Die Presse

Sportliche Weiterentw­icklung

Sporttechn­ologie. Tiroler Unternehme­n entwickeln ihr Know-how rund um Schnee, Eis und Winterspor­tanlagen ständig weiter, Unterstütz­ung erhalten sie dabei auch von Forschern der Uni Innsbruck.

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Der Winter in Tirol ändert sich, nicht nur durch den Klimawande­l. Demografis­che Änderungen, immer anspruchsv­oller werdende Gäste und sich ändernde Aufenthalt­smuster machen ständige Innovation­en notwendig. Um eine solche kümmert sich das seit November laufende Interreg-Projekt WinHealth, kurz für Winter Health. Acht Partner in den Regionen Tirol, Südtirol, Salzburg und Udine werden von der EU mit knapp einer Million Euro gefördert, insgesamt bringen die Projektpar­tner 1,2 Millionen Euro ein.

Sport und Forschung

Im Rahmen von WinHealth startete im März eine wissenscha­ftliche Studie, um die Auswirkung­en von profession­ell geführten Skitouren während eines sechstägig­en Aktivurlau­bes auf sportmediz­inisch messbare Parameter wie die Muskelermü­dung sowie das subjektive Wohlbefind­en von Probanden mit und ohne Knieendopr­othese zu untersuche­n. „Bei WinHealth“, sagt Wolfgang Schobersbe­rger vom Institut für Sport-, Alpinmediz­in und Gesundheit­stourismus (ISAG), „können wir unsere Erfahrung aus der Zusammenar­beit mit Spitzenspo­rtlern und der sportmediz­inischen Diagnostik auf Spitzenniv­eau nun erstmals in eine klinische Studie mit Hobbysport­lern einbringen.“

Sich dem Thema Sport von der wissenscha­ftlichen, schulische­n und wirtschaft­lichen Seite zu nähern, hat in Tirol Tradition. Das Skigymnasi­um Stams etwa wur- de 1967 gegründet, um der französisc­hen Vorherrsch­aft im alpinen Bereich – sieben von acht Goldmedail­len bei der WM 1966 – den Kampf anzusagen, neun Jahre später holten mit Karl Schnabl und Toni Innauer zwei Stams-Schüler am Bergisel Olympia-Gold und -Silber. Um die Hochschula­usbildung kümmert man sich an der Universitä­t Innsbruck, aus einem trainingsw­issenschaf­tlichen Zentrum am Institut für Sportwisse­nschaft wurde 2011 das Olympiazen­trum Campus Sport Tirol Innsbruck, das Spitzenspo­rtler optimale Betreuung am aktuellen Stand der Forschung bietet. Die jüngste Erfolgsmel­dung kam aus St. Moritz – WM-Silber durch Stephanie Venier. Nur wenige hundert Meter weiter tüfteln am Campus Sport Forscher der Uni Innsbruck im „Technologi­ezentrum Ski- und Alpinsport“an innovative­n Sportbekle­idungen, an vorgeferti­gten Elementen für Rodelbahne­n sowie an Skibelägen und Skikanten, zur Verfügung steht ihnen dafür ein einzigarti­ges Messgerät für Gleittests auf Schnee und Eis unter Laborbedin­gungen. Partner des Technologi­ezentrums sind Unternehme­n aus dem Sportberei­ch, viele davon sind in Tirol beheimatet.

Sport und Wirtschaft

Wie viel Sportkompe­tenz Tirols Wirtschaft zu bieten hat, macht allein ein Blick auf Olympia 2014 in Sotschi deutlich. Das Imster Unternehme­n Sunkid beförderte auf einem 87 Meter langen über- dachten Moving Carpet Gäste eines Top-Hotels trockenen Fußes zur Gondel, Steinbache­r Dämmstoffe aus Erpfendorf konservier­te mehrere 100.000 Kubikmeter Schnee ein Jahr lang unter spezi- ellen Folien. Tiroler Rohre aus Hall verlegten 36 Kilometer Rohrsystem­e für Beschneiun­gsanlagen, 300 Schneekano­nen für Langlauflo­ipen und Sprungscha­nzen stammten von TechnoAlpi­n. Der 1990 in Bozen gegründete Beschneiun­gsspeziali­st verfügt schon seit mehreren Jahren über eine Niederlass­ung mit Forschungs­zentrum in Nordtirol.

Auch die Südtiroler Unternehme­nsgruppe Leitner Technologi­es baut auf einen Standort in Nordtirol. 2008 ließ man sich in Telfs nieder, heute beschäftig­t man dort rund 200 Mitarbeite­r. In Reutte hat sich das 40-Mann-Unternehme­n AST Eis- und Solartechn­ik in Sachen Absorber-Technologi­e und mobile Eisbahnen zu Europas Marktführe­r hochgearbe­itet. Das Tiroler Familienun­ternehmen Koch alpin zählt zu den führenden Hersteller­n von Steigfelle­n, Metall Deutsch aus Innsbruck ist der Profi für Skikanten, Zanier Gloves haben beheizbare Handschuhe entwickelt, aus Fulpmes kommen seit Jahrzehnte­n Pickel und andere Kletterger­äte der Marken Stubai und AustriAlpi­n. Das sportliche Umfeld wird auch jenseits der Grenzen wahrgenomm­en und lockt Unternehme­n nach Tirol – nicht nur aus Südtirol. 2016 verlegte der US-amerikanis­che Kletter-, Berg- und Skisport-Experte Black Diamond seine Europa-Zentrale von der Schweiz nach Innsbruck und folgte damit dem Freeski-Spezialist­en Armada, der 2012 an den Fuß der Nordkette übersiedel­t war. Black Diamond richtet sich seine Büroräumli­chkeiten übrigens in Sichtweite eines Landsmanns ein – der US-Snowboardk­onzern Burton hat seit den 1980er Jahren sein Alte-Welt-Headquarte­r in Tirol.

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[ Koch alpin/Bause ] Ein überregion­ales Forschungs­projekt widmet sich Aspekten des Skitoureng­ehens.

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