Die Presse

Warnung! Ihre Sojamilch kommt gar nicht von der Kuh

Der EuGH verbietet Bezeichnun­gen wie „Tofu-Butter“, weil keine echte Butter enthalten ist. Danke! Darauf wären wir nie gekommen. EuGH: Ohne „normale Eutersekre­tion“ist es keine Milch.

- VON MATTHIAS AUER matthias.auer@diepresse.com

Was ein echter Käse sein will, kommt ohne tierische Euter nicht aus. Zu diesem bahnbreche­nden Entscheid rang sich dieser Tage der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) durch. Rein pflanzlich­e Produkte dürfen daher nicht länger als „Soja-Milch“, „Tofu-Butter“oder „Veggie-Käse“beworben werden. Der EuGH gab damit dem Verband Sozialer Wettbewerb recht, der gegen diese unverschäm­te „Irreführun­g der Verbrauche­r“geklagt hatte.

Wie dringend die armen, irregeführ­ten Verbrauche­r dieses Urteil al- lerdings wirklich gebraucht haben, ist fraglich. Denn kaum eine andere Branche wirbt so offensiv damit, eben keine tierischen Inhaltssto­ffe zu verwenden, wie die Hersteller vegetarisc­her und veganer Lebensmitt­el. Es gibt diese boomende Nische schließlic­h nur darum, weil Menschen eben bewusst darauf verzichten, tierische Produkte zu sich zu nehmen. Ob sie wirklich enttäuscht sind, wenn ihre Sojamilch keine Kuhmilch ist?

Und wer es anders will und im Supermarkt das Wort „Käse“entziffern kann, wird vermutlich auch am überlebens­großen Beisatz „rein pflanzlich“oder „vegan“nicht scheitern. Sollte sich doch einmal die nunmehr verbotene vegane Butter im Einkaufs- wagen finden, ist das wohl auch kein Malheur. Wird eben etwas weniger klimaschäd­liches Methangas von den Milchkühen in die Luft gepumpt.

Ein wenig erinnert das Urteil an 2013, als die EU-Parlamenta­rier bei der Abstimmung über die neue EUTabakric­htlinie schärfer gegen Schokoziga­retten und Marzipanzi­garren vorgegange­n sind als gegen „echte“Zigaretten. Während ultradünne Zigaretten, die vor allem von Jugendlich­en gern geraucht werden, nur neu verpackt werden mussten, sollten Süßigkeite­n in Zigaretten­form aus den Geschäften verschwind­en. Eine „Abstimmung­spanne“, hieß es danach – in der Letztfassu­ng wurde das Verbot aufgehoben.

Der EuGH-Entscheid wird hingegen halten. Und nach den Milchprodu­kten dürfte es nun der veganen Wurst an den Kragen gehen. Rechtlich biete die bestehende EU-Regelung wenig Spielraum, sagen Juristen.

Am fairsten ist in diesem Fall vielleicht die vollkommen­e Transparen­z. Auch wer echte Milch und Butter will, sollte genau wissen, was er bekommt. Der EuGH bietet in seinem Urteil einen Werbesloga­n an. Ein Milchprodu­kt darf sich nur nennen, was aus „normaler Eutersekre­tion“von Tieren gewonnen wird, heißt es da. Wen das nicht lockt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

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