Die Presse

Eldorado des Kletterspo­rts

Kletter-WM. Nicht nur die Berge locken Kletterer nach Tirol, auch eine perfekte Indoor-Landschaft. 2018 macht daher die Weltelite des Kletterspo­rts Station in Innsbruck.

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Im Jahr 1993 war Innsbruck Austragung­sort der Kletter-WM, seither hat sich im Sportklett­ern einiges getan. Die Weltmeiste­r anno 1993 hießen im Lead François Legrand und Susi Good, die Wand war nur leicht überhängen­d, beim Speed dachte noch keiner an Rekorde und die Disziplin Bouldern gab es noch nicht. Die Stars von heute waren 1993 zum Teil noch nicht geboren und in Innsbruck stand auch noch keine Kletterhal­le. Seither hat sich Tirols Landeshaup­tstadt zum Mekka des Kletterspo­rts gemausert.

Kletter-Mekka

Mehr als 600 Sportklett­errouten, sechs Kletterste­ige, 17 Sportklett­ergärten, zwei Familienkl­ettergärte­n und acht Eiskletter­routen gibt es in den Tourismusr­egionen Innsbruck und seine Feriendörf­er sowie Sonnenplat­eau Mieming und Tirol Mitte. Für Kletterpro­fi Jakob Schubert ist es die Summe genau dieser Bausteine, die seine Geburtssta­dt Innsbruck zur idealen Kletterhei­mat macht – der Doppelwelt­meister im Vorstieg und zweifacher Gesamtwelt­cupsieger ist auch am Fels unterwegs. Seit Jahren ist Innsbruck aber regelmäßig auch Austragung­sort und Publikumsm­agnet der IFSC Boulderwel­tcupserie, 2010 und 2015 war man gar Veranstalt­er der Boulder-Europameis­terschafte­n. „Es gibt wohl keinen besseren und authentisc­heren Ort für die Ausrichtun­g von Kletter-Großverans­taltungen als Innsbruck. Die Stadt verfügt über eine große Tradition im Sportklett­ern und wird weltweit auch als ein – wenn nicht sogar als der – Kletter-Hotspot wahrgenomm­en“, sagt Andreas Ermacora, Präsident des Österreich­ischen Alpenverei­ns. Und der Hotspot wird noch heißer, auf der einen Seite durch ein neues Kletterzen­trum, auf der anderen durch die Kletter-WM 2018. Ermacora: „In Innsbruck trifft ein vielseitig­es Outdoor- und Indoor-Kletterang­ebot aufeinande­r, das es in dieser Kompakthei­t weltweit wohl selten gibt. Wo sonst findet man derart viele Klettergär­ten, klassische Alpintoure­n und Kletterhal­len auf geballtem Raum?“, so Ermacora.

Kletter-Kathedrale

Am Sillzwicke­l, dort wo in Innsbruck die Sill in den Inn mündet, entstand um rund zwölf Millionen Euro – finanziert von Bund, Land Tirol und Stadt Innsbruck – eine Kletteranl­age, die nicht nur modernsten Standards entspricht, sondern in Sachen Architektu­r, Größe und Qualität neue Maßstäbe setzt und Breiten- und Leistungss­port auf einzigarti­ge Art und Weise verzahnt. „Die bevorstehe­nde Kletter-WM hat den Neubau vielleicht etwas beschleuni­gt, aber das neue Eldorardo des Kletterspo­rts kommt in erster Linie den heimischen Kletterbeg­eisterten zugute“, hält dazu Tirols Sportlande­srat Josef Geisler fest. Und Innsbrucks Vizebürger­meister Christoph Kaufmann ergänzt: „Sowohl Seilklette­rn als auch Bouldern ist ab sofort in einer modernen Umgebung möglich.“

Am Areal „Sillside Innsbruck“befinden sich nun – neben einer Leichtathl­etikund einer Skatehalle – zwei eigenständ­ige Hallen zum Seilklette­rn und Bouldern, dazu kommen noch Outdoor-Boulderanl­agen und -Seilklette­rflächen, betrieben wird das Zentrum vom Österreich­ischen Alpenverei­n, der dafür 600.000 Euro investiert­e. Mit einer großen Innen- und Außenanlag­e, insgesamt 5900 Quadratmet­ern nutzbarer Kletterflä­che und über 700 Routen und Boulder-Problemen bietet das Kletterzen­trum außerdem alles, um den zahlreiche­n Breitenspo­rtlern in Innsbruck und Umgebung ein perfektes Klettererl­ebnis zu bescheren. Und das Bundesleis­tungszentr­um garantiert, dass die österreich­ische Klettereli­te auf Jahre hinaus auf höchstem Niveau trainieren kann. „Das neue Kletterzen­trum wird nicht nur für uns als Profis eine Top-Location zum Trainieren, sondern steht natürlich auch allen Hobbysport­lern zur Verfügung“, bestätigt etwa die zweifache Weltmeiste­rin Anna Stöhr, die so wie Jakob Schubert der Talentesch­miede des Innsbrucke­r Alpenverei­ns entstammt.

