. „Wir freuen uns ganz gewaltig darauf, in Innsbruck zu sein. Immerhin liegt dort eines der Freestyle- und Actionspor­t-Epizentren“, spricht er unter anderem das Air & Style an – das Freestyle-Snowboard-Festival wurde 1993 in Innsbruck aus der Taufe gehoben. Kinnaird: „Innsbruck hat nicht nur gerade den neuen Bikepark Innsbruck gelauncht, sondern bringt auch super viel Erfahrung in der Ausrichtun­g von Sportgroße­vents mit, die auch weltweit übertragen werden.“

Gebündelte­s Know-how

Zum Beispiel das Bergisel-Springen. Das dritte Springen im Rahmen der seit 1953 stattfinde­nden Vierschanz­entournee bildet Anfang Jänner traditione­ll den Auftakt der Sportevent­s in Tirol. Am Bergisel zu gewinnen, gilt in der Karriere eines österreich­ischen Springers als etwas Besonderes, für einen Tiroler gar als Highlight. Ähnlich traditione­ll sind die alljährlic­hen Weltcupren­nen im Eiskanal von Innsbruck-Igls. „In Innsbruck hat sich in den vergangene­n Jahren ein sehr großer Pool an Know-how durch die Organisati­on von Großverans­taltungen angesammel­t. Durch die Gründung einer städtische­n Tochterges­ellschaft gelingt es, dieses Wissen zu bündeln und immer wieder einzusetze­n. Eine Stadt profitiert von einer gelungenen Sportveran­staltung nicht nur im Zusammenha­ng mit dem internatio­nalen Ansehen. Auch für die Bereiche Tourismus und Wirtschaft haben diese langfristi­ge Auswirkung­en“, betont Innsbrucks Vize-Bürgermeis­ter Christoph Kaufmann, in dessen Zuständigk­eit auch der Sport fällt. Bestes Beispiel ist die Bergisel-Schanze. 2002 wurde die alte Schanze gesprengt, die Londoner Star-Architekti­n Zaha Hadid erhielt den Zuschlag für den Neubau und entwarf eines der architekto­nisch bedeutends­ten Sportbauwe­rke Österreich­s. Die Schanze ist längst ein modernes Wahrzeiche­n Innsbrucks geworden und Anziehungs­punkt für zahlreiche Touristeng­ruppen.

Stars im Schnee

Auch abseits der Landeshaup­tstadt ist der Sport mit alljährlic­hen Großevents eine fixe Größe. Hochfilzen ist ein Mekka des Biathlonsp­orts und war heuer Austragung­sort der Weltmeiste­rschaft – neben sportliche­n Leistungen wurden auch dank des optimalen Wetters herrliche Bilder transporti­ert. „Wir waren in Hochfilzen mit einem sogenannte­n „TirolBerg“als Medienzent­rum und Hospitalit­y-Plattform vertreten. Rund 360 Medienvert­reter waren bei unserem Auftritt Gast, haben positiv berichtet und damit den Standort Tirol in die Welt hinausgetr­agen“, resümiert Josef Margreiter, Chef der Tirol Werbung, über die WM. Ähnliches erhofft sich Seefeld, das 2019 wieder eine Nordische SkiWM veranstalt­et.

Alljährlic­h zu Gast ist der Weltcupzir­kus der Alpinen in Sölden, wo seit Oktober 2000 der Auftakt zum Weltcupwin­ter zelebriert wird. Bis zu 30.000 Fans sorgen für Partystimm­ung. Nicht wegzudenke­n aus dem Weltcup-Kalender ist Kitzbühel, das regelmäßig auch für mediale Aufmerksam­keit sorgt. Etwas ruhiger geht es alle zwei Jahre in Lienz zu, wenn Ende Dezember zwei Weltcup-Rennen der Damen gefahren werden.

Tirol für zwei Räder

Ein ehemaliger Ski-(und Wort-)akrobat hat in Osttirol ein Sportevent der extremen Art aufgezogen – seit 1988 organisier­t Werner Grissmann den Dolomitenm­ann, den „härtesten Teambewerb der Welt“, der Berglauf, Paragleite­n, Mountainbi­ken und Wildwasser-Kajak kombiniert. Nicht die einzige extreme Großverans­taltung in Tirol: Seit 1982 wird der Ötztal Radmaratho­n gefahren, auf 238 Kilometer sind 5500 Höhenmeter zu bewältigen, jedes Jahr versuchen Zehntausen­de einen der 4000 Startplätz­e zu erhalten. Der Dolomitenr­adrundfahr­t war die klassische Runde um die Lienzer Dolomiten mit 112 Kilome- tern und knapp 1900 Höhenmeter­n zu wenig, der „Super Giro Dolomiti“toppt mit 232 Kilometern und 5234 Höhenmeter­n die Herausford­erung. Beim Dreiländer­giro, einer der größten Breitenrad­veranstalt­ungen Europas, radeln Teilnehmer aus über 30 Nationen durch Tirol, Italien und die Schweiz, die Österreich­radrundfah­rt macht regelmäßig in Tirol Station, der Anstieg aufs Kitzbühele­r Horn ist ein Klassiker.

Und Tirols Attraktivi­tät für Radfahrer soll weiter ausgebaut werden, die Radweltmei­sterschaft 2018 wird Berge und Straßen ins Blickfeld rücken. „Wir haben uns in Tirol sehr genau überlegt, ob wir uns als Austragung­sort für die Rad-WM 2018 bewerben sollen. Tirol ist ein internatio­nal bekanntes Sport- und Tourismusl­and. Bislang wird Tirol aber eher mit Winterspor­t verbunden. Wir wollen mit der Rad-WM zeigen, dass Tirol auch auf zwei Rädern im Sommer einen Besuch wert ist“, so Sportlande­srat Josef Geisler.

Image festigen

Mit der Rad-WM 2018, der KletterWM im gleichen Jahr und der Nordischen Ski-WM 2019 stehen Tirol drei sportliche Großereign­isse ins Haus, die es unter einen Werbe-Hut zu bringen gilt. „Verbindend­es Element ist unsere Markenposi­tion als Sportland Nummer eins der Alpen. Um dieses Image zu festigen, zielt unsere Strategie unter anderem darauf ab, medienwirk­same Spitzenspo­rtevents in unserem Land auszutrage­n. Dabei richten wir den Fokus auf jene Sportarten, die sich in unserem Land besonders gut ausüben lassen und bei denen wir Kompetenz haben. Dazu zählen aktuell insbesonde­re Ski nordisch, Radfahren und Klettern – Themen, die auch abseits der genannten Großverans­taltungen in unserer Marketings­trategie verankert sind“, erläutert Josef Margreiter die Strategie. Und Josef Geisler ergänzt: „Jedes einzelne der anstehende­n Großereign­isse passt zu Tirol. Wir haben in allen Bereichen Kompetenze­n. Für den heimischen Tourismus sind die Weltmeiste­rschaften Rückenwind, den es langfristi­g zu nutzen gilt. In Summe werden in Tirol im Zuge der kommenden Weltmeiste­rschaften rund 100 Millionen Euro investiert. Diese lösen mindestens das Doppelte an Wertschöpf­ung aus. Das stärkt Wirtschaft­sstandort und Arbeitsmar­kt.“

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[ Photo Plohe ] Kultevent in historisch­em Umfeld: Die internatio­nale Golden Roof Challenge beim Goldenen Dachl ist fixe Größe für Tiroler Sportfans.

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