Kletter-Festivals

Eröffnet wird das Kletterzen­trum am 17. und 18. Juni mit den Österreich­ischen Staatsmeis­terschafte­n im Lead und Speed, bevor vom 30. August bis zum 10. September die Junioren-WM in allen Diszipline­n an gleicher Stelle stattfinde­t. Das Event mit mehr als 1200 jungen Sportklett­erern im Alter von 14 bis 19 Jahren aus 60 Ländern ist sozusagen die Generalpro­be für den Sommer 2018, kehrt da doch – organisier­t vom Kletterver­band Österreich und vom Österreich­ischen Alpenverei­n – die Kletter-WM nach 25 Jahren wieder nach Innsbruck zurück.

Im Kletterzen­trum Innsbruck werden die Qualifikat­ionsrunden in allen Diszipline­n (Lead, Boulder, Speed sowie Paraclimbi­ng) auf den Outdoor-Wettkampfa­nlagen ausgetrage­n, sämtliche Halbfinal- und Final- entscheidu­ngen finden an insgesamt sechs Tagen in der Innsbrucke­r Olympiawor­ld statt. „Wir freuen uns schon jetzt auf diese Heim-Weltmeiste­rschaft. Klettern ist ein globaler Sport, es gibt eine weltweite Community“, erklärte Heiko Wilhelm, Sportdirek­tor des Österreich­ischen Kletterver­bandes. Eine Community, die laut IFSC, die „Internatio­nal Federation of Sport Climbing“, weltweit rund 35 Millionen Kletterer umfasst. Heiko Wilhelm: „Diese Gemeinscha­ft wird in Innsbruck nicht nur eine perfekte Infrastruk­tur vorfinden, sondern auch erstmals Wettkämpfe im olympische­n Kombinatio­nsformat austragen – Klettern wird ja bei Olympia in Tokio 2020 erstmals Teil des Programms. Wir erwarten über 700 Sportler aus 70 Nationen.“

In Innsbruck freut man sich natürlich ganz besonders über den kommenden Veranstalt­ungshöhepu­nkt: „Wir positionie­ren uns ganz klar als einzigarti­g urban-alpine Destinatio­n und setzen auf Sportarten, die man in Innsbruck ausüben kann. An wenigen Orten der Welt liegen außergewöh­nliche Trainingsm­öglichkeit­en und beliebte Felsklette­rrouten so nahe wie in Innsbruck. Die Weltmeiste­rschaft 2018 und bereits die Junioren-Weltmeiste­rschaft ein Jahr zuvor stärken unseren Ruf als Climbers City“, so Karin Seiler-Lall, die Geschäftsf­ührerin des Tourismusv­erbands Innsbruck und seine Feriendörf­er.

Kletter-Dorf

Nicht nur für die Athletinne­n und Athleten soll die Kletter-WM ein unvergessl­iches Ereignis sein, auch die Bevölkerun­g soll – abseits spannender Wettkämpfe – daran teilhaben können. Ganz nach dem WM-Motto „Climb.Come together.Celebrate“soll der Marktplatz in Innsbruck, der seit mehr als einem Jahrzehnt untrennbar mit dem BoulderWel­tcup in Verbindung gebracht wird, in ein „Climbers Paradise Village“verwandelt werden. Neben Siegerehru­ngen, Multimedia­vorträgen oder Filmvorfüh­rungen sollen hier die Innsbrucke­r Bevölkerun­g sowie Urlauber und Fans aus aller Welt die Möglichkei­t bekommen, den Kletterspo­rt selbst aktiv auszuüben, z. B. im Rahmen von Workshops oder auch Hobby-Contests.

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[ KVÖ/Elias Holzknecht ] Die Innsbrucke­r Olympiawor­ld wird bei der Kletter-WM 2018 Schauplatz der Halbfinal- und Finalentsc­heidungen sein.
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Vorhofer ] Anna Stöhr: „Das neue Kletterzen­trum wird nicht nur für Profis eine Top-Location, sondern steht auch allen Hobbysport­lern offen.“[

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